↠Special 1, Die Hochzeit // Part 2↞

3.3K 230 30
                                        

↠Die Hochzeit↞

Jamie:

Das Erste, was ich am nächsten Morgen wahrnahm, als ich die Augen öffnete war, dass ich keine Luft bekam. Meine Nase war komplett zu und mein Hals staubtrocken, wie eine Wüstenlandschaft. Meine Wangen waren ungewohnt heiß und das T-shirt klebte mir schweißnass am Körper, am Rücken war es unangenehm kalt. Ich fühlte mich elend und sofort wusste ich, dass es wohl von unserem gestrigen Nachtschwimmen kommen musste. Am liebsten hätte ich mich einfach umgedreht und mir die mollig warme Daunendecke über die Nase gezogen, doch stattdessen quälte ich mich aus den Federn und zwang mich dazu, mich aus meinen miefenden Klamotten zu schälen. Sofort begann ich, heftig zu frösteln und eilte schnell in das Bad meines Hotelzimmers, um mich unter die Brause zu stellen.

Das warme Wasser half tatsächlich etwas. Es entspannte meine Muskeln und wusch das widerliche Gefühl des Krankseins aus meinem feuchten Haar. Doch mein Kopf pochte mit jeder Bewegung schlimmer. Stöhnend wühlte ich in meinem Kulturbeutel nach Aspirin, mit dem frustrierenden Ergebnis, dass ich sie wohl Zuhause vergessen haben musste.

Ich fühlte mich gar nicht bereit für eine Hochzeit. In einer halben Stunde sollte ich zu Val rübergehen und ihr beim Schminken helfen. Ich selbst sah aus, wie eine Leiche. Blass um die Nase und meine Haare wirkten abgestumpft und strohig. Na wunderbar...

Doch der Morgen hielt noch so einige weitere Hürden für mich bereit, denn als ich nach einer halben Stunde tatsächlich mein Zimmer verließ und schniefend über den Flur schlurfte, öffnete sich irgendwo auf dem Gang eine Tür und meine Cousine schob sich mir in den Weg. Sie wirkte gestresst und unausgeruht, doch als sie mich sah, schien sie sich etwas zu entspannen. „Jamie, Gott sei Dank!", hektisch winkte sie mich näher zu sich heran und begann eilig, mit besorgtem Blick über die Schulter, zu flüstern: „Cas fragt nach dir. Eigentlich schon seit gestern Nacht. Komisch, dabei war sie die ganze Zeit so gut drauf. Aber jetzt- sie ist ein Häufchen Elend. Ich schätze, sie bekommt kalte Füße, oder sowas. Aber was es auch ist, du musst ihr gut zureden, Jamie. Irgendwie! Solange sie heult, können wir nicht anfangen, sie fertig zu machen und wir müssen...", kurz flackerte ihr Blick zu ihrer Armbanduhr. „...In weniger als drei Stunden startklar sein und zur Kirche fahren. Die Einzige, die jetzt noch etwas tun kann, bist du!"

Gestresst verdrehte ich die Augen, genau in dem Moment, in dem sich noch eine weitere Zimmertür am Ende des Flures öffnete. Ein Kerl mit rosaner Seidenbluse und einem Teil um den Hals, dessen Namen ich nicht kannte, es aber als eine Art Schleife identifizierte, schob sich aus dem Zimmer und erst auf den zweiten Blick fiel mir auf, dass es Niall war. Er wirkte nicht gerade zufrieden mit seiner Kleiderwahl. Genervt zerrte er an der schwarzen Schleife und schlug sich mit der anderen Hand fluchend die viel zu langen Hemdsärmel um, die ihm über die Finger zu rutschen drohten.

Er schien meinen amüsierten Blick auf sich zu spüren, denn im nächsten Moment sah er auf und sofort zogen sich seine Augenbrauen in einem grimmigen Ausdruck zusammen. „Sag. Nichts.", knurrte er zwischen zusammengepressten Kiefern, während er sich zu uns gesellte. Ich ignorierte seine Bitte: „Nettes Outfit, Horan."

„Naja, mein Ursprüngliches hat gestern Abend noch spontan ein Bad genommen.", er bedachte mich mit einem vielsagenden Blick.

„Also musste ich mit Harrys Garderobe vorlieb nehmen."

„Exotisch.", schmunzelte ich, woraufhin er die Augen verdrehte.

Erneut musterte ich das recht ausgefallene Hemd und diese schreckliche, extravagante Fliege und musste mir von innen auf die Backe beißen, um nicht in lautes Gelächter auszubrechen. Niall hingegen schüttelte sich unbehaglich: „Ich sehe darin aus, wie ein irischer Kobold."

Pretty Little TalksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt