12. Bucky

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"Werde ich aber." Ihr Herz macht bei seinen Worten einen kleinen Sprung. Sie schließt kurz die Augen und lächelt, bevor sie ihn wieder anschaut. Loki ist tot, ein für alle Mal. Vor ihr sitzt ein Mann der sie aufrichtig liebt und alles für sie tun würde. Vielleicht kann sie ihren Gott jetzt endlich loslassen und Steve eine wirkliche Chance geben?

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In den nächsten zwei Wochen beginnt Violettes Herz zu heilen. Es scheint als könnte sie Loki nun endlich los lassen. Nachts ist sie wieder oft in Steves Träumen und wird sich immer sicherer bezüglich ihrer Gefühle zu ihm, auch wenn sie noch nicht bereit ist mit ihm drüber zu reden. Seine Träume sind meist das Gleiche, doch diese Nacht ist etwas anders. Ist er anders.

"Was ist los?", fragt sie sogleich, als sie seine nachdenkliche Miene sieht.


"Etwas stimmt nicht. Ganz und gar nicht", sagt er. Fragend schaut sie ihn an.

"Ich hatte heute einen Auftrag mit Natascha zusammen. Wir sollten ein Schiff aufhalten und die Männer befreien. Statt sich an daran zu halten, hat Natascha Pläne missachtet. Sie hat gesagt sie hatte eine andere Mission bekommen, die sie erfüllt hat. Dabei hat sie irgendwelche Daten auf einen Stick geladen, konnte oder wollte mir aber nicht sagen, was drauf ist. Da ist irgendwas faul...", berichtet er ihr. Stirn runzelnd schaut sie ihn an. Das sieht Fury gar nicht ähnlich zwei verschiedene Aufgaben zu erteilen.

"Dieser Stick muss wirklich wichtige Daten beinhalten...", murmelt sie.

"Das dachte ich mir auch. Ich werde nachher mit Fury reden. Ich will endlich wissen, was da abgeht", meint er aufgebracht. Sie nickt und stimmt ihm zu. Da stimmt etwas nicht. Nur was?

"Ich werde morgen nach D.C. reisen. Ich hab eine Weile Kampftraining im Quartier, um zu beweisen, dass ich für Außeneinsätze geeignet bin, dann rede ich mal mit 'Tascha und versuche mehr heraus zu finden", entschließt die Schwarhaarige. Er nickt dankbar, bevor sie sich anderen Themen widmen.

Wenige Stunden später sitzt Violette im Flugzeug. Da sie noch immer müde ist, beschließt sie etwas zu dösen. Ohne es zu merken, landet sie in den Träumen von Jemandem, nämlich denen vom namenlosen Soldaten. Auch sein Traum ist diesmal anders als sonst. Statt bei einem Auftrag, findet Violette sich in einer kalten, trostlosen Zelle wieder. Es ist dunkel, da es weder eine Lampe noch ein Fenster gibt. Das einzige Licht kommt von einem winzigen Spalt über der Tür.

"Hallo?", fragt Violette unsicher und findet sich Sekunden später mit dem Rücken an der Wand und einem Metallarm vor ihrer Kehle wieder. Sie keucht erschrocken auf. Alles was sie erkennen kann, sind die Augen des Soldaten, die sie anschauen und sich erschrocken weiten. Sofort lässt er sie los.

"Was machst du denn hier?", fragt er erstaunt. Doch es bleibt keine Zeit zum Antworten, denn mit einem lauten Krach wird die Tür geöffnet. Schützend stellt er sich vor Violette, sodass sie nicht sehen kann, wer da steht. Wenige Sekunden später betreten drei Männer die Zelle und zerren den Soldaten hinaus. Violette hat keine Zeit zu reagieren, denn so plötzlich wie sie kamen, gehen sie auch wieder, den Soldaten im Schlepptau. Ein Glück ist das nur ein Traum.

Ohne Probleme entkommt sie der Zelle und schaut sich um. Sie sieht gerade noch wie man den Soldaten um die Ecke führt. Schnell rennt sie den Gang hinunter, hinter her. Schließlich findet sie sich in einem großen Raum wieder. In der Mitte steht eine Art Steuerkonsole neben einem Stuhl der an einem Apparat angeschlossen ist. Überall stehen bewaffnete Männer und zielen in die Mitte. Dort laufen drei Männer im weißen Kittel um den Stuhl herum und nehmen ihr so die Sicht auf den Soldaten. Erst als die Männer weggehen, wird die Sicht frei. Doch das was Violette da sieht, kann sie einfach nicht glauben.

"Bucky...", flüstert sie entsetzt. Der Mann, der namenlose Soldat, es ist Bucky! Es ist das erste Mal, dass sie ihn ohne seine Maske und das Schwarz um die Augen sieht. Doch es ist unverkennbar er. Bucky, aus Steves Träumen. Nur dass seine Haare länger sind. Aber wie kann das sein? Bucky ist doch gestorben... Ein Klicken holt sie wieder zurück aus den Gedanken. Es sind metallene Fesseln, welche sich um die Arme des Soldatens... um Buckys Arme schließen. Im Mund hat er eine Beißschiene. In seinen Augen liegt Panik? Die Maschine wird eingeschaltet und bewegt sich. Zwei Platten schließen sich um seinen Kopf. Bucky wirft einen letzten panischen Blick in Violettes Richtung.

"Moment, was wird das? Halt!", ruft sie, doch für die Männer um sie herum ist Violette gar nicht da. Sie schalten die Maschine ein. Sofort beginnt Bucky zu schreien und sie spürt den Schmerz der ihn durchzieht. Er ist so stark, dass sie ebenfalls beginnt zu schreien und sich den Kopf hält. Mit letzter Kraft stoppt sie seinen Traum. Sie hält einfach alles um ihn herum an, wodurch auch die Maschine gestoppt wird. Sie braucht eine Sekunde um zu Atem zu kommen, ehe sie auf ihn zu geht. Mit einer Berührung und etwas Konzentration, lässt das Teil von seinem Kopf ab und die Fesseln springen auf. Er fällt gerade zu aus dem Stuhl auf den Boden. Schnell hockt sie sich neben ihn. Zitternd spuckt er die Beißschiene aus. Sie nimmt seinen Arm und hilft ihm auf die Beine. Er muss dringend hier raus. Die Umgebung ist einfach nur erdrückend. Konzentriert denkt sie an zu Hause und zieht ihn zur Tür heraus. Doch statt in ihrer Wohnung, stehen sie mit einem Mal in Steves Wohnung. Etwas verwirrt, führt sie Bucky zur Couch, wo er sich hinsetzen kann. Seine Atmung ist noch immer beschleunigt und er schwitzt vor Angst.

"Wo sind wir?", fragt er sich panisch umschaut.

"In Sicherheit", ist Violette Antwort. Schnell holt sie ihm etwas Wasser und ein Handtuch mit dem er sich den Schweiß abtrocknet. Dann trinkt er die Flasche in einem Zug leer.

"Was war das für eine Maschine?", fragt Violette vorsichtig und setzt sich neben ihn. Auch sie spürt noch inmer das Echo der Schmerzen in ihrem Körper.

"Keine Ahnung, wie sie es nennen", murmelt er und spielt an dem Flaschenverschluss.

"Es jagt Strom durch dein Gehirn. Warum tun sie das?", will die Schwarzhaarige nun wissen. Es fällt ihr schwer ihn anzublicken. Bucky war für sie immer jemand anderes, nicht der kalte Soldat aus ihren Träumen. Und doch schafft sie es nicht den Blick abzuwenden.

"Mal um mich zu betrafen, mal damit ich vergesse", berichtet er.

"Vergesse? Wie meinst du das?"

"Wenn ich da drin war, weiß ich nichts mehr. Ich vergesse was geschehen ist. Manchmal erinnere ich mich über meine Alpträume, aber oft vergesse ich einfach nur", seufzt er. Entsetzen durchfährt Violette. Wie kann man nur so grausam sein und so etwas einem Menschen antun?

"Du hast mich davor bewahrt...", murmelt er leise. Er schaut ihr in die Augen und sie sieht wie dankbar er dafür ist. Blaue, traurige Augen eines Mannes der Steves Erzählungen nach schon vor langer Zeit gestorben ist.

"Du hast mich schon vor so vielem bewahrt... Du bist wie ein Schutzengel, mein persönlicher Schutzengel...", sinniert er leise weiter. Sie schauen sich weiterhin an und mit einem Mal kommt er Violette näher. Sie ist verwirrt und gerade als sie ihn wegstoßen will, wird sie aus dem Traum gerissen.

"Wir werden jetzt landen", erreicht sie die Stimme der Stewardes, welche sie geweckt hat. Erschrocken nickt Violette und schließt den Sicherheitsgurt. Wie kann das sein? Wie kann das Bucky sein in dessen Träumen sie gelandet ist? Warum ist er nicht tot? Er müsste tot sein! Er kann doch nicht einfach von den Toten auferstanden sein, oder? Nein, das ist Schwachsinn. Nur wie hat er den Absturz damals überlebt? Und wie wurde er zu der Killermaschine die sie in seinen Träumen kennengelernt hat? Wie kann das alles sein!? Alles in ihrem Kopf dreht sich und es wird ihr zu viel. Sie muss dringend mit Steve und Natascha reden.

Dreamdancer - Ich träum für dich (Avenger FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt