Es folgten keine weiteren Angriffe. Weder in der Nacht noch in den zwei darauffolgenden Tage. Scheinbar hatten wir alle Mutationen dieser Gruppe erledigt oder wir hatten uns genügend Respekt verschafft damit sie es nicht riskierten, noch einmal anzugreifen. Klang beides nicht sehr logisch wenn man bedachte, dass wir nur eine kleine Gruppe unerfahrener Kämpfer waren. Doch das war mir egal, Hauptsache diese Dinger blieben weg. Was nun der Grund dafür war spielte keine Rolle, zumindest nicht für mich. Was jedoch eine Rolle für mich spielte war meine dumme Verletzung. Natürlich hatte er sich entzündet und ich kam kaum noch voran. Immer wieder musste ich um eine Pause bitten und dann die Zähne zusammenbeißen, während ich den Anderen immer wieder versicherte, dass es mir gut ging und ich gleich weiter konnte. Doch ich selbst wusste, dass dies nicht mehr lange gut gehen würde und Tiro wusste das auch. Mittlerweile trug er außer Bogen und Köcher all meine Sachen und in ganz schwachen Momenten stützte er mich sogar ein wenig. Wieso er mir half wusste ich nicht, auch warum der Rest der Gruppe immer wieder meinetwegen anhielt, doch vielleicht lag es wirklich daran dass wir sowas wie ein Team waren und zusammen überleben konnten. Und solange keine Mutationen kam und uns auseinander trieb oder jagte und auch solange wir noch genügend Nahrung fanden brauchten wir uns nicht zu beeilen.
„Okay, eine Pause. Ich kann nicht mehr weiter.", behauptete Tiro, doch ich merkte dass sein Körper durchaus noch genügend Kraft hatte. Ich war es mal wieder, der keinen Schritt weiter konnte.
„Alles klar, es wird eh bald dunkel. Lasst uns ein Nachtlager aufschlagen, Feuer machen und die Nachtschicht einteilen.", beschloss Lucan und keiner wiedersprach. Elise ging mit Kila Holz holen, er selbst sicherte die Umgebung ab und ich brach halb an einem dicken Baumstamm zusammen.
„Ich geh mich mal umsehen ob hier endlich die richtigen Kräuter wachsen. Kann ich dich kurz allein lassen?", fragte Tiro und ich nickte sofort. Es war mir immer noch lieber wenn ich allein war, auch um kurze Zeit die Maske nicht aufrecht halten zu müssen, die mir an diesem Tag eh schon viel zu oft verrutscht war.
Als erstes kamen Elise und Kila zurück. Das Gute am Wald war, dass man immer schnell und einfach Feuerholz fand. Ich fragte mich wie lange es noch dauerte bis wir anderes Gelände erreichten und dafür schon länger suchen mussten. Und ich fragte mich, ob wir überhaupt auf dem richtigen Weg waren da hier sowieso alles gleich aussah und immer noch kein Distrikt in Sicht war.
Als Lucan wiederkam teilte er uns mit, dass es hier ziemlich ruhig zu sein scheint. Der Bach, an den wir uns so gut es ging hielten, war nicht weit und wir konnten alle erst einmal unsere Flaschen wieder auffüllen. Beziehungsweise sie taten es, mir brachten sie eine mit.
Ein Ast knackte und ich zuckte sofort zusammen, doch es war nur Tiro der zurückkam. Hier in der Wildnis wurde man echt paranoid.
„Keine gefunden. Aber das werde ich noch, da bin ich mir ganz sicher.", sagte er und ich nickte.
„Kein Problem. Es tut schon gar nicht mehr weh. Ich glaube es heilt jetzt endlich. Zeit wird es.", erwiderte ich und hielt optimistisch meinen Daumen nach oben. Auch wenn ich mir selbst natürlich schon wieder das schlimmste vorstellte.
Tiro erwiderte nichts darauf, sondern ließ sich neben mir nieder. Keine Ahnung was der Junge hatte, aber er setzte sich ziemlich gerne neben mich. Oder schlief neben mir. Ich kannte den Grund nicht doch es machte mir nichts aus. Im Gegensatz, mittlerweile war ich froh darüber, da ich mir dann nicht mehr so alleine vorkam. Ich vermisste Sam. Und Damir, Sam und Sarah.
„Wo sind die Anderen hin?", fragte er nach einer Weile.
„Wasser holen. Dir bringen sie auch etwas mit.", erwiderte ich.
„Wie geht es deinem Bein?", wollte er nun wissen.
„Ich hab doch gesagt, es wird schon.", antwortete ich doch eigentlich hätte ich mir diese Worte sparen können. Er glaubte mir sowieso nie und sein Schweigen vorhin hatte wohl nur zu bedeuten, dass er später darauf zurückkommen würde. Später kam bei ihm wohl meistens ziemlich früh, weshalb er jetzt erneut dieses Thema anschlug.
„Es tut höllisch weh und möglicherweise habe ich Fieber. Aber das ist ein gutes Zeichen, oder nicht? Dann fängt man Körper an dagegen anzukämpfen. Oder nicht?"
„Ich muss dringend diese verdammten Kräuter finden. Warum haben wir nicht daran gedacht Medikamente mitzunehmen, als wir aufgebrochen sind?", schimpfte er und warf einen kleinen Stock zur Seite. Wir hatten dran gedacht. Das Problem dabei war nur, dass Sam sie in seinem Rucksack hatte.
„Das wird schon wieder. Wenn nicht halte ich einfach bis zum nächsten Distrikt durch und alles wird gut.", sagte ich und drückte kurz seine Hand, ehe ich den Köcher von meinen Rücken nahm und ihn zusammen mit dem Bogen vor mir ausbreitete. So konnte ich es mir bequemer machen, hatte aber gleichzeitig noch alles griffbereit.
„Okay.", seufzte er und lächelte mich dann an, als plötzlich wieder Äste knackten. Dieses Mal zuckte ich nicht zusammen und auch Tiro blieb ruhig da wir beide mit der Rückkehr der Anderen rechneten. Erwartungsvoll blickten wir deshalb auch in diese Richtung doch es waren nicht Lucan, Elise und Kila.
Sofort spannte sich Tiro an ehe er aufsprang und in dieser Position nun versuchte die Situation einzuschätzen. Doch er hätte genauso gut wie ich einfach sitzen bleiben können, da wir sowieso nichts hätten ausrichten können. Sie waren zu viert und teilweise bewaffnet. Nur mit meinen Pfeilen konnten wir da nicht viel erreichen wenn sie wirklich beschlossen uns anzugreifen. Doch ich wusste, dass sie das nicht tun würden.
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Elina Green - Wenn Hoffnung alles ist, was bleibt III
FanfictionDas Jubeljubiläum steht bevor und die Tribute werden aus dem Kreis der bestehenden Sieger ausgelost. Finnick, Annie, Damir. Wieder einmal muss Elina um ihre Lieben bangen, denn die drei könnten bei dieser Ernte gezogen werden. Doch dieses Mal will s...