Kapitel 31

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Ich war mir sicher zu träumen. Vor allem da es sich unwirklich und mehr wie ein Traum anfühlte. Nie und nimmer konnte die Person die sein für die ich sie hielt. Niemals. Er konnte nicht hier im Wald sein, das war nicht möglich.

„Elina?", fragte er ungläubig und ließ sein Messer sinken.

„Damir?", sagte ich seinen Namen genauso ungläubig während ich ihn einfach nur anstarrte. Danach reagierten wir gleichzeitig. Ich versuchte mich hochzurappeln und er kam auf mich zu. Am Ende half er mir und zog mich in seine Arme, da ich wohl zu schnell aufgestanden war und mir gleich schwindlig geworden war, wo ich zu weinen begann.

Niemals hätte ich gedacht ihn wiederzusehen. Zwar hatte ich es immer noch gehofft doch daran geglaubt hatte ich schon längst nicht mehr. Es war auch mehr als aussichtlos, immerhin war ich auf der Flucht und auf dem Weg nach Distrikt 13 und er war im Kapitol.

„Wie?", fragte ich einfach nur und hoffte dass es als Frage für all die Antworten die ich suchte reichen würde.

„Ein paar Mentoren waren eingeweiht. Nachdem Beetee die Arena gesprengt hat hätten wir zusammen mit Abernathy nach Distrikt 13 geflogen werden sollen. Doch der Plan war in der Theorie besser als in der Praxis und wir haben es nicht geschafft. Stattdessen hatten wir Glück dass uns einige Avoxe halfen. Es gibt wohl kaum jemanden, der das Kapitol so hasst wie sie. Wir mussten buchstäblich durch die Hintertür und haben es so gerade noch zum Bahnhof geschafft der eine Lieferung ausfuhr. Danach wurde alles abgeriegelt und abgesperrt. Einige Mentoren sind noch dort, die kommen so viel wir wissen auch nicht mehr weg.", begann er zu erzählen. „Kurz vor Distrikt 7 haben wir dann ihn getroffen. Deshalb haben wir diesen Distrikt auch ausgelassen und sind gleich los um dich zu suchen. Wir beide wissen ja, dass du nicht für das Überleben in der Wildnis gemacht bist."

Ihn getroffen? Ich schob Damir ein wenig nach hinten und erst da entdeckte ich Sam, der das Schlusslicht der Truppe gebildet hatte. Er sah mich an und lächelte leicht, machte jedoch keine Anstalten zu mir zu kommen. Aber ich wollte dass er kam, wollte auch ihn umarmen weil ich so froh war dass er wohlauf war, doch bereits nach einem Schritt knickte ich ein. Was war jetzt los? Wieso schaffte ich keinen Meter mehr?

„Du bist verletzt.", stellte Damir fest, nachdem er mich aufgefangen hatte. „Was ist passiert?"

„Mutationen.", schaltete sich Tiro mit vor der Brust verschränkten Händen ein.

„Wir haben die Leichen gesehen.", meinte die einzige Frau unter ihnen.

„Wer sind diese Leute?", lenkte ich ab und begann sie zu mustern. Der vierte war ein Mann, ungefähr Mitte 30.

„Sona, Mentorin aus Distrikt 6 und Melo, Mentor aus Distrikt 10.", antwortete mir Damir, als plötzlich weitere Stimmen zu hören waren und meine restlichen Verbündeten zu uns stießen. Danach musste die Situation erst erklärt werden, wobei die Tatsache half, dass die zwei anderen Mentoren für Lucan bekannte Gesichter waren. Es gab eben doch Leute die sich im Gegensatz zu mir die Sieger auch alle merken konnten. Doch ich hatte schon Probleme zu verstehen und mir zu merken was gerade gesagt wurde, wie sollte ich mir also Gesichter einprägen die vor Jahren mal im Fernsehen zu sehen waren? Vor allem waren sie im Vergleich zu damals ein gutes Stück älter geworden.

„Du solltest dich hinsetzten.", flüsterte Tiro mir irgendwann ins Ohr und ich nickte sofort, ehe ich seinen Arm ergriff und mir von ihm helfen ließ. Ich war völlig am Ende und in diesem Moment konnte ich es auch nicht mehr überspielen. So sehr ich mich auch freute die beiden wiederzusehen und wie glücklich ich auch war, ich fühlte mich mit einem Mal richtig schlapp und müde und wollte nur noch schlafen. Es war als wenn ich nur noch für diesen kurzen Moment Energie gehabt hätte und meine Batterien jetzt leer waren.

„Sie hat Fieber.", stellte Lucan fest und jetzt erst merkte ich, dass Tiro ihn geholt hatte und beide sich nun über mich beugten. Meinten sie mich? Hatte ich Fieber? Weitere Gesichter erschienen in meinem Blickfeld doch ich konnte sie nicht mehr auseinander halten. Alles begann vor meinen Augen zu verschwimmen weshalb ich sie einfach schloss.

„Wie weit ist es bis zum nächsten Distrikt?", hörte ich Damir fragen und eine Stimme, es musste Sam sein, antwortete ihm. Alles klang jedoch ziemlich fremd und ich war mir nicht mehr sicher ob es real war oder nicht.

Ich hatte Fieber. Scheinbar halluzinierte ich. Wie lange schon? War die Begegnung mit Damir und Sam auch nur ein Traum gewesen? Doch ich kannte die Antwort. Es musste so sein, nie konnten sie beide hier bei mir sein. Ich wünschte es mir so sehr und genau deshalb konnte es nicht real sein.

„Bis Distrikt 13 ist es noch weit.", seufzte Finnick und ich drehte meinen Kopf herum.

„Wie weit?", fragte ich und glaubte plötzlich Sand unter mir zu spüren.

„Einige Tagesmärsche. Du wirst es nicht bis dahin schaffen, die Wunde hat sich entzündet. Wieso hast du den dunklen Strich so lange ignoriert?", wollte er fast vorwurfsvoll wissen.

„Ich habe mir gedacht er verschwindet vielleicht wieder wenn ich ihn lange genug ignoriere.", gab ich kleinlaut zu. „Außerdem war es nur ein Kratzer. Wie konnte der sich überhaupt so entzünden?"

„Das war dumm. Und Mutation reicht wohl als Antwort. Diese Dinger wurden geschaffen um zu töten."

„Ich weiß. Spiel dich nicht als Oberlehrer auf.", gab ich zurück und musste schmunzeln, ehe ich wieder ernster wurde. „Wie geht es dir?"

„Gut denke ich. Aber da ich deine Vorstellung bin musst du dir die Antwort darauf geben.", erwiderte er und ich seufzte.

Er war in meiner Vorstellung, weil ich wollte, dass es ihm gut ging. Und ich wollte, dass er hier war. Nicht in Distrikt 13, sondern hier bei mir. Ich brauchte ihn, meinen großen Bruder, und mit einem Mal bekam ich richtig Angst. Was wenn sie alle nur meine Vorstellung gewesen waren? Wenn ich bereits gefiebert hatte als wir noch unterwegs waren und das Hinsetzen meine letzte Erinnerung war? Was wenn ich sie alle nur noch in meiner Vorstellung sehen konnte, da sie bereits tot waren? Falls ich selbst nicht ebenfalls bald sterben würde.

 

Elina Green - Wenn Hoffnung alles ist, was bleibt IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt