↠25. März 2015↞
Niall:
Der 25. März 2015 war der schwarze Tag, der mein Leben für immer verändern sollte. Die Welt, wie ich sie kannte wurde gewaltvoll aus ihren Fugen gerissen und was davon übrigblieb war für immer verunstaltet von einer riesigen, klaffenden Lücke genau in ihrem Zentrum. Ich glaubte, meinen Verstand zu verlieren.
Dabei waren die dunklen Wolken schon am Anfang des Jahres heraufgezogen und hatten sich langsam, wie durch dunkle Magie immer mehr verdichtet. Ich hatte mich nur blind gestellt und alle Anzeichen ignoriert- solange, bis sie schlichtweg nicht mehr ignoriert werden konnten.
Zayn hatte sein Vorhaben schon einige Male angedroht und auch mehrmals verkündet, dass er sich nicht mehr wohlfühlte, doch ich war bis zum bitteren Ende davon überzeugt gewesen, dass es nur eine Phase war und er sich wieder einkriegen würde. Dass er immer wieder um mehr Mitspracherecht beim Songwriting bat, sich mit anderen Produzenten, darunter Naughty Boy traf und sich einen Anwalt suchte- all das hätte schon Grund genug sein müssen, ihn ernst zu nehmen, aber so richtig wachgerüttelt wurde ich erst am Morgen des 25. März und realisierte die volle Tragweite seines Entschlusses, den er uns eine Woche vorher mitgeteilt hatte. Ich hatte bis zum Ende fest an sein Bleiben geglaubt und alles für einen Bluff gehalten. Ich hatte einfach nicht verstehen können, wie man all das so leichtfertig wegwerfen konnte.
Dabei war es schon vorher bitterernst gewesen. Ich dachte an den Abend des 18. März zurück, als Louis mich besorgt gebeten hatte, so schnell wie möglich ins Hotel zurückzukommen. Erst hatte ich vermutet, dass Zayn erneut gesundheitlich angeschlagen war und deswegen nicht auftreten konnte oder es Probleme mit der Technik gab, doch nichts dergleichen war der Fall. Als ich in das Zimmer stürmte, saßen die Jungs bereits um einen runden Tisch versammelt da und warteten auf mich. Zayn machte keine großen Umschweife oder Erklärungen. Er fiel sofort mit der Tür ins Haus: «Ich will nicht mehr.»
Seine Stimme klang kühl und gefasst, was vielleicht auch der Grund dafür war, dass ihn zuerst keiner von uns Ernst nahm. Ein fataler Fehler, wie ich heute denke.
Für einen Moment herrschte verwirrtes Schweigen und ich erinnere mich, wie ich Liam einen fragenden Blick zuwarf, woraufhin dieser die Schultern zuckte und mit den Lippen lautlos «Perrie» formte. Manchmal wurde man während den kräftezehrenden Monaten einer Welttournee von heftigen Heimwehattacken überrollt, die einen wahnsinnig machen konnten. Wir alle wussten das und so ergriff Louis das Wort. Beruhigend legte er Zayn die schmale Hand auf die Schulter. «Noch ein paar Wochen Zayn, dann haben wir ein paar Tage frei und du kannst Nachhause fliegen, um ein wenig Kraft und Ruhe zu tanken. Ich vermisse meine Geschwister auch schrecklich. Es bricht mir das Herz, wie viel größer Doris und Ernest jedes Mal geworden sind, wenn ich sie wiedersehe. Ich sehe an ihnen, wie die Zeit vergeht und wie viele kostbare Stunden ich mit ihnen verpasse.»
Doch Zayn schüttelte ruppig seine Hand ab und seufzte frustriert, bevor er sich das rabenschwarze Haar raufte und ihn anfauchte: «Du verstehst nicht. Ich will das nicht mehr. Alles.», er machte eine umfassende Handbewegung.
«Das hier.»
«Versteht ihr denn nicht, dass wir hier endgültig rausgewachsen sind? Wacht auf, Jungs, der Kindertraum ist vorbei. Und ihr seid zu blind, um das zu bemerken. Ihr seid zu blind, um zu merken, dass euch hier alle nur in den Arsch kriechen, weil ihr der Schlüssel zu ihren Millionen seid. Aber ich habe das satt. So satt. Ich möchte endlich gute Musik machen!»
«Woah, jetzt aber mal langsam, Zayn.», begehrte Harry gereizt auf und das war der Funke, der das Fass endgültig zum Überlaufen brachte. Vorher war die Stimmung nur geladen und angespannt gewesen, doch jetzt entlud sie sich in einem Knall. All der Frust, die Anspannung und der Stress der letzten Wochen verwandelten sich in Wut und ich sah meinen besten Freunden dabei zu, wie sie einen Keil zwischen uns und den Jungen mit dem dunklen Haar und den dunklen Augen trieben. Den Jungen, der eine Woche später einfach verschwinden würde, als hätten die letzten Jahre nichts bedeutet.
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Pretty Little Talks
Fiksi PenggemarEs braucht nur eine durchzechte Partynacht in New York, eine nicht ganz nüchterne Begegnung auf der Rückbank eines Taxis und zwei gebrochene Herzen, um aus Jamie und Niall beste Freunde zu machen. Selbst, als Jamie am nächsten Tag zurück nach Washin...