2149: 20. Unsichere Welten

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Ein Tippen auf meine Schulter weckte mich aus meiner Extase an Tagträumen. Perplex und unter einem ausgiebigen Zucken lies ich mich tiefer in die Schaumkronen des Bades sinken, bis ich wagte mich umzusehen.

Neben der goldenen Wanne stand Celerity und erst jetzt bemerkte sie, dass sie mich gestört hatte und wendete sich von mir ab. "Entschuldigung, wenn es dir unangenehm ist. Ich habe ganz vergessen, dass wir euch ein Bad eingelassen hatten. Naja, das Gute ist, dass ich zuerst zu dir gekommen bin, bei deinem Freund werde ich dann anklopfen." Ohne mich anzuschauen reichte sie mir ein Handtuch, das ich um mich schlang, nachdem ich aus der Wanne geklettert war.

In dem großen Badezimmer war ein kleiner Teil mit Teppich statt mit Fließen ausgelegt. Auf diesem stand ein bequemer Sessel, in den ich aufgefordert wurde Platz zunehmen. Während langsam das Wasser auf meinen nackten armen verdunstete, bürstete Celerity das Übrige aus meinen Haaren. "Mein Vater hat sich sehr gefreut, dass ihr zu ihm gekommen seit. Er wünscht sich ausgiebig mit euch zu unterhalten und hat dafür ein Festessen vorbereitet. Das letzte mal das unser Tisch so reich gedeckt gewesen ist, was bei meines Vaters Geburtstag, doch dieser liegt nun schon Jahre zurück. Er feiert nicht mehr, da ihm die Zahlen auf der Torte nicht gefallen würden."

Während sie weiter durch meine Haare strich, sprach sie scheinbar gedankenverloren weiter. "Ihr werdet doch hierbleiben, oder? Also hier in Libertalia. Mein Vater und dein Freund kennen sich, seit Ersterer in deinem Alter war. Kaum vorzustellen, dass Syrio kein wenig gealtert zu sein scheint, zumindest körperlich. Er war für mich wie ein Onkel, während ich aufwuchs." Sie machte eine kurze Pause und in dem Spiegel mir gegenüber erkannte ich, dass sie lächelte.

"Weißt du, ihm liegt sehr viel an dir. Nachdem mein Vater und er diese Stadt aufgebaut hatten, setzte er sich nicht zur Ruhe. Er streifte weiter durch das Land in der Hoffnung, dir eines Tages wieder zu begegnen. Und das ist nun passiert. Er mag es nicht zeigen, aber er freut sich unbeschreiblich darüber. Und wenn ihr dann hierbleibt..." Sie schaute auf und suchte meinen Blick im Spiegel. "...dann könntet ihr ja auch heiraten."

Am liebsten hätte ich ein ungläubiges Was? geschrien, aber ich schaffte es nicht meiner Kehle ein Wort zu entlocken. "Er hat sich das immer gewünscht und sich euch als eine glückliche Familie ausgemalt. Er besitzt noch immer den Ring, den er dir an deinem 18. Geburtstag hat schenken wollen. Nur leider kam alles anders, wie wir beide wissen, aber das heißt nicht, dass man es nicht nachholen könnte, richtig?"

Ich hatte mich noch immer nicht richtig gefasst. Er hat mich heiraten wollen und nun fast 60 Jahre auf mich gewartet! Ich hatte uns nie so gesehen und wusste nicht, ob ich damals Ja gesagt hätte und genauso wenig ob ich es heute tun würde. Was wäre, wenn er mich gleich beim Essen fragen würde? Ich suchte in meinem Inneren nach Gefühlen, fand jedoch nur Verwirrung.

Zu meinem Glück kam in diesem Moment ein Ruf nach Eile durch das Treppenhaus und unser Gespräch forderte keine Antwort von mir. Stattdessen wurde ich vor einen begehbaren Kleiderschrank gestellt, mit der Anweisung mir etwas zum Ankleiden auszuwählen. Zwischen diversen Kleidchen, Blusen und abstrakten Adaptionen suchte ich mir eine einfache Jeans und ein T-Shirt, das meine Abneigung gegen Montage zur schau stellte.

Als die letzten Beiden erreichten Celerity und ich den Audienzsaal in dem man einen kolossalen Tisch aus Glas aufgebaut hatte, in dessen Oberfläche Heldentaten eingearbeitet waren, die von der Gründung Deutschlands durch Bismarck bis zu dem heutigen Tag reichten. Man hätte sagen können, dass es schade war, dass all jene Kunstwerke verdeckt waren, aber ich ignorierte den Einwand, da es dampfende Kochtöpfe, Platten, Bleche und Bestecke waren, die auf ihm standen. An dem Tisch hatten sicherlich drei Dutzend Personen Platz genommen, also wurde ich auf meinen Platz fast direkt am Kopfende gelotst. Direkt neben Syrio war für mich reserviert gewesen, dieser saß neben unserem Gastgeber sodass sich Cerlerity neben mich setzte.

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