Kapitel 35

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Am nächsten Tag verließ ich das Krankenhaus mit einer Schachtel Schmerztabletten in der Hand. Es war doch nur die Wirkung eines Schmerzmittels gewesen das mich hatte schmerzfrei gehen lassen. Jetzt tat mein Bein wieder höllisch weh und ich war froh über die kleine Packung. Auch da sie ein zusätzliches Mittel enthielten das weiterhin gegen die Entzündung ankämpfte.

„Hat Bjon überhaupt so viel Platz, damit er uns alle aufnehmen kann?", fragte ich Sam, während ich bei ihm untergehackt über den Platz humpelte. Links von mir stützte mich Damir, der sich mit Reva unterhielt. Sieger und Sieger.

„Hat er. Das Haus von Friedenswächtern ist meistens recht gut ausgestattet und bietet genügend Platz. Einer der wenigen Vorteile. Und auch wenn er schon seit einem Jahr diesen Beruf nicht mehr ausübt hat er das Haus behalten können.", erklärte Sam.

"Avoxe. So unscheinbar und harmlos sie viele gehalten haben, in Wirklichkeit waren das wohl die ersten Rebellen. Nicht umsonst sind sie zu dem geworden, was sie jetzt sind. Sie haben einigen von uns geholfen zu fliehen. Die meisten sind aber nicht raus gekommen. Ich hatte einfach nur Glück. Dafür steh ich jetzt auf ihrer Abschussliste mit ganz oben.", hörte ich Damir auf eine Frage von Reva antworten. Scheinbar ging es darum, wie er aus dem Kapitol entkommen war. Eine Geschichte die auch ich immer noch nicht glauben konnte.

"Auf der Abschussliste stehst nicht nur du weit oben würde ich sagen", meinte Reva daraufhin und ich musste ihr in Gedanken zustimmen. Mich wollten sie töten, ich war nur geradeso entkommen. Sam hatte mir dabei geholfen, weshalb wir beide auch auf der Liste standen. Die anderen hatten ihren Distrikt verlassen, was eigentlich die Todesstrafe verhieß. Im Grunde würden wir also alle sterben, sollten wir jemandem aus dem Kapitol in die Hände fallen.

"Wir sind da", verkündete Sam und erst jetzt merkte ich, dass wir in ein relativ unversehrtes Viertel eingebogen waren.

"Und hier gibt es sicher keine Friedenswächter mehr?", fragte ich noch einmal nach.

"Ganz sicher", antwortete mir Sam. "Die sind schon lange weg, da sie in der Unterzahl waren. Die Angriffe kommen alle vom Kapitol selbst, nicht von einzelnen Friedenswächtern die sich hier noch verschanzt haben. Die sind geflohen oder alle tot."

"Wie viele Distrikte haben sich schon frei gekämpft?", wollte Reva wissen.

"Wir wissen von Distrikt 7, da wir selbst dort waren. Mehr Informationen kann ich dir leider nicht geben, aber ich bin dabei mich hinein zu arbeiten", antwortete ihr Sam und führte uns zur Haustür, an die er viermal hämmerte. Kurz darauf wurde sie von einem schwarzhaarigen Mann geöffnet der noch überraschend jung wirkte. Bjon.

"Da seid ihr ja. Hab mir schon Sorgen gemacht weil es so lange gedauert hat.", meinte er und winkte uns mit seinem gesunden Arm herein.

"Das war meine Schuld", gab ich leise zu. Ich kam einfach noch nicht schneller voran.

"Naja, jetzt seid ihr ja hier", sagte er lächelnd und verriegelte die Tür hinter uns, ehe er wieder vor ging und uns ins Wohnzimmer brachte, wo Tiro, Lucan, Kila und Elise auf dem Boden kampierten. Als sie mich sahen sprangen alle bis auf Elise auf und wir umarmten uns kurz.

"Du siehst schon viel besser aus", meinte Lucan grinsend.

"Fühl mich auch besser", erwiderte ich und grinste ebenfalls, ehe ich zu Reva blickte.

"Das ist Reva Scott, Siegerin aus Distrikt 2 und neues Mitglied unserer Gruppe. Reva, das sind Kila, Elise, Tiro und Lucan."

"Schön euch kennen zu lernen", erwiderte Reva lächelnd.

"Meine Frau macht gerade etwas zu essen. In der Zwischenzeit bringe ich noch Decken und Kissen und ihr könnt euch die übrigen Matratzen so hinrichten wie ihr wollt", sagte Bjon und ging dann, während ich sofort auf das Nachtlager der anderen blickte.

"Tiro kann ich neben dir schlafen?", fragte ich leise. Neben Damir oder Sam zu schlafen während jeweils der andere mit im Raum war fühlte sich komisch an. Neben einem Freund zu liegen nicht.

"Sicher", meinte er lächelnd und half mir dann die Matratzen zu verrücken, sodass es für uns passte.

Auch Reva hatte sich einen Platz gefunden und blickte nun Sam an, was mir überhaupt nicht passte. Wollte sie ihn fragen ob er sich zu ihr legte? Damit er bei ihr schlief? Doch nichts davon war ihr Gedanke, stattdessen erkundigte sie sich nach den Waffen. Ohne konnte sie nicht schlafen.

"Deine liegen auf dem Wohnzimmertisch. Dachte mir schon sowas", meinte er und schmunzelte etwas.

"Das ist wohl eine Krankheit, die ich in all den Jahren niemals ablegen konnte", meinte sie und stand dann auf, ehe sie das Wort an uns alle richtete. "Wie lange wollt ihr in Distrikt 8 bleiben?"

"Solange bis wir alle wieder richtig fit sind. Dann brechen wir auf", antwortete Lucan für uns. Das klang zumindest nach einem Plan an den ich mich halten konnte, auch wenn ich dabei zu Sam blickte. Er schuldete mir für heute noch eine Antwort. Die Antwort darauf ob er nun mitkommen würde oder nicht.

Für den Moment konnte er meinem Blick noch ausweichen.

"Kann ich euch begleiten? Ich meine, ich bin trainiert und ausgebildet was kämpfen angeht. Ich wäre eine große Hilfe für euch und ihr wärt mir willkommene Gesellschaft. Alleine unterwegs zu sein birgt ziemlich große Gefahren", fragte da Reva und nun blickte ich meine restlichen Verbündeten an. Ich hatte nichts dagegen, umso mehr wir waren umso besser. Doch da konnte ich nur für mich selber sprechen.

"Ich habe nichts dagegen", ergriff Lucan als erstes das Wort und auch die anderen hatten keine Einwände. So also wurde es beschlossen und Reva gehörte zu unserer Gruppe dazu.

Elina Green - Wenn Hoffnung alles ist, was bleibt IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt