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Noch lange, nachdem Taehyung den Raum verlassen hatte dachte Yoongi über seine Worte nach. Wie wollte er es anstellen, dass ihn die Anderen auf der Station in Ruhe ließen?

Viel machte er sich nicht aus dieser Aussage, da Leute ihm schon oft Hilfe versprachen und ihm daraufhin doch die kalte Schulter zeigten. Mittlerweile hatte er die Hoffnung aufgegeben. Aufgewühlt von dem Tag heute, verfiel er schnell in einen traumlosen Schlaf.

Die nächsten Tage verbrachte Yoongi hauptsächlich in seinem Zimmer, da er Namjoon nicht über den Weg laufen wollte und außerdem wusste er nicht, wie er sich nun Taehyung gegenüber verhalten soll.

Wie immer nach dem Mittagessen ging er zum Arzt, um sich seine Tabletten abzuholen. Seine Dosis der Antidepressiva wurde deutlich erhöht, da sein Zustand sich verschlechtert hat. Immer häufiger plagten ihn Albträume und Erinnerungen kamen hoch. Das Einzige was er noch tat, war essen und im Bett liegen. Yoongi war froh, dass ihm die Pfleger erlaubten, im Zimmer sein zu dürfen und nicht den Tag im Aufenthaltsraum mit den anderen Patienten verbringen musste. Er schlief gerne, da er im Schlaf dieser Welt entfliehen konnte und sich seine eigene Welt erträumen konnte. Nur leider hatte er oft Albträume, die ihn an seine Vergangenheit erinnerten. Noch nie hatte er mit jemandem drüber sprechen können. 

Zurück in seinem Zimmer verkroch er sich ins Bett und versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren als den Drang, etwas Dummes zu tun. Angespannt spielte er mit seinen Fingern und versuchte sich abzulenken, indem er einige Lieder vor sich hin summte - jedoch erfolglos.

Er sprang vom Bett auf und ging unruhig im Zimmer hin und her. Frustriert fuhr er sich durch die schwarzen Haare und zog etwas an ihnen. Der Drang in ihm wuchs immer mehr und wurde immer stärker. Er wusste, dass auf der Toilette jemand einen Taschenspiegel liegen gelassen hat, und das half ihm auch nicht gerade. Er nahm die Flasche von seinem Schreibtisch und trank ein Schluck Wasser, in der Hoffnung sich danach beruhigen zu können. Sein Verstand schaltete langsam ab und er konnte an nichts anderes mehr denken, als den Spiegel, der auf der Toilette lag.

Er versuchte alle Emotionen und Gedanken in sich zu behalten, doch sie überforderten und überrollten ihn.

Sofort stürmte er aus dem Zimmer in Richtung Toilette um nachzusehen, ob der Spiegel noch da war. Sie war glücklicherweise nicht besetzt, weshalb er hinein ging und schnell die Tür abschloss. Sofort schaute er sich überall um, doch er konnte den Spiegel nicht finden. Er schlug gegen die Wand und stützte sich an dieser ab, um seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Er drehte sich um, und sah aus seinem Augenwinkel etwas aufblitzen. Schnell drehte er den Kopf in die Richtung und sah den Spiegel, der unter der Kloschüssel lag. Sofort griff er nach diesem und wollte ihn gleich auseinander bauen, doch ein Klopfen an der Tür ließ ihn aufzucken.

"Mach mal schneller ich muss auch mal", sagte eine unbekannte Stimme außerhalb der Tür. Yoongi beschloss in seinem Zimmer weiterzumachen und verstaute, bevor er die Toilette verließ den Spiegel in seiner Hosentasche. Schnell huschte er an allen vorbei, den Blick immer auf den Boden gesenkt, wodurch er nicht mitbekam, dass er an Taehyung vorbeilief, der ihm verwirrt hinterher schaute. Er bemerkte, dass Yoongis Hand die ganze Zeit in seiner Hosentasche war und etwas umschlungen hielt. Als dieser in seinem Zimmer verschwand und die Tür zuknallte, ging er ihm misstrauisch hinterher.

Yoongi hingegen saß auf dem Fußboden seines Zimmers und war dabei, den Spiegel auseinander zu bauen. Als er dies geschafft hatte, versuchte er diesen auf dem Boden kaputt zu machen was auch, nicht gerade geräuschlos, klappte.

Natürlich hatte Taehyung, der mittlerweile vor Yoongis Tür stand, das Klirren mitbekommen und klopfte besorgt an der Tür.

"Yoongi? Was machst du da? Alles gut bei dir?"

Yoongi versuchte das Schluchzen zu unterdrücken und antwortete mit schwacher, zittriger Stimme, dass es ihm gut ginge.

"Yoongi ich bitte dich, mach keinen Scheiß! Ich komme gleich rein und ich hoffe für dich, dass du noch dieselbe Blutmenge in deinem Körper hast, wie heute Morgen"

Seine Proteste ignorierend kam Taehyung ins Zimmer und machte die Tür zu, damit niemand etwas mitbekam.

Vor ihm war Yoongi, auf dem Boden sitzend und gegen die Wand gelehnt , eine Glasscherbe in der Hand haltend und einen Ärmel hochgekrempelt.

Erleichtert atmete Taehyung auf als er sah, dass Yoongi noch nichts getan hatte und nirgends Blut war. Er setzte sich sofort neben ihn und legte die Arme um ihn, woraufhin dieser sich anspannte. Taehyung jedoch drückte den weinenden Jungen neben ihm mehr an sich und strich ihm über den Kopf.

"Keine Sorge, ich werde dir nichts tun. Ich möchte dir nur helfen." , flüsterte er, woraufhin Yoongi sich etwas entspannte.

Dieser wusste selbst nicht weshalb er den Körperkontakt zuließ und nicht wie immer abblockte. Auch wusste er nicht, weshalb er so entspannt in seinen Armen sein konnte.

Je länger er nachdachte, desto mehr Bilder aus seiner Kindheit kamen hoch und er vergrub sein Gesicht in Taehyung's Brust. Schluchzer entwichen seiner Kehle und er krallte sich in das schon Tränen durchtränkte Shirt.

"Shhh..alles ist gut ich bin bei dir. Ich werde dich beschützen und dir helfen, versprochen", flüsterte er Yoongi ins Ohr und zog ihn auf seinen Schoß, um ihn enger an sich drücken zu können. Dieser legte die Arme um seinen Hals und vergrub sein Gesicht in seiner Halsbeuge, da er um einiges kleiner war als Taehyung. Dieser schlang die Arme um ihn und drückte ihn noch fester an sich.

"Du willst bestimmt nicht, aber du musst drüber reden. Du musst alles, was dich belastet rauslassen, sonst kann es dir niemals gut gehen. Wenn du nicht mit Dr.Kim drüber reden willst, dann tue es mit mir, ich bin da"

Yoongi nickte und murmelte ein 'später'.

Taehyung nickte nur und fing an, den Jungen auf seinem Schoß hin und her zu wiegen, damit er sich etwas beruhigte. Leise, und kaum hörbar fing er an eine Melodie zu summen.

So saßen die Beiden nun dort:

Der Eine versuchend den Anderen zu beruhigen, der Andere aufgelöst und weinend.

Psychological Feelings [TaeGi/JiKook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt