2149: 11. Regel des Ödlands

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"Schau, es ist Syrio!" Das Schiff setzte auf und die Mannschaft machte sich bereit. Ich wollte ihnen folgen, doch hielt mich ein grimmiger Wachmann auf, er meinte, wir sollen warten, es würde jeder noch drankommen.

Ich musste lächerlich wirken. Ich stand an dem Fenster oben im Ausguck uns sah gerade mit an wie sich der Einstiegstfahrstuhl absenkte. Es dürfte nur einige wenige Minuten gedauert haben, bis er die hälfte erreicht hatte, doch mir kam es ewig vor. All meine Müdigkeit war wie weggeblasen und das schien auch Don aufzufallen, der sich schwer tat und gerade erst keuchend die letzten Stufen überwand. Eigentlich hätte ich mich nicht so sehr gefreut, aber ich musste ja bedenken, dass wir für die Erde 8 Jahre fort gewesen waren, trotz dass es für uns wie nur ein Tag gewirkt hatte. Außerdem gab es noch einen weiteren Grund... "Becky? Was ist passiert? Du bist so fröhlich, ich weiß, Syrio, ich freue mich auch, aber..." Ich drehte mich zu Don um. "Syrio lebt. Weißt du was das heißt? Überleben ist möglich! Nicht nur, dass er 8 Jahre auf uns gewartet hat, nein, bei mir zuhause besaßen wir einen Bunker. Meine Familie hat Überlebt! Ich muss sie finden. Meine Welt ist gerettet!"

Plötzlich vernahm ich leise die Stimme von draußen. Syrio rief nach uns. Leider verstand ich ihn nicht, durch das mehrfach gesicherte Glas. Was blieb mir also anderes übrig? Genau, ich rannte wieder herunter, an dem perplexen Wachmann vorbei und kletterte im Leeren Aufzugschacht über die Querstreben, sodass ich die äußere Hülle, welche hier nicht gesichert war, passieren konnte. Ich wollte eine Wartungsluke öffnen, als Don rief: "Ähh, das ist nicht gut. Es könnte sein..." Ich zog an der Klinke und rief nur: "Klappe, Don. Sei mal nicht so feige." Kühle Luft strömte herein und ich schob meinen Kpf nach draußen. Es war trocken und trotz der durchgehenden Wolkendecke schien die Sonne intensiv, als würden die Strahlen nicht blockiert. Am liebsten hätte ich jetzt, in rund 110 Meter Höhe, einen auf Titanic gemacht, doch da vernahm ich Syrio wieder. "... nicht, Trottel! Das ist der größte Fehler den eure verwöhnten Ärsche tun werden, versteht ihr nicht? Sie verstehen mich nicht. Ihr habt euch mit eurer Fluchtaktion bei den wenigen Überlebenden nicht wirklich beliebt gemacht. Sie dürften gleich da sein, wenn ihr nicht sofort abhebt, dann..." Weiter kam er nicht, denn ein Ruck ging durch das ganze Raumschiff zusammen mit dem Knall einer Explosion. Ich hörte Tumult im Inneren, doch dieser beunruhigte mich weitweniger als der, den ich draußen vernahm. Es war ein vereinter Chor aus hunderten an Personen, die johlend auf uns zuhielten.

Ich nahm mir den Moment und beobachtete die Masse an Menschen, die auf uns zu rannte und von meiner Position auf dem kleinen Wartungssteg nicht weiter als eine Armee aus Punkten war, die auf die kolossale Orion zustürmten. Sie kletterten an den Wänden des Kontrollgebäudes hoch und der erste, der oben ankam, wurde von Syrio wieder herunter gestoßen. "Verschwindet! Es liegen mir zwei gute Gründe vor, euer Schiff zu verteidigen. Geht, solange ich noch Lust dazu habe und mir nicht einfach holen gehe, was ich suche!" In der Tat hatte die Crew seine Wort vernommen, der Erkundungstrupp zog daraufhin seine Waffen mit angelegten Visieren gingen sie gegen die Ungeordneten Angreifer vor.

Es war ein Blutbad, leider nicht zu unseren Gunsten. Ich war mir unsicher, ob das dort unten Soldaten waren, die für uns kämpften, oder eher gechlachtet wurden, oder einfach nur eine Handvoll freiwillger, armer Schweine. Die Meute entwaffnete die Leichnahme und zogen nun mit deren Waffen gegen uns. Erste hatten es sich zur Aufgabe gemacht, an der Außenhülle hoch zu klettern, während weitere im Inneren den Fahrstuhlschacht verwendeten.

"Becky! Wir werden in den Orbit zurückkehren, der Start wird gleich eingeleitet, du sollst diese Luke schließen, sonst wird dich der Fahrtwind mitreißen." Don schrie hinter mir. Er machte sich sorgen, das sah ich in seinem verunsicherten Gesicht. Er hatte sich nicht getraut zu mir herüber zu klettern und lieber die Rüge eines Wachmanns erhalten. Im Inneren wurden Mechanismen betätigt und eine Stahlplatte schloss sich im Aufzug, sodass es kein Durchkommen mehr geben würde. Dann schaute ich nach unten, Syrio kämpfte alleine gegen die Angreifer, er konnte das Dach, welches vielleicht 30 Meter unter mir lag, halten, aber es wurden mehr und auch auf die Orion kletterten mehr Störenfriede. Ich fasste einen Entschluss und griff nach der Luke.

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