1182: 2. Die Biographie

22 1 0
                                    

Ich sah mir das Buch genau an. Die Art und  Verzierung des Einbandes waren fesselnd. Wo ich hier war, wusste ich nicht und wie ich hier her gekommen bin, erschien mir auch immer rätselhafter. Ich streckte meine Hand in Richtung der Vitrine, hielt aber einen ganz kurzen Moment, bevor ich sie berührte, inne. Ich fragte mich, ob ich überhaupt die Befugnis hatte, mich hier aufzuhalten und ob ich damit nicht das Eigentum anderer Schädige. Da war der Glaskasten auch schon geöffnet und ich hielt das Buch in der Hand. Meine Neugierde ließ sich nicht unterdrücken und ich schlug es auf.

Ich bin Gelehrter, Wissenschaftler, Magier und so vieles mehr. In diesem Dokument halte ich meine Geschichte fest, damit die Nachwelt eines Tages von ihr erfährt und sie nutzen wird, so wie es die Chronisten mir befohlen haben. An sich bin ich keine wichtige Person, ich besaß keine dieser Fähigkeiten, keine besondere Eigenschaft, außer vielleicht meinen IQ von 157, aber auch das tut nicht viel zur Sache. Mein Leben verlief immer geregelt, zu jedem Zeitpunkt gab es eine Instanz, die mir meinen Weg zeigte und mich auf diesem hielt. Meine Eltern waren reich, sie liebten mich und um mir das zu zeigen, gaben sie mir, was sie für das wichtigste hielten: Erziehung und Unterrichtungen. Schon mit 6 Jahren sprach ich mehr sprachen, als mein multikultureller Kindergarten an ausgebildeten Erziehern aufwies, somit kam ich an eine Privatschule. Ich lernte schneller als meine Mitschüler und war ihnen immer einige Jahre voraus, sodass ich meine Hochschulreife mit 14 erreichte und mein Abitur, im Alter von 16, einen Schnitt von 1.25 aufwies, ich war in Sport nie gut gewesen und das zeigte sich hier. Trotzdem wurde ich an einer angesehen Universität aufgenommen und stand knapp vor meiner Abschlussprüfung mit 25 Jahren und drei abgeschlossenen, dualen Studiengängen in Wirtschaft, Medizin und Sozialismus. Ich war auf die Prüfung mehr als genug vorbereitet, ich hatte ja schließlich bereits meine zweite Doktorarbeit am laufen und so erlaubte ich mir, die Tage freier zu gestalten.

Der morgen war außerordentlich angenehm. Vögel zwitscherten und die Sonne schien an einem klaren Himmel. Ich wachte auf und es war 8:00 Uhr, mein Wecker war noch nicht gegangen, da ich heute am Morgen keinen Termin hatte. Ich stand auf und öffnete das Fenster. Kühle Luft kam mir entgegen und ich konnte bis zum Horizont blicken. Ich stieg in meine Pantoffeln und legte einen Morgenmantel an, als ich das geräumige Schlafzimmer verließ. Ich lief direkt zur Treppe, welche sich mit einladenden Stufen an der Wand herabschlängelte und betrat mein Wohnzimmer. Mein morgendliches Mahl aus Vollkornbrot, Wurst, Käse und einem Joghurt war bereits angerichtet und drehte ich wieder um und betrat den reich verzierten Flur meines Hauses. Da es sich hier nur um ein kleines, zweistöckiges Wohnhaus handelte, hatte mir mein Vater nur einen Gärtner und ein Dienstmädchen zur Verfügung gestellt. Und letztere war es auch, die ich suchte und welche ich, auf einer kleinen Leiter, beim Abstauben der Gemälde fand. Sie hatte mich nicht gesehen und so rief ich ihr freundlich zu: "Fräulein Arnwald, ich habe ihnen so oft gesagt, dass sie nicht so früh aufstehen müssen um mir das Essen bereit zu stellen. Und putzen können sie auch am Mittag, wenn ich bereist fort bin, dann sind sie konzentrierter und ich lenke sie nicht ab." Doch meine freundliche Geste überraschte sie scheinbar und so geriet sie ins taumeln und wäre gestürzt, hätte ich sie nicht aufgefangen. "Was würden sie nur ohne mich tun, Fräulein Arnwald." Damit setzte ich sie ab und begab mich zurück zu meinem Frühstück. Ich beendete es und machte mich auf meinen täglichen Weg.

Ich öffnete den sportlichen Porsche Spyder und setzte mich an das Steuer. Mit geübten Griffen ließ ich ihn anspringen und nutzte die Auffahrt durch meinen Garten um ihn zu beschleunigen und dann mit einem kurzen Drift, durch das bereits offene Tor, die Straße zu erreichen. Ich wohnte etwas abseits der Großstadt, hier gab es gesündere Luft und ich musste auf weniger andere Menschen achten, die mich in meinen Vorhaben einschränken könnten. Auf der Straße hatte ich schnell die 150 km/h erreicht und überholte einen Verkehrsteilnehmer nach dem anderen. Zu meinem Leid musste genau am heutigen Tag unter den langsameren auch eine Polizeistreife gewesen sein und ich hielt auf dem Seitenstreifen. Die Beamten wollten mich zur Rede stellen und listeten die Verbote auf, die ich anscheinend gebrochen hatte, bis ich jedem von ihnen 500 reichte und ihnen eine Karte des Anwalts meines Vaters überließ. Dann schloss ich die Tür und beschleunigte auf 170 km/h um die verlorene Zeit wieder aufzuholen.

ChroniclesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt