24. Es ist vorbei

907 56 0
                                    

"Hallo?", meldet sie sich und beobachtet wie Bucky in der Masse der Menschen untergeht.

"Steve ist aufgewacht", dröhnt Sams Stimme zu ihr durch.

--

Wenig später steht Violette im Krankenhaus vor der Tür zu Steves Zimmer. Ein letztes Mal atmet sie tief durch. Dann stößt sie die Tür auf und betritt den Raum. Sam sitzt noch immer auf dem Stuhl neben dem Bett. Er und Steve lachen gerade zusammen. Doch als Steve sie in der Tür sieht, verschwindet das Lachen. Sam bemerkt es und dreht sich erst zum Neuankömmling um. Als Sam sie erkennt, lächelt er ihr aufmunternd zu.

"Hey", sagt er und steht auf. Er geht zur Tür und drückt im Vorbeigehen kurz Violettes Hand, als wollte er ihr viel Glück wünschen. Dabei ist sein Blick etwas mitleidig. Schwach lächelt sie ihn an, doch die Unsicherheit bleibt. Sie hat Angst vor dem Gespräch mit Steve. Zwischen ihnen ist in letzter Zeit so viel schlechtes geschehen... Langsam wendet sie sich ihm zu und setzt sich unsicher auf den Stuhl, den Sam frei gemacht hat. Sie sind jetzt allein im Raum und starren sich einfach nur an.

"Wie geht's dir?", fragt Violette, um ein Gespräch zu beginnen.

"Es geht schon. Hab Schlimmeres überstanden", murmelt er. Sie nickt. Wieder entsteht ein peinliches Schweigen, welches Violette extrem unangenehm ist.

"Schätze wir sollten mal reden... Über alles was in letzter Zeit passiert ist...", beginnt sie. Doch sein Blick zeigt keine Emotion. Er macht keine Anstalt etwas zu sagen, daher nimmt sie es als Aufforderung zu reden.

"Ich... Mir ist klar, dass ich schon viel früher mit dir hätte reden müssen...", gibt sie zu.

"Das hättest du, ja...", bestätigt er und verschränkt seine Arme vor der Brust. Autsch... Sie spürt genau wie sehr er ihr das übel nimmt. Wäre er auch so wütend wenn es nicht um Bucky gehen würde? Nein... Bucky hat ihm damals viel bedeutet. Er war seine Familie. Wie würde sie reagieren, wenn sie Jahre lang denken würde, dass Tony tot ist und sie dann erfahren würde, dass Steve wusste, dass er es nicht ist? Wäre sie dann genauso verletzt? Sie weiß es nicht.

"Hör zu, ja ich hab ein Fehler gemacht, aber das machen wir alle mal! Das ist doch nur menschlich!", beginnt sie.

"Fehler machen ist menschlich, ja. Aber das war kein einfacher Fehler", schmettert er ihren Versuch ab.

"Und was war es dann?", fragt sie wütend. Sie lehnt sich demonstrativ weit in dem Stuhl zurück. Am liebsten würde sie aufstehen, doch nervöses umherlaufen würde gar nichts bringen.

"Verrat", wirft Steve ihr kalt vor. Fassungslos starrt sie ihn an.

"Bitte was?!" Meint er das wirklich ernst?

"Du hast mich und unsere Freundschaft damit verraten, dass du es nicht gesagt hast!", eifert Steve weiter. Violette kann ihn einfach nur mit offenem Mund anstarren. Das ist wirklich was er denkt?

"Das ist doch nicht dein Ernst...", will sie unsicher wissen. Er sagt nichts, doch sein Blick lässt deutlich erkennen, dass es sein Ernst ist. Fassungslos starrt sie einfach nur ihn an. Ihre Augen füllen sich bereits mit Tränen.

"Ich fass es nicht, dass du mir das vorwirfst... Als wäre es nur meine Schuld!", bringt sie mit zitternder Stimme hervor.

"Ich an deiner Stelle, hätte mit dir geredet...", sagt er überzeugt und wendet den Blick ab.

"Das wollte ich doch! Nur hast du mir nicht die Chance gelassen! Wann hätte ich es dir denn sagen sollen?! Sobald ich in Washington ankam, hast du mich gebeten mit Natascha wegen dem Stick zu reden! Danach bist du einfach verschwunden. Als ich dich das nächste Mal getroffen habe, wurde gerade Fury in deiner Wohnung erschossen! Hätte ich dir da vielleicht sagen sollen, dass dein bester Freund der Schütze war? Damit du einen Wutanfall oder einen Zusammenbruch oder sonst so was bekommst?! Und am nächsten Morgen, als du dich beruhigt hast und ich fast die ganze Nacht lang wach war und überlegt habe wie ich es dir am besten sage, hattest du nichts besseres zu tun gehabt, als mir vorzuwerfen, dass ich auf der Couch eingeschlafen bin, ohne mir die Chance zu geben es zu erklären! Und für den Fall, dass es dir nicht aufgefallen sein sollte, du warst danach auf der Flucht! Ich glaub da hattest du gerade andere Sorgen! Aber nein, du hast natürlich nichts Besseres zu tun, als mir vorzuwerfen, dass ich es dir nicht gleich gesagt habe!" Wütend ist Violette aufgesprungen. Tränen der Wut und der Enttäuschung fließen ihr übers Gesicht. Wie kann er nur so etwas sagen?

"Du hättest es mir trotzdem sagen müssen. Ich hätte es einfach gerne von dir erfahren", bellt auch er wütend zurück.

"Dass du in mich verliebt bist, hätte ich auch lieber von dir selbst erfahren", wirft sie ihm nun vor. Er zuckt leicht zusammen.

"Das ist etwas anderes", seufzt er und blickt auf die Decke über seinen Beinen.

"Nein, Steve. Du hast mir etwas verheimlicht und ich hab es auf andere Wege erfahren, nicht von dir. Genauso ist es nun mit Bucky", sagt Violette verbittert und wischt sich übers Gesicht. Wieder schweigt er und weicht ihren Blicken aus.

"Du hast mich damals gefragt, ob ich dich deshalb hasse. Meine Antwort war nein. Weil ich dich als Freund nicht verlieren wollte. Warum kannst du mir nicht einfach in die Augen sehen und sagen, dass du mich deshalb ebenfalls nicht hasst?", flüstert sie verzweifelt. Nachdenklich blickt er zu ihr auf. In seinen Augen liegt Schmerz, Wut und Trauer.

"Weil ich nicht sicher bin, ob ich es nicht vielleicht tue." Jedes Wort trifft Violette wie ein Messerstich in die Brust. Er hasst sie? Die Tränen beginnen nun ihr die Sicht zu rauben und Violette kann gerade zu hören, wie diese einfachen Worte ihr das Herz brechen. Wieso kann er ihr das nicht verzeihen? Wie kann er sagen, dass er sie vielleicht hasst? Wegen einem Fehler?

"Und ich bin für dich gesprungen...", murmelt sie enttäuscht zu sich selbst. Doch er hat es gehört.

"Was?", fragt er offensichtlich irritiert. Weiß er nicht was geschehen ist? Hat Sam es ihm nicht erzählt?

"Als du vom Hellicarrier ins Wasser gefallen bist. Ich hab es gesehen und bin hinterher gesprungen...", antwortet sie ihm und versucht sich zu beruhigen. Nachdenklich schaut er herunter. Er hatte wohl wirklich kein Ahnung.

"Aber... ich dachte Bucky hat mich herausgezogen...?", fragt er nach.

"Hat er auch. Aber er war einfach nur drei Meter früher unten, als ich. Trotzdem bin ich für dich gesprungen. War wohl ziemlich dumm von mir...", seufzt Violette und schafft es endlich sich wieder halbwegs im Griff zu haben. Sie wischt sich erneut übers Gesicht, dreht sich um und geht zur Tür.

"Ich wäre auch für dich gesprungen, das solltets du auch wissen", sagt er, während sie nach der Türklinke greift. Seine Worte lassen sie kurz innehalten.

"Ich weiß. Aber das hat nichts zu bedeuten", behauptet sie enttäuscht.

"Warum nicht?" Ein letztes Mal blickt sie über die Schulter zu ihm.

"Weil du für jeden springen würdest. Sogar für diejenigen die dich töten wollen", sagt sie traurig. Damit öffnet sie die Tür, stoppt aber noch mal bei seinen nächsten Worten.

"Du etwa nicht?"

"Nein, Steve. Ich wäre nicht für jeden gesprungen. Mir liegt etwas an meinem Leben und ich würde es nicht für jede beliebige Person riskieren aus einem Hubschrauber zu springen, der auf Höhe der Freiheitsstatur fliegt", faucht Violette den Blonden an und knallt die Tür hinter sich zu. Auf halber Strecke aus dem Krankenhaus kommt ihr Sam entgegen. Als er sie sieht, nimmt er sie einfach in den Arm. Vermutlich kann er ahnen, dass es zwischen den Beiden ziemlich gekracht hat.

"Gib ihm etwas Zeit, dann klärt sich das schon", versucht er sie aufzuheitern.

"Nein... Er und ich haben genug Zeit gehabt." Schniefend löst sie sich.

"Das zwischen ihm und mir, ist vorbei. Alles was da war, ist zerstört", entschließt sie und wischt sich erneut Tränen aus dem Gesicht.

"Sag das nicht...", seufzt Sam.

"Es ist aber wahr. Ich muss gehen..." Schnell verschwindet sie. Draußen holt sie ihr Handy hervor. Sie hat einen Entschluss gefasst und sie will es klären, bevor sie einen Rückzieher macht. Bereits beim zweiten Klingeln geht er ran.

"Violette", dringt seine Stimme durch den Hörer. Buckys Stimme... Hat er sie jemals bei ihrem Namen genannt?

"Ich hab mich umentschieden. Ich komme mit dir, ich brauche nur noch Zeit mich zu verabschieden", teilt sie ihm mit.

"Wann und wo?", fragt er ohne genaueres wissen zu wollen.

"In drei Tagen in New York. Wir treffen uns um sechs am Westeingang des Central parks", bestimmt sie.

"Ich werde da sein", tönt seine Stimme zu ihr, bevor sie auflegt.

Dreamdancer - Ich träum für dich (Avenger FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt