41-Entscheidungen

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Nadjas Motivationsrede half mir irgendwie durch den Tag. Und, dass ich all meine Gefühle in Wut umwandelte, was wohl die nächste dumme Entscheidung war. Vor allem weil es mir nun egal war ob mein Geheimnis endgültig ans Licht kam oder nicht. Und das führt dazu, dass ich jeden um mich herum anschrie oder ignorierte. Brandon schien mit der Situation auf ähnliche Weise zu umzugehen, nur, dass man es bei ihm gewohnt war.

Bei mir war es eher ungewöhnlich, dass man mir aus dem Weg gehen musste. Deswegen sprach sich das ganze wieder einmal viel zu schnell rum und die Gerüchte vermehrten sich wieder einmal wie Karnickel.

Hat in dieser Schule niemand etwas Besseres zu tun als Geschichten zu erfinden? Und warum war niemand klug genug um die Wahrheit zu erkennen? Es war langsam wirklich offensichtlich.

Zum Glück war Donnerstag, da hatte ich die ersten vier Stunden ohne Brandon und zu Mathe tauchte er nicht auf. Zum Teil war ich froh darüber, aber auch irgendwie nicht. Ihm aus Weg zu gehen war zwar meiner Meinung eine sehr gute Strategie, aber deswegen meine Bildung zu vernachlässigen war dann doch ein bisschen übertrieben.

Anderseits brauchte niemand von uns beiden einen Abschluss um einen gut bezahlten Job zu bekommen.

Warum gingen wir eigentlich noch zur Schule? Unsere Lebenserwartung war sowieso nicht wirklich hoch. Und in unserer Position konnten wir auch kein College besuchen, das zu weit weg war. Oder hätten gar Zeit für ein Studium, die Schule war schon zeitaufwändig genug.

Aber ich schweife ab.

Ich ging nicht in die Cafeteria an diesem Tag. Ich wollte meine Ruhe und mich etwas runter kommen. Mein Kater war noch immer klar zu spüren und ich platzte fast vor Wut. Ich wusste nicht, ob Naomi eine Begegnung mit mir überleben würde.

Ich zog mich auf den Sportplatz zurück, oder zumindest wollte ich das. Noch eine dumme Entscheidung, denn ich fand Brandon dort vor, wie er wütend ein paar Bälle im Tor versenkte.

Ich hätte eigentlich mit ihm rechnen müssen, aber trotzdem war ich überrascht ihn dort zu sehen.

Mein Verstand schrie, dass ich dort verschwinden sollte, doch mein Körper beschloss einzufrieren.

Während sich ein unbeschreibbarer Schmerz in meiner Brust ausbreitete, war mein Blick starr auf Brandon gerichtet. Wie sich sein langer Körper ein paar Meter von dem Ball entfernte, wie er wieder auf ihn zulief, er zum Schuss ansetzte, seinen ganzen Körper anspannte und schließlich der Ball im Netzt landete.

Er wiederholte die Prozedur immer wieder, bis die ausgelegten Bälle alle im Tor lagen. Jeder dieser Bälle war mit einem Schimpfwort dort gelandet und es würde mich nicht wundern, wenn Brandon sich meinen Kopf vorgestellt hatte, währen sein Fuß den Ball berührt hatte.

„HIER HAST DU DEINE SCHEISS BEDINGUNG!"

Ich hätte es an seiner Stelle getan.

So gerne wäre ich auf ihn zugegangen und hätte ihm alles erklärt, aber ich wusste es hatte keinen Sinn. Er wollte mich nicht sehen. Hätte ich es nicht vorher schon gewusst, so waren die Worte, die über den ganzen Platz schrie eindeutig.

„MISTSTÜCK!"

„LÜGNERIN!"

„VERLOGENE SCHLAMPE!"

Jeder andere hätte deswegen schon meine Wut zu spüren bekommen. Niemand nennt mich so und kommt ungestraft davon. Aber bei Brandon verletzten mich die Worte mehr als, dass sie mich wütend machten.

Ich wollte weg dort, aber meine Füße bewegten sich nicht. Es war, als wollte ich mich selbst bestrafen. Und dann sah er mich.

Brandon hatte gerade die Bälle wieder in einer Linie hingelegt und sah sich um, ob er einen vergessen hatte, als er mich bemerkte. Er fror in der Bewegung ein und sah mich kurz überrascht an, bevor sein Blick pure Wut wiederspiegelte.

The not so Good GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt