↠21. August 2016↞
Jamie:
Das schlechte Gewissen fraß sich in mein Herz und dort, wo einst mein bester Freund seinen Platz gehabt hatte, klaffte nun ein großes Loch. Es hatte gutgetan, die vertrauten Gesichter meiner liebsten Menschen über das Wochenende zu sehen und doch- eines hatte gefehlt. Ein Gesicht, das egal wo ich war, Zuhause bedeutete. Nialls lautes, ungehemmtes Lachen, die blauen Augen, die mich liebevoll, manchmal forschend musterten und um die sich kleine, feine Netze aus Fältchen bildeten, wenn er mich anlächelte. Hätte ich es ihm anders sagen sollen? Natürlich, er hatte vollkommen recht damit, dass ich es ihm nicht unbedingt in einem der bestbesuchtesten Cafés New Yorks hätte sagen sollen, nur um eine möglichst zurückhaltende Reaktion seinerseits zu erzielen. Aber hätte ich es ihm schonender beibringen können? Ich glaubte es nicht. Dasselbe hatte Cas gesagt: „Jamie, mit so etwas kannst du nur mit der Tür ins Haus fallen oder um dein heißen Brei herumreden. Und ich denke ersteres ist in diesem Fall wohl die bessere Variante. Wie ein Pflaster abreißen. Wenn du es schnell machst, tut es einfach weniger weh."
Und dennoch, jedes Mal, wenn ich an Niall und an unser letztes Treffen dachte, wurde mir elend zumute. Bis jetzt hatte er sich an seine letzten Worte gehalten und alle meine verzweifelten Versuche, zu ihm durchzudringen ignoriert. Ich hatte ihm zahlreiche Nachrichten auf seiner Mailbox hinterlassen, in denen ich mich ein ums andere Mal entschuldigte und ihn anbettelte, mir noch eine Chance zu geben. Unserer Freundschaft. Der Gedanke daran, dass Niall vielleicht nie wieder mit mir reden würde, schnürte mir die Kehle zu und verursachte ein Gefühl der Panik tief in meinem Bauch. Ich liebte ihn. Nur das Problem war, dass ich Josh auch liebte. Anders, ja, aber nicht weniger.
Im Endeffekt kann ich nicht sagen, was mich dazu bewegte, mich von der Schlange wegzubewegen, die zum Boarding meines Rückflugs nach New York führte. Ich tat es einfach. Entschlossenen Schrittes suchte ich mir meinen Weg zum nächstgelegenen Informationsschalter und buchte kurzentschlossen meinen Flug um. Mein Chef hatte mir genehmigt, meine Familie zu besuchen und die nächsten Tage von Zuhause aus zu arbeiten. Solange ich Ende der Woche zur Redaktionssitzung erschien und meine Entwürfe für die nächste Ausgabe abgab, sollte es keine Probleme geben. Ein Tag mehr oder weniger spielte also keine Rolle. Und ich würde schon morgen früh den Nachhauseweg antreten. Es gab da nur etwas, was ich plötzlich unbedingt tun wollte. Los Angeles. Und der einzige Mensch, der Niall mindestens so gut kannte, wie ich.
Erst nachdem ich mein Gepäck abgegeben und mich an meinem Gate eingefunden und hingesetzt hatte, um auf den nächsten Kurzstreckenflug von Washington nach Los Angeles zu warten, überkamen mich Zweifel. War es wirklich richtig, was ich vorhatte? Würde es irgendwas an meiner jetzigen Situation ändern? Oder tat ich es nur, um mich Niall irgendwie nahe zu fühlen? Waren es die Verzweiflung und die Müdigkeit, die aus mir sprachen? Doch es war schwachsinnig und wahrscheinlich auch nicht möglich, meine Reiseroute ein weiteres Mal zu ändern, also fand ich mich damit ab, dass mein Bauchgefühl mir das Richtige sagte und schrieb Josh eine rasche SMS.
Jamie (23:01)
Hi J. Komme erst morgen Abend Nachhause, besuche noch eine Freundin an der Westküste. xx
Ich wusste nicht, weshalb ich log. Ich wollte einfach nicht, dass Josh darüber Bescheid wusste, wen ich tatsächlich besuchen würde. Nicht, dass ich damit rechnete, seine Eifersucht zu wecken. Ich wollte einfach nicht, dass es jemand wusste. Trotzdem fühlte ich mich irgendwie seltsam, als er mir antwortete.
Josh (23:15)
Okay Baby. Alles klar bei dir? Schreib mir, wenn ich dich vom Flughafen abholen soll, hab mein Handy auf laut. xx
DU LIEST GERADE
Pretty Little Talks
FanfictionEs braucht nur eine durchzechte Partynacht in New York, eine nicht ganz nüchterne Begegnung auf der Rückbank eines Taxis und zwei gebrochene Herzen, um aus Jamie und Niall beste Freunde zu machen. Selbst, als Jamie am nächsten Tag zurück nach Washin...
