... feeling like this. (Magnus' Sicht)

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Seelische Abgründe fordern keinen Selbstmord. Es ist die fehlende Aufmerksamkeit im Bezug auf Abgründe, die Selbsttötung bewirken kann.

Ich wurde leicht wach als Alec verschwand. Jedoch dachte ich mir nicht viel dabei, da er Nachts öfter Mal raus ging.
Als wenig später allerdings mein Handy klingelte, machte sich in mir ein ungutes Gefühl breit. Mein Herzschlag beschleunigte sich und zitternd nahm ich das Gerät in die Hand.
Voller Angst und Sorge was mich erwarten würde öffnete ich die Textnachricht.
Sie war von Alec.
Meine Augen weiteten sich als ich den Text las.

Ich sprang alarmiert vom Bett auf, schlüpfte in meine Schuhe und schnappte mir meine Jacke. Ich glaube, ich weiß wo Alec sich aufhält und von nun an zählt jede Sekunde. 
Ich formte mir ein Portal und schritt hindurch. Ich landete am Strand, an welchen wir bis heute Mittag noch waren. 
Mein Blick scannte die weiten Flächen ab.

Oh Alexander, bitte, wo bist du?

Ich schaute mich weiter um und ging vorsichtig voran, bis ich eine große männliche Gestalt ausfindig machen konnte.
Mein Herz setzte einige Schläge aus, als ich Alec da sah.
Er stand Knietief im Wasser, den Kopf leicht gesenkt und eine silberne Pistole an der Schläfe.
Schnell lief ich zu ihm und stellte mich hinter ihn. Meinen Arm legte ich um seinen Oberkörper und meine Hand führte ich an seine Hand, welche die Waffe hielt.

"Du gehst nicht ohne mich. So war die Abmachung."

"Warum Magnus?", fragte Alec verblüfft und ich spürte wie seine Hand anfing zu zittern.
"Alexander", seufzte ich: "Weißt du, ich bin jetzt seit 800 Jahren auf dieser Welt. Ich habe viel erlebt und zu viel gesehen. Eine Ewigkeit, kann doch ganz schön lange sein, und ich bin müde geworden. Müde vom Leben."
"Wieso willst du es dann ausgerechnet jetzt beenden?"
"Es gab eine Sache die mich hier hielt. Mein Wunsch nach einer Person, die mir zeigte, was wahre Liebe ist. Und diese habe ich gefunden."

Alec schwieg betroffen und ließ langsam die Waffe sinken.
Meine Hand ruhte immer noch auf seiner.
Er drehte sich zu mir um und sah auf. 
Seine dunkelblauen Augen glänzten glasig im fahlen Mondlicht.
Sanft legte ich ihm meine Hand an seine Wange, dann beugte ich mich leicht zu ihm und küsste ihn.

Der Kuss war zaghaft und schüchtern. Leider hatte er auch einen bitteren und traurigen Nebeneffekt.

Wir lösten unsere Lippen voneinander und ich lehnte meine Stirn gegen seine.
"Es macht mich einfach krank meine Partner sterben zu sehen", gestand ich leise.
"Das tut mir leid", murmelte Alec mit bebender Stimme.
"Muss es nicht. Glaub mir. Du bist der Erste, bei dem ich mir Anfangs wünschte, mit ihm zu sterben. Egal wie."

Ich spürte wie eine Träne an meiner Hand zum Stoppen kam. Ich schlang meine Arme um ihn und drückte Alec an mich.

"Ich hatte absolut keine Ahnung, Magnus. Diese ganze letzte Woche... Ich wusste nicht wie sehr du leidest und wie traurig du bist. Ich hab nur meinen Egoismus dokumentiert. Es tut mir so leid."
Alecs Stimme zitterte und ein tiefes schluchzen überkam ihn. Sein Rücken bebte unter meinen Armen.
"Es muss dir nicht leid tun. Du hättest es nicht wissen können", sagte ich und streichelte ihm sanft über den Rücken.

Ich löste mich von ihm und nahm seine Hand in meine.

"Es wird alles gut werden. Versprochen."

Zusammen gingen wir noch ein bisschen tiefer ins Wasser, bis wir schließlich Hüfttief drinnen standen.
Ich drehte mich zu Alec und sah ihm ins Gesicht.
Seine Augen strahlten schuld, Sehnsucht und leere aus.
Verzweifelt und unruhig wanderte sein Blick stetig hin und her.
Es war wie ein Ruf.
Ein Ruf nach Erlösung.

"Wollen wir?"
Er nickte und starrte auf die Pistole in seiner Hand.
"Danke", murmelte er und ich lächelte.
"Nicht dafür. Ich liebe dich."

In diesem Moment spürte ich, wie lange ich dem Leben doch überdrüssig war. Es hatte sich allerdings nie richtig angefühlt, jetzt einfach zu gehen.
Bis jetzt.
Es war der richtige Augenblick.
Mit Alec an meiner Seite. Den Mann, dem ich mein Herz schenkte und der mir die wahre Liebe gab.

Entschlossen sah ich in Alecs Augen.
Wir küssten uns noch ein letztes Mal.
Dann nahm er die Waffe in die Hand, entlud sie und überreichte sie mir mit den Worten: "Ich will durch deine Hand sterben, Magnus."

Ich nickte und schloss Alec schließlich in meine Arme, lehnte meine Stirn an seine und führte den Lauf der Waffe an seinen Hinterkopf.

"Sollen wir zählen?"
"Ja."
"Gut. Drei..."
"...Zwei."
"Ich liebe dich."
"Ich dich auch."
"...Eins."

Der Abzug war gedrückt...

...Denn das Meer hat keine Erinnerungen. 
Es wird sich an nichts erinnern.
Weder an unsere Sünden, noch an die schönen Momente.
Es spült alles weg.
Unsere Tränen. Unser Blut. Unsere Gedanken.
Einfach alles.
Und nun? Nun sind wir eins mit dem Meer. 
Nun, sind wir das Meer...

Outlaws of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt