>Nein. Bleibt stehen. Nicht weitergehen<, murmelte er mal wieder in einem seiner Fieberträume gefangen. Sofort erhob Lilia sich aus dem Sessel, in dem sie kurz zuvor noch gehofft hatte etwas Ruhe zu finden. Vorsichtig stopfte sie seine Decke wieder um ihn herum fest und legte den nassen Lappen nun doch wieder auf seine Stirn.
>Hat er wieder einen seiner Träume?<, fragte Nora, die mit einem Handtuch zwischen den Händen gerade das kleine Wohnzimmer betrat. Lilia nickte und suchte auf dem vollbepackten Tisch nach den Medikamenten und dem Thermometer, welches sie am Mittag dorthin gelegt hatte. Als sie es endlich gefunden hatte, stellte sie zu ihrer Erleichterung fest, dass Will's Fieber wirklich am abklingen war. Dennoch gab sie ihm das Antibliothikum, das fiebersenkende Mittel und die anderen beiden Tabletten, von denen sie sich einfach nicht merken konnte, wofür genau sie jetzt waren. >Ihr müsst bald gehen. Wenn ihr noch länger hier bleibt, werden die Sleights euch finden<, warnte Nora, während sie sich auf das andere Sofa niederließ und ihren Kopf in ihre Hände stützte.
>Ich weiß. Sein Fieber geht zurück, ich denke noch ein oder zwei Tage<, erwiederte Lilia, die mittlerweile wieder auf dem Sessel Platz genommen hatte. Nachdenklich schwiegen die beiden Mädchen, jede war in ihren eigenen Gedanken abgetaucht, sodass lediglich Will's leises Murmeln in der Stille zu hören war.
>Weißt du, wann die Zeremonie des Königs stattfinden soll?<, fragte Nora plötzlich, ohne ihren Blick, der auf Will lag, zu Lilia gleiten zu lassen.
>Januar. Der 18. Januar war der Tag an dem die Sterne geleuchtet haben, an diesem Tag wird das Ritual stattfinden. Der König wurde somit zwischen dem 17. und 19. Januar geboren<
>Verstehe<
>Wieso fragst du das, Nora?< Nora blickte von Will zu Lilia und wieder zurück. Sie verstand, weshalb Will das Mädchen so mochte, sie war freundlich und intelligent, doch der wahre Grund hatte etwas mit dem Herzen von Lilia zu tun. Vermutlich war sie der erste Mensch, der Will das Gefühl gab, dass er nicht nur nicht alleine war, sondern auch verstanden wird. Dass seine Tränen und sein Schmerz nichts waren, was er verstecken oder unterdrücken musste... >Nora?<
>Entschuldige. Ich war in Gedanken versunken< Lilia runzelte misstrauisch die Stirn, doch bevor sie Nora noch einmal fragen konnte, warum sie diese Information haben wollte, klingelte Nora's Handy und machte Lilia's Chance zunichte. >Ja?<, hob Nora ab, ohne vorher zu gucken, wer dran war.
>Ich hab etwas gefunden. Kommst du in den Park? Das Waisenhaus wird beobachtet<, erklang Kyle's wie gewohnt ruhige Stimme am anderen Ende.
>Klar. Mach mich sofort auf den Weg<, erwiederte Nora nach einem kurzen Seitenblick auf Lilia, die sie gespannt beobachtete.
>Gut. Die gewohnte Stelle, ich warte da auf dich<, und damit legte Kyle bereits wieder auf.
>Was war los?<, fragte Lilia, während Nora sich ihre Jacke anzog und Schlüssel, Handy und etwas Geld zusammensuchte.
>Kyle hat etwas herausgefunden, aber er kann nicht herkommen. Wie wir schon dachten, haben eure Magier das Waisenhaus im Blick. Wir treffen uns im Park<, antwortete Nora, als sie gerade ihre Schlüssel von dem Küchentisch nahm. >Mach niemanden auf, während ich weg bin, und lass die Vorhänge zu. Solange niemand weiß, dass jemand hier ist, sollte es keine Probleme geben. Falls was ist, rufe ich auf Will's Handy an, nicht über Festnetz. Sollte es da klingeln, dann lass es klingeln. Ich bin nicht lange weg<, ratterte Nora herunter und verschwand dann durch die Haustür.
···
Die alte Garage war hinter alten Bäumen und Streuchern versteckt und von Graffitis nur so überströmt. Sie sollte schon vor Jahren abgerissen werden, doch die Stadt kam entweder nicht hinterher mit der Arbeit oder aber sie hatten die Garage einfach vergessen. So oder so, es war zu einer Art Treffpunkt derjenigen geworden, die nicht gesehen werden wollen oder einen Moment lang die Welt und die damit verbundenen Probleme vergessen wollen. >Ich dachte, du wolltest auf mich warten und nicht andersherum<, begrüßte Nora Kyle, der eine halbe Stunde nach ihr an der Garage auftauchte.
>Irgendsoein Idiot hat mich verfolgt. Ich musste ihn erst abschütteln<, winkte er ab und öffnete die Tür. >Lass uns rein gehen. Das könnte etwas länger dauern<, erklärte er Nora, als diese ihn fragend ansah.
>Wenn du meinst< Sie ging an ihm vorbei und Kyle schloss hinter den beiden die Tür. Das Innere war eigentlich ganz gemütlich, solange niemand anfing zu kiffen, ein Saufgelage im Gange war oder gerade eine Orgie stattfand. Es gab Sofas, Sessel, Kissen und sogar Strom war vorhanden. So ungefähr jeder, den man hier mehr als ein/zwei Mal gesehen hatte, hatte irgendetwas von den Gegenständen dort mitgebracht. Es war ein Geimeinschaftsprojekt, was rein rechtlich betrachtet illegal war, da das Gebäude sowie der Strom jemand anderem gehörte. Doch das war ihnen allen mehr oder weniger egal. >Also, was hast du herausgefunden?<, fragte Nora, als die beiden saßen.
>Nun, ich habe das Grab gefunden. Es ist-<
>Wo ist Niels?<, unterbrach jemand Kyle mitten im Satz. Dieser drehte sich um und sah James dort stehen.
>Warum willst du das wissen?<, konterte Nora mit einer Gegenfrage.
>Hört zu ihr zwei. Ich hab nichts gegen euch oder Niels. Aber irgendein Typ war heute Nachmittag im Park und hat die Leute nach dem Jungen gefragt. Ob sie ihn kennen oder wissen, wo er es sich befindet und so weiter< Nora und Kyle sprangen schon förmlich von ihrem Platz auf, als sie das hörten.
>Wann?<, fragte Kyle, der Nora an ihrem Arm zurückhielt, als sie sofort nach draußen stürmen wollte. >Wann war der Typ hier? Und wie sah er aus?<
>Heute Mittag, denke ich<, meinte James und kratzte sich an seinen Bartstoppeln. >Er war normal groß, vielleicht so wie ich. Braune Haare, Mitte Dreißig, schätze ich<
>Danke, James. Nora, wir müssen gehen. Wer weiß, ob der Kerl wiederkommt<, meinte Kyle. Nora nickte und bekam von Kyle ihre Jacke gereicht. Bevor die beiden jedoch die Garage verlassen konnten, rief James sie nochmal beim Namen, sodass sie sich zu ihm umdrehten.
>Ich habe keine Ahnung, in was für eine Scheiße Niels jetzt wieder steckt, aber er steckt bis zum Hals in Schwierigkeiten und ihr versucht ihm zu helfen. Das ist lobenswert, aber denkt nicht einmal daran, ihn hier verstecken zu wollen<, sagte er und ging danach zurück zu seinem Kumpel.
>Ich habe verstanden, James<, murmelte Kyle und zog dann, die um sich fluchende, Nora mit nach draußen.
The first chapter. Ich hoffe euch hat es gefallen. Feedback ist immer willkommen:)
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Die Magier - Der König (pausiert)
FantastikNachdem Lilia Will aus der Gefangenschaft Socrates befreite und zurück in die Stadt, in der er lebte, gebracht hatte, wird Will von Albträumen und Stimmen in seinem Kopf geplagt. Doch damit nicht genug, zusammen mit Lilia ist er auf der Flucht vor S...