15. escape

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Wir kommen an einem typischen Familienhaus mit einer weiß-grauen Fassade an. Die Stimmung ist nicht gerade die beste...zumindest von mir aus.

Knapp 2 Stunden zuvor...

Schon wieder sind wir bei einer Tankstelle. Diesmal aber deswegen, weil Nerina einen ganzen Liter Wasser geext hat, um Arlyn zu beweisen, dass sie es auch kann. Und jetzt muss sie aufs Klo. Die anderen Beiden kaufen schon wieder Snacks. Und ich warte wieder. Meine Laune ist fast am Ende. Wie kann ich mich davor drücken mit ihnen zu gehen? Da muss es doch irgendeine Möglichkeit geben?!

„Ja Schatz, ich bin in einer Stunde bei euch! ...Ja ich habe eingekauft. ...Ich lieb' dich auch, bis dann."

Ein Mann läuft an mir vorbei und legt gerade auf. Er hat einen Vollbart und ist wahrscheinlich so um die 50. Ich beobachte ihn noch kurz und merke, dass er zu einem Truck geht.
...
Das wird vielleicht die dümmste Entscheidung meines Lebens sein, aber inzwischen scheiß ich drauf. Ich stoße mich vom Auto ab und jogge schnell zu dem Kerl, bevor er in seinen LKW einsteigt.

„Hey ähm, können Sie mich...irgendwohin fahren?", bitte ich den Mann.

Verblüfft schaut er mich an und checkt mich von oben bis unten. Wenn ich so überlege wie ich aussehe, kann ich verstehen, wenn er mich nicht mitnimmt.

„Ach scheiß drauf, steig ein. Aber ich bezahl' nicht für dich und ich weiß auch nicht wo „Irgendwohin" ist.", meint er und lädt mich mit einer Handbewegung ein.

Schnell gehe ich zur anderen Seite und steige auf den Beifahrersitz. Ich hoffe die haben mich nicht gesehen. Bitte lass' den Fluchtversuch nicht schiefgehen! Kann der Kerl mal schneller losfahren?! Der hat noch nicht mal die Tür zu gemacht.

„Wieso so hibbelig?", frägt er mich und steckt endlich den Schlüssel ein.

„Ach nichts. Möchte nur schnell hier weg.", sage ich die Wahrheit und schaue zum Auto.

Noch ist niemand zurückgekehrt. Und es ist auch niemand in Sicht. Zum Glück fährt er schon langsam los.

„Also wir müssen knapp eine Stunde fahren und ich bin ein Mensch, der gerne redet. Also du kannst mir zuhören oder nicht."

Ich nicke kurz, bin aber immer noch nervös, dass sie mich sehen. Ich versuche mich irgendwie abzulenken, indem ich dem Kerl zuhöre.

„Ich und meine Frau haben heute unseren 14ten Hochzeitstag. Ja?? Unseren 14TEN! Das müsste doch nichts Großartiges sein, aber meine Frau macht immer so etwas Großes daraus..."

Scheiße! Wir müssen schneller weg hier! Wegen einem Auto, was mitten im Weg stand, mussten wir noch länger warten und jetzt sind auch noch die Drei aus dem Laden gekommen.

„...und sie kocht dann immer Hühnerroulade mit irgendwelchen Salatknödeln. Dabei will ich doch einfach nur ein leckeres Steak essen und ein Bier genießen!...", erzählt der Kerl weiter und versucht irgendwie durch den Parkplatz zur Autobahn zu gelangen.

Doch leider fahren wir nochmal an Arlyns Auto vorbei, wo die Drei schon angekommen sind und sich wundern, wo ich bin.
Ich ziehe meine Kapuze auf und sinke in den Sitz. Da das Fenster leicht offen ist kann ich hören wie sich Nerina aufregt:

„Ej, das kann die doch nicht machen?! Wir sind so nett zu ihr und sie verschwindet einfach so!"

Ich habe sie nicht gebeten mich mitzuschleppen! Noch ganz leicht höre ich wie mich Moana mich verteidigt:

„Sie hat bestimmt einen Grund!"

Im nächsten Moment dröhnt das Klingeln meines Handys so laut, dass sich der Mann sogar erschreckt und das Auto kurz zuckt. Fuck! Ich kann mich nicht erinnern, es so laut gestellt zu haben! Doch es ist zu spät...

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