The not so Good Girl

34-Nach dem Gespräch ist nicht vor dem Gespräch

Noch nie ist mir der Weg vom Probenraum bis zum Parkplatz so kurz vorgekommen. Meine Beine bewegten sich zwar nicht einmal mit der Hälfte meiner normalen Geschwindigkeit, aber irgendwie kam der Haupteingang der Schule immer näher. Um noch etwas Zeit zu schinden war ich noch zu meinem Spind gegangen und hatte ein Buch geholt, das ich zuhause sicher nicht brauchen würde. Ich wollte das Gespräch mit Cas so lange wie möglich hinauszögern und vor allem die Autofahrt nach Hause.

Nach der Szene bei der Mittagspause, bei der Brandon quasi vor der ganzen Schule zugegeben hatte, dass er mich geküsst hatte, war ich auch ziemlich schnell abgehauen. Dabei hatte ich vor allem das Ziel Cas aus dem Weg zu gehen und den ganzen Blicken zu entkommen.

Dieser Kuss hatte nicht einmal zwei Sekunden gedauert, konnte wahrscheinlich nicht einmal als Kuss durchgehen und trotzdem machte er mir mein Leben schwer. Und vor allem den heutigen Tag. Und dabei war das Schlimmste heute noch nicht vorbei. Ich musste noch mit Cas reden und danach würde ich noch Zeit mit Brandon verbringen, ich weiß auch nicht warum ich diese Idee hatte.

Wenigstens hatte ich keine Zeit darüber nachzudenken, dass ich in das Hauptquartier der Hounds eingeladen wurde. Da würde ich nur durchdrehen.

Und zum Glück konnte ich die Zeichnung in den hinteren Teil meines Kopfes verdrängen und nicht über ihre Bedeutung nachdenken. Das hieß aber nicht, dass sie mir egal war. Ich hatte sie feinsäuberlich zwischen die Seiten meines Geschichte Buches gelegt und, ja, das ist das Buch, das ich noch extra aus meinen Spind geholt hatte. Die Zeichnung war mir alles andere als egal.

„Ti, so schlimm kann's nicht werden. Cas weiß, dass er keine Chance bei dir hat. Er muss es nur noch aus deinem Mund hören.", Ella wusste von meinem Plan mit Cas über seine Gefühle zu reden.

„Doch kann es, erklär du einmal der wichtigsten Person in deinem Leben, dass du sie nicht auf die gleiche Weise liebst, wie sie dich. Und dank Wendy, Brandon und wer uns auch immer Freitag beobachtete hat und das Gerücht verbreitet hat, wird es noch viel schlimmer."

„Du vergisst, dass du heute noch etwas Zeit mit Brandon verbringst."

Ich seufzte und runzelte die Stirn. „Solltest du mir nicht Mut machen?"

„Ach komm schon, du brauchst keinen Mut, du brauchst nur die richtige Motivation. Und ist etwas Zweisamkeit mit Brandon nicht genug Motivation?"

Verwundert blieb ich stehen. Hatte sie das gerade wirklich gesagt.

Nein, Zweisamkeit mit Brandon war gerade keine Motivation. Besonders wenn ich ein wichtiges Gespräch mit Cas zu führen hatte. Und warum sollte Zweisamkeit mit Brandon eine Motivation sein. Warum sah ich es im tiefsten Inneren als Motivation an?

Es war doch nur eine weitere Situation, in der er hinter mein Geheimnis kommen könnte. Mehr Lügen, die ich ihm auftischte.

„Sieh doch, Cas sieht nicht mehr ganz so wütend aus, wie in der Mittagspause. Und beide leben noch, das ist ein gutes Zeichen."

Der Parkplatz kam in Sichtweite und es war fast amüsant, wie die beiden synchron ihre Sporttaschen in den mickrigen Kofferraum ihrer Autos verfrachteten.

Also hatte Coach Cas mittrainieren lassen. Wir hatten heute Morgen darüber eine ausführliche Diskussion, ob Cas in seinem Zustand trainieren, oder sogar spielen sollte. Doc hatte davon abgeraten, so wie der normale Menschenverstand, aber Cas war wie immer zu stur und stritt ab, dass er starke Schmerzen hatte. Aber ich verstand warum er spielen wollte, was für mich die Geige war, war für ihn der Fußball. Es war der Bezug zu einem normalen Leben, eine Ablenkung.