2149: 8. Wahrheit und Alptraum

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In der Nacht Schlaf zu finden fiel mir noch nie leicht und seit ich in diese Wohnung gezogen bin, schien es sich auf das Absurdum zu steigern. Es war zwar nicht so, dass ich die Nacht lang wach lag und keine Auge zu bekam, nein, Schlaf bekam ich schon immer genug. Nur die Träume waren das Problem. Unsinnigkeit in einer Welt der unserer gleicht und ich im Mittelpunkt. Wenn ich am nächsten Morgen schweißgebadet aufwachte war es, als habe ich nie geschlafen. Doch diese Nacht würde ich nie vergessen. Von Anfang an war sie anders gewesen, wirklicher, wie ein Film den ich sah, mit meinen Augen, an dem ich aber nichts verändern konnte. Als würde ich eine virtuelle Realität betreten und meine Sicht würde auf die des Handelnden übertragen werden. Selbst im nachhinein hatte ich das Gefühl, es wirklich erlebt zu haben.

Ich sprang den Morgen aus meinem Bett. Federleicht war es mir, es schien als könne mich nichts aufhalten. Ich sorgte mich nicht um andere, denn es gab nichts zu sorgen, es war perfekt. Der Radiowecker verriet mir, dass es 5:30 morgens war. Sehr früh für mich, doch Müdigkeit empfand ich nicht. Meine erste Handlung war es, mein Fenster zu öffnen, und es war ein schöner morgen. Ich liebte die ländlichere Gegend am Rande der Großstadt. Ich sah zu dem Horizont und über ihn hinweg. Freiheit musste so schmecken. Ich stürmte zum Türrahmen und rannte die Treppen herunter, dass ich jemanden wecken könnte, störte mich nicht.

Der Kühlschrank war gefüllt, sehr umfangreich, also wählte ich mir einen Joghurt zu dem ich mir einige Früchte und Nüsse, sowie etwas Schokolade, man durfte es sich ja mal leisten, gab. Während ich das Essen zu mir nahm malte ich mir den Tag aus. 7:00 war festgelegt, dann würden wir uns treffen, ich konnte es kaum erwarten, trotz dass wir uns eigentlich jeden Tag sehen. Währenddessen sah ich auf das Bild, dass neben dem Fenster hing, welches vorher meinen Blick gefangen hatte. Es zeigte eine einfache, verschneite Blockhütte vor der zwei Personen für die Kamera posierten. Wir hatten auch das letzte Frühjahr dort verbracht, doch das Bild stammte von einer früheren Zeit des Lebens meiner Eltern. Zu meinem Glück waren sie kurz nach meiner Geburt wieder in die Stadt gezogen und nun lebten wir hier schon seit 17 Jahren und seit neuestem auch mit meiner kleinen Schwester.

Dann sprang ich wieder zurück in mein Zimmer, ich hatte noch über eine Stunde Zeit, das würde hoffentlich genügen. Ich öffnete den Kleiderschrank und warf den bereits vorbereiteten Stapel auf mein Bett. Es war eine Mischung aus allem, wie ich erneut feststellen musste. Am Abend hatte ich mich nicht entscheiden können, was ich anziehen würde und hatte es auf den nächsten Morgen verschoben. Das war jetzt und ich war mir noch immer unsicher. Doch das Überlegen hatte keinen Sinn und ich fand einen Entschluss.

Den hochwertigen dunklen Rock mit den passenden Oberteil und meinem neuen paar Schuhe, legte ich beiseite. Dessen Zeit würde heute Abend kommen. Stattdessen nahm ich mir etwas leichteres, nicht zu auffällig, womit ich den heißen Sommertag überstehen würde. Meine Wahl traf ein dunkles Tank Top und figurbetonte Jeans, ich musste meine Weiblichkeit nicht verstecken.

- Das war der erste Moment, in dem ich mir hätte Gedanken machen müssen, aber ich war dazu nicht in der Lage gewesen. -

Geduscht hatte ich schon und somit hieß es für mich nur noch raus aus dem Haus. Doch so einfach nicht, nicht am heutigen Tag. Ich eilte zu der Garderobe und ergriff die Lederjacke meines Vaters. Meine Hand sank in seine linke Tasche, nur um festzustellen, dass diese keinen Inhalt hatte. Das passte mir nicht, er musste es erahnt haben. Ich hätte wetten können, dass er mich bereits gehört hatte und jetzt dämlich grinsend neben Mutter im Bett liegt und sich an mir erfreut. Zumindest mit dem wecken anderer durch meinen Lärm sollte ich recht behalten haben. Denn kurz darauf kam eine kleine Gestalt mit verschlafenem Blick die Stufen herunter. Sie sah mich an und sagte: "Moin, Becky. Ich weiß ja, wie wichtig der heutige Tag für dich ist, aber du hast uns geweckt." Mit uns meinte sie sich und ihre Katze. Der Kater war seit ihrer Geburt an ihrer Seite und hatte sich durch nichts und niemanden beeindrucken lassen. Er schlief bei ihr im Zimmer und ging überall dort mit hin, wo sie war. Kein Experte wusste, warum der schwarze Kater dem 5 jährigen Mädchen nach lief und sie vor allem zu beschützen versuchte, trotz dass er bis zu ihrer Geburt ein Streuner gewesen war und jeden unachtsamen Fußgänger angefallen hatte, wenn dieser ihm zu nahe kam.

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