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"All I want is the taste that your lips allow", Ed Sheeran

"Gabriel, ich muss mit dir reden", sagte ich zu ihm, als die anderen Schüler die Sporthalle verlassen hatten. Wir waren die einzigen und standen nun alleine im Eingang. Es tat mir weh, dass er mich nicht mehr ansah. Dass er mich kaum wahrnahm.

Aber mittlerweile ging es nicht mehr um mich und um meine Gefühle. Es ging um ihn. Darum, dass diese Holly ihn zwang sein Leben aufzugeben, weil er nicht die Wahrheit wusste. Und das konnte ich nicht zulassen.

"Ich will es nicht hören", zischte er und wollte zu seinem Auto laufen, das hinter der Halle stand. Ich stellte mich ihm in den Weg.

"Bitte. Es ist wichtig", versuchte ich ihn zu überzeugen, dass er mich anhören sollte. Aber er schob mich grob zur Seite und lief weiter. Wie konnte er nur so dickköpfig sein? "Es geht um Holly."

Als ich ihren Namen aussprach, zuckte er zusammen und blieb stehen. "Was ist mit ihr?"

Wenigstens hörte er mir nun zu. Ich ging auf ihn zu, stellte mich vor ihn und sah ihm in die Augen. "Sie belügt dich. Das Kind ist nicht von dir", sagte ich und erwartete irgendeine Reaktion von ihm. Aber es kam keine. Er stand da und sah mich an. Er sah durch mich durch.

"Ich habe keine Lust auf diesen Kinderkram. Akzeptier es doch einfach, dass Holly und ich heiraten werden", seufzte er erschöpft und sah mich müde an. Wie bitte? "Ich bin glücklich mit ihr."

Jetzt reichte es mir. "Es ist mir egal, ob du glücklich mit ihr bist oder nicht. Oder dass du mich angelogen hast, dass du dein Leben mit mir verbringen willst", platzte es aus mir heraus, und auf einmal hatte ich seine ganze Aufmerksamkeit. Er wollte mich unterbrechen, aber ich redete einfach weiter. "Es ist mir alles scheißegal, Gabriel! Holly lügt dich an! Das Kind ist nicht von dir", brüllte ich ihn fast an und eine Träne kullerte über meine Wange. Warum vertraute er mir nicht?

"Provozier mich nicht, Montgomery. Ich bin extrem schlecht gelaunt, also lass den Quatsch und lass mich bloß in Ruhe", fauchte er und ging an mir vorbei.

"Was ist dein Problem? Ich versuche dir zu helfen", schrie ich ihn an, bevor er in sein Auto steigen konnte. "Warum hörst du mir nicht zu?"

Gabriel schmiss seine Sporttasche auf den Beifahrersitz, knallte die Tür zu und schritt schnell auf mich zu. Verunsichert und ängstlich machte ich einen Schritt zurück, aber er stellte sich ganz nah vor mich. Gabriel schnaubte mir ins Gesicht und ich spürte seinen heißen Atem auf meinem Gesicht. "Komm damit klar, dass ich nie wieder mit dir zusammenkommen werde." Er beugte sich bedrohlich zu mir hinunter. Seine eisblauen Augen durchbohrten mich wie eiskalte Nägel. "Nie. Wieder."

-

"Sicher, dass Sie alleine klarkommen, Miss Florence?", fragte Henriette, als ich sie sanft zur Haustür schob. Dad und Beth waren im Kino und wollten danach bei ihr übernachten und sie hatte wohl Angst, dass mir etwas passieren würde, wenn ich die ganze Nacht alleine Zuhause sein würde.

"Alles gut, Henriette. Mir wird nichts passieren", lächelte ich sie an und schlang den grauen Schal um ihren Hals. "Ich geh nur noch duschen und dann ins Bett, versprochen."

"Aber wenn etwas sein sollte, dann rufen Sie mich bitte an", sagte sie, als sie die Stufen zur Straße hinunterschritt. Ich nickte ihr zu und wünschte ihr noch eine gute Nacht, bevor ich die Tür schloss und nach oben ins Badezimmer ging.

Das heiße Wasser auf meiner Haut fühlte sich gut an und hatte das Gefühl, dass ich alle Sorgen abwusch. Allen Kummer, der sich angesammelt hatte. Ich blieb länger als gedacht unter der Dusche und als ich aus der Dusche stieg, umwickelte ich meinen nassen Körper mit einem weichen Handtuch. Nachdem ich mir die Haare geföhnt hatte, trat ich hinaus in mein Zimmer. Und bekam fast einen Herzinfarkt.

Gabriel saß auf meiner Bettkante, den Kopf auf die Brust gelegt und die Hände im Schoß gefalten. Als er mich bemerkte, hob er seinen Blick und musterte mich. Ich errötete, schließlich war ich nur mit einem Handtuch bedeckt. Er stand auf.

"Was mach -", fing ich an, doch er packte mein warmes Gesicht mit seinen kalten Händen und presste seine Lippen auf meinen Mund.

Ohne groß darüber nachzudenken erwiderte ich den Kuss und schlang die Arme um seinen Hals, während seine Finger sich in meinen Haaren vergruben. Hastig zog er mich Richtung Bett und legte mich vorsichtig auf die Laken. Verwirrt von der ganzen Situation starrte ich ihn nur an, während er sich sein Shirt über den Kopf zog und sich dann über mich beugte. Seine Lippen fanden meine und glitten dann an meinem Hals hinab. Als ich meine Hände auf seinen sehnigen Rücken legte und mich an ihn presste, stöhnte er leise auf.

Seine Finger rissen gierig das Handtuch von meinem Körper, während ich seine Hose aufknöpfte und sie mit den Füßen von seinen Beinen schob. Gabriel umfasste beinahe unsanft mein Kinn und küsste mich erneut. Ich konnte seinen Herzschlag an meinem spüren und seinen Atem auf meiner Haut.

Gabriel schmeckte nach ihm. Und als wir nichts weiter waren als ein zittriges, verschwitztes Eins, gab es nichts anderes, als diesen Geschmack. 

Mister ChevalierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt