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"I'm the leader of the broken hearts", Papa Roach

"Und dann ... dann hat er mich nach Hause gefahren und jetzt ...", weinte ich in Charlotte's Schulter, nachdem ich ihr alles erzählt hatte und wir uns einfach auf die Wiese gesetzt hatten. Gabriel mit dieser Frau zu sehen war einfach zu viel für mich, vor allem war es nicht einmal einen Monat her, dass wir miteinander geschlafen hatten.

Ich musste es Charlotte erzählen, sonst hätte es mich aufgefressen. Charlotte versprach mir, niemandem etwas zu erzählen, damit ich keinen Ärger bekam. Ob Gabriel Ärger bekam, war ihr egal. "Er hat dir wehgetan, Flo. Er sollte in der Hölle schmoren", sagte sie feindselig. Abgesehen von der Ohrfeige, die sie Josh verpasst hatte, hatte ich sie noch nie so wütend gesehen. Doch als Gabriel auf uns zukam, und wenn Blicke töten könnten, würde Gabriel in tausend Teile zerstückelt werden.

"Hallo, Miss Montgomery. Miss Mountbatton", lächelte er freundlich und gespielt, Charlotte verdrehte die Augen. "Wie geht's Ihnen?"

"Lass uns bloß in Ruhe", schnaubte Charlotte ihn an, Gabriel sah mich verwundert an und öffnete den Mund.

"Du hast es ihr gesagt?", fragte er verwirrt, Charlotte nickte stürmisch.

"Irgendwem musste sie es ja erzählen, du Mistkerl. Wenn du ihr noch einmal wehtust, dann-", begann sie, aber Gabriel schnitt ihr zickig das Wort ab.

"Ich ihr wehtun? Sie wollte mich nicht wiedersehen, so einfach ist das", keifte er und zog ein paar Blicke der umsitzenden Leute auf sich. Als er das bemerkte, fuhr er sich entnervt durch die Haare und senkte seinen Tonfall. "Florence, das war deine Entscheidung, weißt du noch?"

"Was hätte ich den tun sollen? Eine Beziehung mit meinem Lehrer eingehen?", fuhr ich ihn an und stand auf, um ihm direkt in die Augen zu sehen. Das Eisblau seiner Augen durchbohrten mich wie Eispickel und es schmerzte so sehr, obwohl ich wusste, dass ich Schuld an allem war.

Aber nur, weil man das Richtige tat, hieß das nicht, dass es einem nicht die Luft abschnürte.

"Wer redet von Beziehung?", fragte Gabriel nun sichtlich verwirrt, und genau in diesem Moment zerbarst mein Herz in tausend Stücke.

Er hatte mich benutzt. Gabriel hatte mich wie Dreck behandelt, damit ich ihm verfalle und ihm mein Herz schenke. Nur damit ich mit ihm ins Bett stieg und ich ihn stehen ließ. Sodass er als Opfer da stand. Ich war so dumm gewesen. So verdammt dumm.

Charlotte beschloss, an dem Abend bei mir zu übernachten, damit wir schreckliche Filme sehen und leckere Pizza essen konnten. Mein Vater hatte nichts dagegen, ihm war es aufgefallen, dass es mir immer schlechter ging und anstatt ein nervender Dad zu sein, rief er Charlotte's Eltern an, um ihnen Bescheid zu geben. Danach legte er uns verschiedene Lieferdienst-Broschüren aufs Bett und verzog sich nach unten ins Wohnzimmer.

"Sollen wir Grease gucken? Da kannst du dich die ganze Zeit darüber aufregen, dass der Film eigentlich überhaupt keinen Sinn macht", sagte sie, während sie durch Netflix scrollte und ich mir eine Pizza aussuchte.

-

Als der Film zu Ende war und jeder von uns zwei ganze Pizzen gegessen hatte, legten wir uns in mein riesiges Bett und knipsten das Licht aus. Zu wissen, dass ich heute Nacht nicht alleine war, nahm mir ein wenig den Schmerz, der sich tief in meiner Brust fest gesetzt hatte und wahrscheinlich auch nicht so schnell verblassen würde.

"Liebst du ihn?", fragte Charlotte mich auf einmal, ich hatte keine Antwort darauf. Ich mochte Gabriel, ich war auch verknallt in ihn. Er hat mich in den richtigen Moment behandelt, als wäre ich die Einzige für ihn auf dieser Welt, obwohl mir klar geworden ist, dass das alles gespielt war.

"Ich weiß es nicht", gestand ich meiner besten Freundin und sah sie im Dunkeln an. "Wie fühlt es sich an, wenn man jemanden liebt, und einem dann das Herz gebrochen wird?"

Charlotte überlegte für einen Moment. "Es fühlt sich an, als würde ein Elefant auf deiner Brust sitzen, der dich daran hindert zu atmen. Dein ganzer Körper tut weh, deine ganzen Gliedmaßen schmerzen und dein Kopf fühlt sich an, als würde er explodieren. Oder du bist komplett taub, eingepackt in Watte und der Alltag geht einfach an dir vorbei. Du achtest auf nichts mehr, dir ist alles egal." Sie pausierte. "Oder alles zusammen."

Dann bestand doch die Möglichkeit, dass ich Gabriel liebte. Mit jedem einzelnen Stück meines gebrochenen Herzens. 

Mister ChevalierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt