„Was genau hast du gerade vor?", fragte er und kam auf mich zu.
„Ich entlasse mich selbst", erwiderte ich und versuchte so aufrecht stehen zu bleiben wie nur möglich, während er eindeutig wütend zu mir kam.
„Du entlässt dich nicht selbst."
„Doch, wie du siehst tue ich das gerade", sagte ich und wurde nun selbst ein wenig wütend. Ich war erwachsen und konnte das immer noch selbst entscheiden, ob es ihm nun passte oder nicht.
„Ich geh dann mal wieder. Mit einem Arzt reden.", murmelte der andere Mann und verschwand zusammen mit der Schwester aus dem Zimmer.
„Jetzt zieh dich wieder um und leg dich hin", wies mich Sam daraufhin an und ich hob meine Augenbrauen nach oben.
„Nein", erwiderte ich.
„Elina."
„Sam. Ich tue sicher nicht was du mir sagst, ich entscheide das selbst. Genauso wie du entscheidest hierzubleiben. Ich bin dagegen und trotzdem tust du es. Also sag mir nicht was ich zu tun habe, ich mache auch was ich will.", sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
Sam sah mich an und sein Blick wirkte als wenn er sich nicht sicher war ob er wütend oder traurig sein sollte. Schließlich überbrückt er den letzten Abstand zwischen uns und drückt mich sanft auf das Bett.
„Das kannst du doch nicht miteinander vergleichen. Du riskierst deine gesund, ich riskiere nichts", meinte er und blickte mich an.
„Du riskierst unsere Freundschaft. Ist das nichts?", erwiderte ich.
„Doch natürlich ist das was! Aber ich tue es ja auch für unsere... Freundschaft", behauptete er und sah auf seine Hände.
„Komm mit und bleib nicht hier", bat ich ihn.
„Ich kann nicht", meinte er und seufzte.
„Doch kannst du. Sonst gehe ich jetzt nach draußen, auf der Stelle", versuchte ich ihn zu erpressen, was er natürlich sofort durchschaute.
„Biest."
„Mistkerl.", erwiderte ich und musste lächeln.
„Ich denke darüber nach. Bis morgen. Und solange bleibst du hier, einverstanden?", bot er mir einen Kompromiss an und ich stimmte zu. Sollte er sich morgen falsch entscheiden würde mir schon noch etwas einfallen.
„Wer ist das?", fragte ich danach um das Thema zu wechseln und deutete auf das andere Mädchen, welches nun zu schlafen schien.
„Erkennst du sie nicht?", stellte er eine Gegenfrage, doch ich schüttelte den Kopf. Ich war noch nie gut in sowas gewesen, was er eigentlich wissen dürfte.
„Reva Scott", antwortete er und als es da bei mir immer noch nicht klingelte, fuhr er fort. „Siegerin aus Distrikt 2. Sie ist geflohen und hat es bis hierher geschafft."
„Und was ist mit ihr passiert? Warum hat sie so geweint?", wollte ich wissen auch wenn es eigentlich nur eine Antwort darauf gegeben konnte. Sie hatte bestimmt irgendjemanden verloren, so wie wir alle.
„Im Fernsehen wurde gerade eine Hinrichtung aus Distrikt 2 gezeigt. Eine Hinrichtung von Verrätern und einen davon kannte sie", erklärte mir Sam und ich nickte. Wer auch immer es war, es musste ein Rebell gewesen sein. Und scheinbar zeigte das Kapitol diese Hinrichtungen mittlerweile live, um die Menschen abzuschrecken. Wie die Gehängten in Distrikt 4 dazu beitragen sollten.
„Kennst du sie näher? Wie ist sie so? Wie hat sie die Spiele gewonnen?", fragte ich weiter.
„Wir haben öfter mal zusammen in der Akademie trainiert. Sie war da schon ein typischer Karriero, wollte unbedingt gewinnen und hat sich dann ja auch freiwillig gemeldet. Näher kennen tue ich sie allerdings nicht, aber sie ist jemand aus der Heimat", erzählte er mir und wieder nickte ich, auch wenn mir der letzte Satz nicht gefiel. Vor allem jedoch nicht wie er dabei zu ihr sah.
„Hast du die Männer gekannt die hingerichtet wurden?", krächzte plötzlich eine Stimme vom anderen Bett und ich zuckte ein wenig zusammen. Diese Reva war schon wieder zu sich gekommen.
„Mit fast allen war ich zusammen in der Ausbildung", murmelte Sam und blickte auf seine Hände. Besorgt sah ich ihn an und legte meine Hand auf seine. Das hatte er natürlich mal wieder nicht erwähnt. Er hatte nur gesagt, eine Hinrichtung war gezeigt worden. Nicht, dass es ihm nahe ging weil er sie kannte. Und ich hatte es nicht gemerkt und war auch nicht auf die Idee gekommen. Jetzt fühlte auch ich mich schlecht.
„Du bist nicht in Distrikt 2 geblieben. Hast du dich hierher versetzen lassen?", wollte sie nun wissen und setzte sich auf." Ich wurde nach Distrikt 4 versetzt, obwohl ich in 2 bleiben wollte. Aber die wenigsten werden gefragt ob und wohin sie gehen wollen", antwortete ihr Sam.
„Ja, Kael hat mir das oft genug erklärt", meinte sie und starrte an die Wand.
„Kael kannte ich auch", sagte Sam und sah zu Reva, während ich gar nichts verstand was mich tierisch nervte. Sie hatten einen Draht zueinander weil sie etwas verband. Ich konnte nur rumsitzen und zuhören.
„Ich gehe mal schauen ob ich einen Arzt finde. Und bevor du dich aufregst, ich komme gleich wieder", meinte ich an Sam gewandt und stand dann auf um sie allein zu lassen. Allerdings für maximal 10 Minuten, ich würde auf die Uhr sehen.
Ich hielt es jedoch schon eher nicht mehr aus und da hier kein Arzt weit und breit zu sehen war ging ich wieder zurück. Sie saßen beide noch dort wo ich sie zurück gelassen hatte.
„Kein Arzt zu finden.", sagte ich und ging wieder zu Sam.
„Naja, es ging alles sehr schnell, bevor es eskaliert ist musste ich weg, um mein Leben zu schützen. Und warum alleine. Naja, ich habe nicht sehr viele Freunde. Und meine beste Freundin hat eine Familie, sie wäre niemals mitgekommen. Enobaria und Brutus, naja, ihr wisst ja was geschehen ist. Kael konnte nicht weg, es war einfach zu wenig Zeit. Er wollte nachkommen und...", erzählte Reva einfach weiter, doch hier brach sie ab. In ihrem Gesicht konnte ich den Schmerz deutlich lesen. Der harte Karriero war gebrochen.
„Dann passt du perfekt zu uns", rutschte es mir heraus, einfach weil ich wollte, dass es ihr besser ging. „Wir sind sozusagen die Gruppe der Übriggebliebenen die trotzdem noch nicht aufgegeben haben und Snow in den Hintern treten wollen. Wobei, vielleicht doch eher ins Gesicht."
Sie lachte auf und blickte uns dann an, ehe sie wieder antwortete.
„Ich bin gut darin jemanden ins Gesicht zu schlagen. Oder zu schießen. Oder ein Messer zu werfen."
„Sehr gut, ein Messer fehlt uns eh noch. Dann hätten wir die Pistole, ein Schwert, Pfeil und Bogen und Kreativität und Intelligenz", fasste ich lächelnd zusammen.
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Elina Green - Wenn Hoffnung alles ist, was bleibt III
FanfictionDas Jubeljubiläum steht bevor und die Tribute werden aus dem Kreis der bestehenden Sieger ausgelost. Finnick, Annie, Damir. Wieder einmal muss Elina um ihre Lieben bangen, denn die drei könnten bei dieser Ernte gezogen werden. Doch dieses Mal will s...