26. pills

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Ein leichter Hauch von Kälte erwischt mich und lässt mich mehr unter die Decke kuscheln. Dabei merke ich, dass neben mir niemand mehr ist und schaue auf. Mein Blick geht sofort zum Fenster, wo Brenton steht. Unsere Augen treffen sich, weshalb ich ein flatterndes Gefühl in meinem Bauch bekomme. Er steht oberkörperfrei da, sodass man seinen perfekt strukturierten Körper sehen kann. Seine Muskeln sind ausgeprägt und sind bestimmt hart erarbeitet. Andererseits... das Training mit Adam ist wahrscheinlich schon ausreichend. Seine Haare zeigen seine natürlichen Locken, die er sich manchmal wegkämmt. Ein kleines Grinsen kommt bei ihm hervor und er murmelt ein „Guten Morgen", welches ich erwider'.

Ich stehe vom Bett auf und gehe zu meinem Nachttisch, aus dem ich eine Zigarette und mein Feuerzeug raushole. Gerade als ich mich zu Brenton stelle und die Zigarette anmachen will, nimmt er es mir aus der Hand und schmeißt es aus dem Fenster. Entsetzt schaue ich ihn an und sehe in seinen Augen, dass er sich ganz lustig findet.

„Du brauchst das nicht mehr.", meint er und tut mit seiner Hand so, als würde er ein Feuerzeug halten.

Kurz sieht es so aus, als würde er schnipsen und schon hat sich eine kleine Flamme über seinem Daumen gebildet. Es sieht so aus, als würde sie tanzen und mich hypnotisieren. Doch dann lässt Brenton sie wieder verschwinden, indem er seine Hand ausschüttelt.

„Jetzt du.", fordert er mich ohne Weiteres auf.

„Ich weiß noch nicht mal wie!", gebe ich verwirrt zurück und bekomme nur ein Augenrollen von ihm.

Was kann ich denn dafür?? Ich bin erst seit gestern eine Feuerbändigerin, oder was auch immer bei mir los ist.

„Versuche einfach die Energie, die du auch gestern durch deine Handflächen fließen gelassen hast, durch deinen Daumen zu führen. Nur nicht so stark.", erklärt er mir. „Und vergiss nicht zu atmen."

Immer noch unsicher, atme ich ruhig ein und mache die gleiche Form mit meiner Hand, wie er. Beim Ausatmen merke ich schon wie etwas Brennendes durch mich fließt aber noch keine Flamme. Na los, das kann gar nicht so schlimm sein. Ich atme wieder aus und spüre ein schmerzhaftes Stechen. Es läuft von meiner Brust aus durch meinen Arm zu meinem Daumen und zwingt mich ebenfalls zu ‚schnipsen'. Doch ich schüttel' die kleine Flamme sofort wieder weg, als ich spüre, dass dieses ‚Etwas', was durch mich geflossen ist, unfassbar schmerzhaft ist. Ich lasse die Zigarette aus meiner anderen Hand fallen und sammel' ein wenig Wasser, welches auf den Blättern der Bäume liegt, auf und umhülle meinen Daumen und Unterarm damit.

„Das tat weh!", beklage ich mich und mache das Wasser ein wenig kälter, indem ich das Feuer kurz aus meinen Gedanken ausblende.

„Du hast noch zu viel Angst.", will er mir weiß machen und nimmt einen Zug von seiner Zigarette. „Mach's nochmal."

Der will mich doch verarschen?! Das Gefühl, das sich so anfühlt, als würde mein ganzer Körper von innen durchstochen werden... welches mich aber andererseits auch abhängig macht. Ich werde mich zwar bestimmt später dafür hassen, aber gut. No risk, no fun... Ich lasse das Wasser wieder nach draußen, wo es wie regen runterfällt und auf dem Baum direkt unter unserem Fenster landet.
Ich spüre Brentons Blick auf mir und eine Wärme, die in mir aufkommt. Ich konzentriere mich darauf, dass es nur eine kleine Flamme ist. Eine harmlose, nichts tuende Flamme. Und plötzlich ist sie auch schon da. Das Gefühl, das letztes Mal so gestochen hat, ist diesmal ganz leicht und angenehm. Während ich die kleine Flamme, die sich anfühlt, als würde sie pulsieren, über meinem Daumen beobachte, hält Brenton meine Zigarette in sie. Anscheinend hat er sie hochgenommen, als ich so fokussiert war alles richtig zu machen.

„Siehst du, war doch gar nicht mal so schlimm.", scherzt er und gibt mir die inzwischen glühende Zigarette.

Er schmeißt seinen Zigarettenstummel aus dem Fenster und geht ins Bad. Ich weiß nicht, ob er ein guter oder sehr schlechter Lehrer ist, aber es hat geholfen, was auch immer er gemacht hat.

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