28. Ablenkung

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"Melde dich. Ich hab dich lieb", erinnert er sie an ihr Versprechen.

"Ich dich auch, Tony. Ich dich auch...", murmelt sie ihm zu, bevor sie sich löst und sich schnell wegdreht.

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Der Rucksack liegt schwer auf ihrem Rücken, während sie sich auf den Weg durch New Yorks Straßen macht, sehr darauf bedacht sich nicht noch mal umzudrehen. Das würde sie nur schwach werden lassen. Schon so oft ist sie durch diese Straßen gegangen. Doch es hat sich nie so endgültig angefühlt wie jetzt. Auch wenn sie vor hat irgendwann zurück zu kehren, fühlt es sich so an, als wäre es das letzte Mal. Viel zu schnell ist sie am Treffpunkt angekommen. Wie sie es erwartet hat, ist Bucky bereits dort. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht, als er sie sieht.

"Hey", begrüßt sie ihn. Er trägt genau wie sie ein Rucksack auf dem Rücken.

"Hallo. Bist du bereit?", fragt er. Ist Violette das? Ist sie bereits alles hinter sich zu lassen? Ihrem Leben den Rücken zu zukehren? Schwer atmet sie ein und aus um sich zu beruhigen.

"Lass uns gehen", entscheidet sie sich.

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"Er hat nach dir gefragt. Wollte wissen, wie's dir geht, wo ihr seid...", sagt die tiefe Stimme am Telefon. Violette hat Probleme damit Tony zu verstehen, da es auf dem Markt, wo sie sich befindet, recht laut ist. Sie drückt sich eine Hand aufs freie Ohr um ihn besser zu verstehen.

"Was hast du ihm gesagt?", fragt sie vorsichtig nach.

"Das Übliche", antwortet ihr Bruder. Sie nickt, obwohl ihr klar ist, dass Tony es nicht sehen kann.

"Es wird weniger. Anscheinend hat er sich damit abgefunden. Natascha meinte er will sich vielleicht bald mit einer alten Bekannten treffen...", berichtet er weiter.

"Gut. Ich muss wieder auflegen", sagt Violette mit einem Kloß im Hals. Ist es nicht genau das was sie wollte? Dass ihr Leben weitergeht?

"Okay... Kopf hoch, Blümchen. Ich hab dich lieb", verabschiedet sich Tony.

"Ich dich auch. Bis nächsten Monat." Schnell legt Violette auf. Auch wenn es schon mehr als ein Jahr her ist, seit sie mit Bucky geflohen ist, schmerzt es sie noch immer irgendwo, dass Steve sich wohl nun mit einer Anderen trifft. Ihre Wunden verheilen, aber sie tun es noch immer langsam. Vielleicht werden sie auch nie ganz verheilen, wer weiß das schon... Eine Hand die sich um ihre legt, lässt sie hochschrecken. Bucky steht vor ihr, in den Augen ein besorgter Ausdruck, in der anderen Hand die eben besorgten Einkäufe.

"Alles okay?", fragt er mit rauer Stimme.

"Wie immer...", winkt sie nur ab und atmet tief durch. Bucky weiß mittlerweile wie es ihr nach einem Gespräch mit Tony geht. Das Heimweh überkommt sie und sie beginnt ihren Buder wieder zu vermissen. Auch nach ihren alten Freunden sehnt sie sich und wie immer kommt ein Teil des Schmerzes wegen Steve wieder mit hoch. Doch es wird besser. Nicht zuletzt wegen Bucky. Dieser nimmt sie wortlos in den Arm. Dabei spürt sie noch durch die Jacke das Metall seines Armes. Etwas woran sie sich mittlerweile gewöhnt hat.

"Lass uns nach Hause gehen", beendet sie die Umarmung und lächelt ihn schwach an. Bucky legt ihr einen Arm um die Schultern und führt sie durch das Chaos von Prag zu ihrer kleinen, bescheidenen Wohnung am Stadtrand. Es ist nicht viel, ein Zimmer mit Küche, Tisch, einem großen Bett für sie beide und einem Bad. Für mehr reicht das Geld nicht. Sie halten sich mit Gelegenheitsjobs und zugegebener Weise dem einem oder anderen kleinen Diebstahl über Wasser. Natürlich könnte Violette auch an Tonys, nein an ihr Familiengeld gehen, doch das käme ihr falsch vor. Sie leben nicht gerade im Luxus, aber immerhin leben sie. Und zwar zusammen.

Dreamdancer - Ich träum für dich (Avenger FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt