1182: 6. Der Wunderbringer

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Am nächsten Morgen wurde ich wachgerüttelt. Die Augen öffnete ich langsam und setzte ein schiefes Lächeln auf. Ich war sonderbarerweise sehr zufrieden mit allem. Vor mir stand Lis, sie redete auf mich ein, doch ich verstand kein Wort, da ich noch immer halb in meinen Träumen lag. Ich sah sie nur an und nickte ein bisschen. Man, ich begann das Mädchen fast schon zu mögen, wenn auch nicht in irgeneinem sehr ausgeprägten Sinne. Sie deutete die Leiter nach oben und ich begann aufzustehen. Ich befand mich an dem kleinen Tisch in der Bauernhütte. Ich musste im Sitzen eingeschlafen sein. Da machte sich auch der Muskelkater in meinem Rücken bemerkbar und ich zuckte kurz zusammen. Nicht der Beste Morgen, aber immerhin ein Morgen. Mit sagenhaft guter Stimmung begann ich die Leiter empor zu steigen.

Als ich oben ankam, lag der kleine Tom noch immer in seinem Bett. Sein Gesicht war entspannt, nicht gerötet und er schlief mit gleichmäßiger Atmung. Er schien kein Leid zu verspüren. Miriam, die Bäuerin, saß neben ihm und strahlte als sie mich sah. Sie stürmte auf mich zu und ich wollte gerade einen Ausweichschritt vollführen, als sie mich schon gefasst hatte und an sich drückte: "Oh, Ling. Es geht ihm gut! Meinem kleinen Thomas geht es gut. Und das habe ich nur dir zu verdanken. Der Arzt hatte gemeint, dass ein Überleben in seinem Alter ein Wunder sein müsste und das wir uns lieber keine Hoffnung machen sollten. Doch Gott hat es gut mit mir gemeint, denn er hat dich geschickt, um meinen lieben Thomas zu retten. Ich weiß nicht, wie ich dir gafür danken soll." Auch wenn es mir gefiel, wenn man mir sagte, wie klasse ich doch war, beruhigte ich sie und sagte, dass es in meiner Heimat etwas ganz normales sei, solche Krankheiten zu heilen. Sie lachte nur und hielt an dem Wunder fest, dass ich ja direkt zu ihr gekommen wäre, das könnte schließlich kein Zufall sein. Dann sprach sie an, dass der Arzt, der Tom behandeln sollte, zu einer Außenstelle seines Ordens zurückgekehrt sei, nachdem er die Heilung miterlebt hatte. Er sei sehr erstaunt gewesen und wolle seinen Vorgesetzte von diesem Ereignis berichten.

Der restliche Tag verlief bis zum Abend normal, doch zum Dank wurden mir weniger anstrengende Aufgaben erteilt und diese nun sogar auf freiwilliger Basis. Ich half trotzdem, wo ich nur konnte und begann dieses Leben sogar in Zügen zu genießen. Es war so einfach! Am Abend dann, ich hatte die Küche übernommen und wollte zeigen, was man alles kreieren könne indem ich Kartoffelpüree und eine Geflügel-Pilz-Pfanne zubereitete, erschien ein älterer Mann an der Haustür. Er habe von Tom gehört und ich solle ihm helfen. Ich überließ die Küche Lis, welche noch immer in keinster Weise von meiner Seite wich, da es schien als habe Miriam ihren Plan noch immer nicht aufgegeben. Dann trat ich aus dem mit einem Tuch verhangenen Eingang und nahm mir vor, eine Tür für diesen zu Zimmern, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie man eine Tür baute, aber egal.

Der Mann hatte ergrautes Haar und sein Buckel deutete auf ein hartes Leben. Er schob einen kleinen Jungen, noch Jünger als Tom, vor sich her. Diese humpelte grauenhaft und ich erkannte die Entzündung an seinem linken Bein. Der Alte sagte mir, dass der Junge von einem besessenen Eichhörnchen gebissen worden sei, ich dachte sofort an Tollwut. Die Wunde sich nicht geschlossen und es hätte en gefangen Galle auszufließen. In Angst um seinen Enkel hat der Mann einen Arzt gerufen, diese habe gesagt, dass die einzige Möglichekeit wäre, dass Bein an der Hüfte abzutrennen, dies würde ein so junger Mensch aber sehr wahrscheinlich nicht überleben. Nach 3 Tagen warten, so der Mann, wollte er es gerade aufgeben, als er von mir gehört hat. Er kam sofort zu mir und nun war er da. Ich wusste sofort, was ich tun müsste.

Markos und Harald schickte ich zu den Feldern, ich hatte am Vortag Mohnblumen entdeckt und davon sollten sie mir ein Bündel holen, wir hatten zum Glück Herbst, Erntesaison. In die Küche rief ich, dass bitte etwas mehr des guten Rums erhitzt werden sollte, es würde nötig sein. Ich nahm zwei geschlagene Holzklötze und legte ein Brett darüber, damit es dem Jungen als Liege dienen würde. Nach kurzer Zeit war mir alles geforderte, sowie ein scharfes Messer, eine Nadel und ein dünner Wollfaden gebracht worden. Ich lies den Jungen einige Mohnkörner essen, ihre berauschende Wirkung sollte ihn beruhigen. Einen Schluck Rum gab ich ihm auch. Nach kurzer Zeit wurden seine Pupillen weit und er blieb sehr ruhig liegen. Ich nahm das Messer hervor und ohne Rücksicht auf das entsetzte Gesicht des Großvaters begann ich Fleich weg zu schneiden, dabei desinfizierte ich immer wieder mit dem Alkohol. Ich musste weniger entfernen als gedacht und war bald fertig. Ich nahm das Nadel und Faden herbei. Um mich abzulenken, da ich normalerweise nicht der beste darin war, Blut zu sehen, begann ich leise zu singen:

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