Kapitel 21

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Umso näher wir den Zäunen von Distrikt 7 kamen, desto nervöser wurde ich. Es war hier einfach alles viel zu ruhig, keine Schüsse waren zu hören. Nicht, dass dies nicht gut gewesen wäre, immerhin bedeutet das, dass gerade keine Kämpfe stattfanden und somit auch keine Menschen getötet wurden. Doch was wenn es dafür bedeutete, dass die Friedenswächter den Distrikt unter Kontrolle hatten oder noch schlimmer, das Kapitol während unserer Flucht schon gewonnen hatte?

„Hörst du das?", fragte Sam kaum hörbar und blickte mich an.

„Ich höre gar nichts.", erwiderte ich flüsternd.

„Das ist es ja. Der Zaun steht nicht unter Strom. Wir kommen also ohne Problem rein.", meinte er und mir fiel auf, dass ich bis dahin gar nicht auf den Zaun geachtet hatte.

„Aber was ist, wenn wir nicht mehr rauskommen? Wenn wir dann in Distrikt 7 festsetzen, sowie zuvor in Distrikt 4?", fragte ich und machte ihm damit meine Zweifel deutlich.

„Distrikt 7 hat genauso rebelliert wie dein Distrikt. Den Strom haben sie ebenfalls abgeschaltet, wir kommen also ohne Probleme wieder raus. Versprochen. Und wenn nicht sind wir dort sicherer als in Distrikt 4, bis uns etwas einfällt."

Ich war immer noch nicht wirklich überzeugt, doch hier draußen bleiben konnten wir ja schließlich auch nichts, weshalb wir keine andere Wahl hatten und in diesen Distrikt mussten. Allein um mal wieder etwas Richtiges zu Essen und um uns zu waschen.

„Okay.", stimmte ich deshalb zu und Sam drückte kurz meine Hand, ehe er in geduckter Haltung weiter schlich. Es dauerte nicht mehr lange und wir fanden einige Löcher im Zaun was wohl bedeutete, dass auch hier Menschen geflohen waren. Ob das jetzt etwas Gutes war glaubte ich zu bezweifeln, doch Sam stimmte es optimistischer. Er meinte, es konnte dort nicht so schlimm sein, wenn sie immer noch Löcher im Zaun hatten und die Menschen somit nicht drinnen halten konnten. Damit hatte er dann wiederum ja Recht.

Wir gingen noch einige Meter, als mir Sam plötzlich den Bogen und den Köcher abnahm, ehe er sie zusammen mit seinen Gewehren in einem hohlen Baumstamm versteckte. Mit ihnen fielen wir einfach zu sehr auf, weshalb wir nur die Pistolen, versteckt in unseren Jacken, behielten. Danach kletterten wir durch ein Loch und schlichen erneut durch einen Wald, doch dieses Mal durch den von Distrikt 7. Ich war zum ersten Mal in einem fremden Distrikt.

Ich hätte nie Gedacht, dass Distrikt 7 so groß war, da es mindestens zwei Stunden dauerte bis wir endlich den Waldrand erreichten. Dort war es immer noch ziemlich ruhig, auch wenn wir nun die ersten Menschen sehen konnten. Alle trugen Waffen, wir wären also wohl nicht weiter aufgefallen. Das Positive daran war allerdings, dass keiner von ihnen weiß trug. Es schienen also keine Friedenswächter zu sein.

„Was jetzt?", flüsterte ich zu Sam, der die Menschen vor uns musterte. Er schien abzuwägen ob wir es riskieren sollten uns zu zeigen oder nicht.

„Hände hoch. Und keine falsche Bewegung oder ich schieße.", ertönte plötzlich eine Stimme hinter uns und ehe ich es verhindern konnte zuckte ich zusammen und blickte zu Sam. Der schien jedoch genauso wenig damit gerechnet zu haben wie ich.

„Hände hoch hab ich gesagt!", forderte uns die Stimme erneut auf, dieses Mal jedoch energischer. Wir taten was er gesagt hatte und drehten uns dann, so wie er nun verlangte, zu ihm herum, damit er uns sehen konnte. Der Mann konnte nicht älter als 20 sein.

„Wer seid ihr und warum schleicht ihr durch den Wald als wärt ihr auf der Flucht?", wollte er nun wissen. Er schien keine bösen Absichten zu haben, wollte lediglich Antworten. Das hoffte ich zumindest, weshalb ich das Reden übernahm.

„Weil wir auf der Flucht sind.", antwortete ich ihm. „Ich bin Elina. Das ist Sam. Wir sind aus Distrikt 4 geflüchtet und wollen uns nach Distrikt 13 durchschlagen. Wir haben Hunger, sind müde und brauchen unbedingt eine Dusche. Naja er, ich bin ein Mädchen und wir stinken nicht."

Unglauben breitete sich in dem Gesicht des jungen Mannes aus, ehe er bei meinen letzten Worten zu grinsen begann und langsam sein Gewehr senkte, auch wenn er es immer noch fest umklammert hielt.

„Aus Distrikt 4?", fragte er noch einmal nach.

„Ja. Nach der Explosion ging es dort drunter und drüber. Sie wollten mich töten, deshalb mussten wir fliehen."

„Warum wollten sie dich töten?", hakte er natürlich sofort nach.

„Ich bin die Freundin dreier Sieger. Einer von ihnen war in den Spielen, ein weiterer war sein Mentor und die dritte im Bunde wurde entführt um den Tributen damit in der Hand zu haben.", zählte ich auf.

„Finnick Odair. Dann hat er es also aus der Arena raus geschafft."

„Er und noch fünf andere. Drei hat das Kapitol erwischt, die anderen befinden sich in Distrikt 13.", meldete sich nun Sam zu Wort.

„Woher wisst ihr das alles?"

„Sam war Friedenswächter der auf der Seite der Rebellen stand. Er hat uns bis zum letzten Moment die Informationen beschafft.", antwortete ich wieder. Gleichzeitig hatte ich Angst vor der Reaktion des Mannes, doch er ging nicht auf ihn los.

„Wir haben hier auch einige Friedenswächter die übergelaufen sind. Nur hatte keiner diese Informationen erhalten."

„Ich war im Trupp der Annie entführen sollte. Deshalb weiß ich es. Vermutlich auch nur deshalb.", erklärte ihm Sam.

„Nun gut, ich werde euch das fürs erste glauben. Allerdings muss ich euch zu unseren Anführern bringen, damit sie sich diese Geschichte ebenfalls anhören können. Sie werden weiter entscheiden. Ach und ich bin Enro."

Enro lächelte uns an, ehe er sich zwei Finger in den Mund steckte und siebenmal damit pfiff. Es dauerte nicht lange und zwei weitere Personen, eine Frau und ein Mann, kamen mit Waffen auf uns zu.

„Zwei Flüchtlinge aus Distrikt 4. Siegerfreundin und ehemaliger Friedenswächter.", erklärte er ihnen, als sie auch schon begannen uns zu durchsuchen. Nun waren unsere Pistolen weg.

„Ich kenn sie. Aus dem Fernsehen. Man hat dich zu einem Tribut interviewt, richtig?", fragte die Frau, nachdem sie unsere Waffen in ihrem Rucksack verstaut hatte. Ich nickte.

„73. Hungerspiele. Damir Johnson."

„Genau! Seht ihr, ich hab ein super Gedächtnis.", meinte sie weiter, ehe sie einfach vorging und uns bedeutete, ihr zu folgen. 

Elina Green - Wenn Hoffnung alles ist, was bleibt IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt