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"'Cause sooner or later it's over, I just don't want to miss you tonight", Goo Goo Dolls

"Wirst du ihn zu deinem Geburtstag einladen?", fragte Charlotte, als wir in der Sporthalle nebeneinander herjoggten. Es war schon zwei Wochen her, dass Gabriel mich gefragt hatte, und obwohl ich ja gesagt hatte, war ich mir unsicher.

Niemals im Leben würde diese Geschichte gut ausgehen. Man konnte nicht etwas mit seinem Lehrer anfangen und keiner bemerkte es. Es gab genug Geschichten auf Wattpad, die dagegen sprachen.

"Nein", sagte ich außer Atem, als wir stehen blieben. "Also, ich will mit euch Mädels feiern. Und ich glaube unser Lehrer würde dabei auffallen wie ein bunter Hund." Ich wischte mir mit dem Handrücken über die verschwitzte Stirn und sah zu Gabriel hinüber, der auf einer Bank saß und auf sein Handy starrte. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und dann über sein Gesicht. War alles in Ordnung?

"Meinst du, er wird dir irgendwas schenken? Oder daran denken?", fragte sie und trank einen Schluck Wasser aus ihrer Flasche.

Ich warf einen erneuten Blick auf Gabriel, der von der Bank aufstand, das Handy in seine Hosentasche steckte und sich das Gesicht rieb. Er sah müde aus, erschöpft und völlig durcheinander. Was war nur los?

-

Nachmittags saß ich in meinem Zimmer auf meinem gemachten Bett und las mir verschiedene Geschichten auf Wattpad durch, die alle etwas mit Lehrern zu tun hatten. Henriette hatte heute frei und Dad war mit Beth in der Stadt und danach wollten sie ins Kino. ich war ganz allein zuhause. Und die Wattpad-Geschichten ließen mich daran zweifeln, dass das mit mir und Gabriel irgendwie funktionieren sollte.

Was war heute mit ihm los gewesen? Den ganzen Tag hatte er mich ignoriert, sowohl im Unterricht als auch die Nachrichten, die ich ihm nach der Schule geschickt hatte.

Hatte er es sich anders überlegt? Wollte er mich vielleicht doch nicht mehr? Hatte er wieder nur mit mir gespielt?

Mein Handy vibrierte und verwirrt las ich die Nachricht, die Gabriel mir geschickt hatte.

Wir müssen reden.

Das klang nicht gut. Wahrscheinlich dachte er, dass es einfach aufregend gewesen war, mit einer Schülerin etwas anzufangen und jetzt, wo es einigermaßen lief, wollte er nicht mehr. So lief das jedenfalls in den Geschichten.

-

"Möchtest du noch einen Schluck Cola?", fragte er, als wir abends auf seiner Couch saßen, Pizzakartons auf unseren Knien und Friends im TV.

Den ganzen Abend war er meinen Fragen ausgewichen, was denn passiert sei und ob er es sich anders überlegt hatte. Aber jedes Mal hatte er mich angelächelt und mir einen Kuss auf die Stirn gegeben. Er war so wundervoll, er hatte mir die Pizza spendiert und achtete darauf, dass mir an nichts fehlte.

Naja, bis auf die Antworten.

"Also?", fragte ich ihn erneut und setzte mich auf, um ihn richtig ansehen zu können. Er hatte die Arme hinter seinem Kopf verschränkt und sah mich müde an.

"Also, was?"

Ich verdrehte die Augen und stupste ihn in die Seite. "Was ist los? Worüber wolltest du mit mir reden?" Gabriel seufzte, stand auf und fuhr sich - mal wieder - durch die Haare. Er wirkte nervös. Hatte er mir etwas verschwiegen?

"Es geht um Holly...", fing er an, und als er meinen verwirrten Blick sah, sprach er weiter. "Das ist die Frau aus dem Park, weißt du noch?" Ich nickte. "Sie hat mir heute morgen geschrieben... Sie ist schwanger."

-

Gabriel saß an einem Ende der Couch und ich am anderen. Nachdem er die Baby-Bombe hat platzen lassen, war ein Schweigen über uns gefallen und keiner wollte den Anfang wagen.

Holly war schwanger. Gabriel würde Vater werden. Mein Gabriel.

War er überhaupt noch mein Gabriel, jetzt wo seine Ex-Freundin ein Kind von ihm bekam? Hatte ich noch einen Anspruch darauf, seine Freundin zu sein?

"Es tut mir leid, Florence", fing er an, aber ich wank ab. Wofür entschuldigte er sich?

"Alles okay. Es war dein gutes Recht, mit ihr zu schlafen. Wir waren nicht zusammen", flüsterte ich, Gabriel rückte ein Stück zu mir.

"Stimmt. Du hast doch sicherlich auch mit jemandem geschlafen ... oder?", fragte er, ich richtete meinen starren Blick auf ihn. Und schüttelte den Kopf.

"Du warst der Einzige, Gabriel", gestand ich ihm und er rieb sich den Nacken.

"Ich war dein Erster?", fragte er ungläubig und schloss die Augen.

Ja, dachte ich, und eigentlich solltest du auch mein letzter sein.

"Hör mal, Florence. Ich will, dass das mit uns funktioniert, okay? Ich will das wirklich. Aber..."

"... aber du bekommst ein Kind. Und deine ganze Aufmerksamkeit sollte darauf gerichtet sein. Und auf Holly. Auf dein Kind", sagte ich leise und spürte, wie meine Augen wässrig wurden. Ich hatte ihn schonmal verloren, aber diesmal war es wirklich etwas wichtiges. Es war kein Sich-Schlecht-Fühlen, weil ich mit meinem Lehrer geschlafen hatte.

Ich liebte Gabriel. Und Gabriel bekam ein Kind mit einer anderen.

"Ich geh jetzt lieber. Du hast noch viel zu klären", murmelte ich, stand auf und bewegte mich Richtung Tür. Einen kurzen Moment blieb ich stehen, um zu hören, ob Gabriel mir folgte.

Aber das tat er nicht. 

Mister ChevalierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt