"Jay... JAY! Lass den Zettel los, du brennst gleich die ganze Bibliothek nieder!" Eben war ich noch im Jahr 2049 auf einem Raumschiff, welches bei seinem Start abgeschossen wurde und nun dem Boden entgegen stürzte, jetzt war ich wieder bei Prof. Harald in seiner Stube und saß an dem Tisch. Bis ich bemerkte, was eben gemeint war, verging noch ein Zwinkern, dann sah ich den Brief, welchen ich noch immer in der Hand hielt... der jedoch lichterloh in Flammen stand.
Aus Reflex ließ ich ihn fallen und hätte Harald nicht im gleichen Moment diesen mit einem Tablet aufgafangen, hätte ich wahrscheinlich die ausgebreiteten Bücher angesteckt. Ise Grimm war es, die sich meldete: "Du hast den Zettel eben gerade in die Hand genommen, dann hat er geleuchtet und sich entzündet. Wenn du uns verbrennen wolltest, dann nehm das nächste mal etwas mehr Zunder, der hätte nicht einmal gereicht um den Teppich zu entflammen. Oder hast du solch eine E-Zigarette eingesteckt, also im Internet habe ich gehört, dass die sich schon einmal selbst entflammen können." Ich war zwar noch ein bisschen mit der Zukunft beschäftigt, aber gefasst hatte ich mich schnell wieder. "Nein, man sagt mir nur oft, dass ich eine heißblütige Person bin, da hat meine Inbrunst wohl wieder um sich gegriffen und sich in der Macht des Feuers offenbart. Ok, nein, ich habe keine Ahnung was IHR mir dort für einen Wisch gereicht habt." Ein kurzes Zögern, eine unangenehme Stille, dann sprach ich weiter. "Ok, dann war es für euch also nur ein Augenblick, denn ich habe fast Stunden erlebt, ist aber nichts spannendes gewesen, zumindest, da es irgendwie keinen Sinn ergab. Noch einen Brief habt ihr wohl nicht, oder? Ich bin zwar von all dem Zeitreisen noch immer nicht überzeugt, aber anscheinend funktioniert das in die Zukunft blicken, oder wie auch immer ihr es nennen wollt. Nur schade, dass die Einzige Ressource, die uns die Zukunft anzeigt und uns vor noch geschehenden Ereignissen warnen kann, in Flammen aufgegangen ist. Jetzt haben wir keinen Anhaltspunkt mehr, was uns erwarten wird."
Nachdem ich dem Harry einen kurzen Bericht niedergeschrieben hatte, meinte er, dass er sich mit ein paar Bekannten besprechen müsste. Nach der Versicherung, für die nächste Vorlesung entschuldigt zu sein, setzte ich mich an den hölzernen Tisch und begann zu warten.
Mir gegenüber saß Fey Arnwald, sie hielt ein kleines Notizbuch in der Hand und war eifrig am kritzeln, wie ich sah. Ich richtete mich auf und schaute in die aufgeschlagene Seite. "Na, was schreibst du da schönes? Vielleicht einen Brief an deinen Scientologischen Mentor Elvis auf dem Mars?" Nachdem sie mich gehört hatte, sog sie einmal schnell die Luft ein und zog das Büchlein zu sich, wo sie es an sich drückte. "Weg, das darfst du nicht sehen.Es ist nicht fertig und auch wenn es mal fertig ist, weiß ich nicht, ob ich es dir zeigen würde." Um sie zu beruhigen setzte ich mich wieder zurück und konnte noch sehen, wie sie das Buch zuschlug und sich auf der Seite eine kleine Abbildung mit einem grotesken Mischwesen aus Mensch und Vogel befand. "Du liest Bücher über Harpien? Klingt abstrakt." Ihr nächtser Blick hätte einen Menschen in Stein verwandeln können, hätte sie keine Brille getragen. "Das sind Engel, du Trottel. Und nein, ich lese die Bücher nicht, ich schreibe sie selbst." Damit setzte sie sich an einen anderen Tisch und ging dem schreiben erneut nach.
Ihre Freundin hatte es sich unterdessen in Haralds Stuhl bequem gemacht und aß eine Pizza. Ich war neidisch darüber und das musste ihr aufgefallen sein. "Na, da hat dich Harry aber für seine Idee begeistern können, oder?" Ich zwang mich, ihre Pizza nicht anzustarren. "Begeistert, genau. Ich verstehe ihn noch immer nicht. Ja, ich habe mich mit diesen, unrealistischen und herbeigezogenen, Zeitreisen abgefunden, aber er sitzt hier, sein ganzes Leben lang und forscht danach? Wie kommt man auf diese Idee und warum helft ihr ihm?" Sie aß ein Stück mit Salami, als sie mich ansah. "Mein Vater und er kennen sich schon lange. Kurz nach dem zweite Weltkrieg hat mein Urgoßvater ihn gefunden. Mein Großvater meinte, seit dem Tag seien sie wie Brüder aufgewachsen und dadurch war er praktisch der Onkel meines Vaters, oder so. Und da sie sich schon immer dafür begeistert haben, mit den Zeitreisen, hat man mich zu ihm geschickt. Tipp von mir: Einfach annehmen, manches kann man nicht ändern. Oh, und Fey kam etwas später zu uns, sie war auf eigene Faust auf diese Idee gekommen und dann über Kontake auf Harald gestoßen, also ist es für sie eine Herzensache hier, auch wenn sie sehr desinteressiert wirken kann. Ihre Gefühlslage ändert sich aber von Stunde zu Stunde und eigentlich ist sie eine gute Freundin."
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Chronicles
Science FictionJay Dubelo lebt im Jahr 2017. Sein Leben ist das eines Studenten und er macht sich keine Gedanken über seine Zukunft und auch Vergangenes scheint ihm an Wichtigkeit verloren zu haben. Dies ändert sich, als er eines Tages ein rätselhaftes Buch findet...