12. thoughts

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Ich will hier weg.

Verschwinde.

Ich halte das nicht aus.

Lass los.

Ich will das nicht mehr fühlen!

Dann hör auf zu fühlen!

„...und bis morgen!", verabschiedet sich der Lehrer.

Ein lautes Stuhlquitschen ertönt. Ein Mädchen, mir zum Verwechseln ähnlich, sprintet aus der Tür. Sie versucht ihre Schmerzen, Tränen, Erinnerungen zurückzuhalten. Ihre eigentlichen Retter, rufen ihr nach:

„Hey Naida, warte auf uns!" oder „Dann sehen wir uns später!"

Das Mädchen weiß, dass diese Menschen gut für sie sind. Sie hat ihre Nähe und Liebe gespürt. Diese Menschen würden sich für sie einsetzen. Würden ihr helfen. Aber wäre es nicht einfacher allein zu sein? Es gäbe keine Probleme von Menschen, die einen verlassen. Oder einen verletzen. Vergessen. Man hat nur sich selbst. Man ist sich selbst die beste Freundin, achtet auf sich selbst, lebt für sich selbst.

Wäre es so nicht einfacher? Wäre es für das Mädchen nicht einfach. Wäre es für mich nicht einfacher?

Ich krame aus meiner Tasche die Schachtel Zigaretten und suche nach meinem Feuerzeug. In meiner Hosentasche ist es nicht. In meiner Tasche auch nicht. Wo zum F*ck ist mein Feu-- Scheiße es liegt noch auf meinem Nachttisch! Wütend auf mich selbst gehe ich wieder zurück und in Richtung meines Zimmers. Ich schmeiße die Tasche aufs Bett und krame wieder nach meinen Zigaretten, die ich vorhin reingeschmissen hatte. Dann schnappte ich noch schnell das Feuerzeug, welches ich auf meinem Nachttisch gelassen habe und packe beide Sachen in meine Hosentasche. Gerade als ich die Tür aufreißen wollte, stürmen 4 Jungs in mein Zimmer. Brentons Freunde?? Was machen die hier?? Einer von denen bemerkt mich und fängt an mir wie ein ICE alles zu erklären:

„Brenton hat Geburtstag und wir wollen ihn überraschen. Er müsste jede Sekunde kommen und wir müssen uns in den Umkleiden verstecken und ganz leise sein!"

Kurz wiederhole ich die Wörter von ihm in meinem Gedächtnis und nicke dann langsam.

„Dann gehe ich mal und lasse euch in Ruhe."

„Nein, nein, nein, wenn du raus gehst, könnte dich Brenton sehen! Du musst dich auch im Umkleideraum verstecken!", hält mich ein anderer Junge, mit einem Partyhut auf dem Kopf und einer Konfettipackung in der Hand, auf.

„Und damit du auch leise bleibst, gehe ich mit dir.", ertönt eine andere Stimme.

Ein kalter Schauer fährt meinen Rücken entlang. N-Nein, das kann er nicht sein, oder? Noch bevor ich schauen konnte, wer das wirklich sagte, ‚schrie' jemand im Flüsterton:

„Und jetzt verstecken!"

Und plötzlich wurde ich in meinen Umkleideraum gezogen und an die Wand gepresst. Und zwar von dem Kerl, der die Dunkelheit in seinen Augen hat. Ethon, der Cafeteriakerl, hielt meinen Mund mit einer Hand zu und drückte mich mit seinem ganzen Körper gegen die Wand. Ich versuchte mich zu befreien, doch ich konnte mich kein Stückchen bewegen!

„Tsch, wenn du dich nicht bewegst, dann muss ich dich auch nicht zum Schweigen bringen.", flüstert er neben meinem Ohr.

Ich spüre seine Lippen, die mein Ohr streifen und dann zu meiner Wange wandern. Ich versuche kläglich meinen Kopf von ihm wegzudrücken. Eine Gänsehaut verteilt sich auf meinem ganzen Körper und ich bekomme einen Würgereiz, als er langsam anfängt meine Wange zu küssen. Ich würde ja schreien, wenn ich könnte. Aber ich kann nicht. Ich würde mich ja wehren, aber es geht einfach nicht. Ich kann nicht. Es funktioniert nicht. Ich bin zu schwach... Meine Tränen sammeln sich schon, als im Hintergrund eine Tür aufgeht. Im selben Moment hört man Gejohle und Ethon löst sich Flüche murmelnd und springt ebenfalls aus der Tür.

MY ELEMENTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt