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"It's time to spread our wings and fly", John Lennon

Drei Monate Später

Charlotte zupfte den Talar zurecht und legte mir die Haare vorsichtig über die Schulter.

"Das ist unser letzter Tag zusammen", lächelte sie traurig und tupfte sich mit einem Taschentuch eine Träne aus dem Augenwinkel. "Wir werden uns nicht mehr so häufig sehen, wenn du nach Stanford gehst und ich nach Yale."

Ich legte meinen Kopf schief und verdrehte die Augen. "Das haben wir doch besprochen, Charlotte. Du kommst uns so oft in Kalifornien besuchen, wie du nur kannst. Und in den Ferien gehen wir unsere Eltern besuchen", gab ich zurück und schloss sie in meine Arme. "Wir packen das schon. Wir sind beste Freundinnen!"

Sie seufzte. "Du hast Recht. Wir haben jeden deiner verkorksten Momente durchgestanden. Da halten wir die Entfernung auch aus." Sie grinste mich an. Ich würde sie so sehr vermissen. Innerhalb eines Jahres ist Charlotte mir so ans Herz gewachsen, es war unglaublich. Ich hatte ihr sogar versprechen müssen, dass sie Patentante wird, sollte ich jemals ein Kind bekommen.

"Auf geht's, Florence."

Die Zeugnisverleihung verlief ohne Probleme. Keiner fiel hin, obwohl einige Mädchen echt hohe Schuhe anhatten. Mein Dad und Charlottes Eltern jubelten am lautesten, wenn man mal die überaus stolzen Henriette außen vorließ. Gabriel stand mit den anderen Lehrern in einer Reihe und gratulierte jedem Absolventen. In seinem dunkelgrauen Anzug und der dunkelblauen Krawatte sah er unheimlich gut aus. Wie an dem Tag, als wir uns kennengelernt hatten. Seine Haare standen ihm zerzaust vom Kopf ab und seine blauen Augen schrien mich förmlich vor Stolz an.

Von der abendlichen Party genoss ich jeden Augenblick. Charotte und ich tranken in gesundem Maß und wir tanzten, bis unsere Füße schmerzten. Die Musik war laut und je später es wurde, desto mehr dämmerte es mir, dass ich bald nicht mehr hier leben würde.

Ich würde fortgehen und für einige Jahre woanders leben. Und ich würde alles an dieser Stadt vermissen.

Aber als meine beste Freundin und ich die Party verließen und Gabriel uns draußen lächelnd in Empfang nahm, um uns sicher nach Hause zu bringen, konnte ich es kaum erwarten. 

Mister ChevalierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt