2-Waffen auf den Tisch

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Gut gelaunt trat ich mit Ella auf den Schulhof. Ihre Stimmung war mittlerweile auch etwas besser. Die Probe hatte sie eindeutig auf andere Gedanken gebracht und für kurz vergessen lassen, dass ihr Vater jede Sekunde sterben könnte. Und wie kann man auch nicht besser gelaunt sein, wenn man fast zwei Stunden lang Disney-Songs spielt?

Auf den Parkplatz warteten Cas und Brandon schon auf uns. Cas lehnte an meiner Corvette und Brandon an Ellas Porsche. Beide deutlich unmotiviert für die ganze Sache. Selber schuld, keiner hatte die beiden gezwungen mitzukommen. Hailey und Matthew wären mir auch lieber gewesen.

„Ich hoffe ihr seid nicht zu müde vom Training, denn Ti und ich müssen Geld ausgeben", Ella warf ihre Autoschlüssel Brandon zu, der sie problemlos fing.

„Ich fahr mit Tiana, versuch' keinen Kratzer in meinen Porsche zu machen", Wir waren uns einig, dass wenn wir schon den Nachmittag mit unseren Brüdern verbringen musste, dann wollten wir wenigstens während der Fahrt in die Innenstadt alleine sein. In den paar Minuten würden sich die beiden hoffentlich nicht umbringen.

„Auf keinen Fall!", es geschehen noch Wunder, die beiden waren sich einmal einig.

Wir ignorierten die Proteste der beiden und öffneten die Türen meiner Corvette.

„Die paar Minuten werdet ihr schon überleben ", mit diesen Worten und einem Lächeln stieg Ella ein.

„Wir sehen uns bei Julia", ich stieg ebenfalls ein und startete den Motor, ach wie ich dieses Geräusch liebe. Bevor ich jedoch losfuhr, ließ ich das Fenster herunter. Beide starrten mich an als wären sie sich nicht ganz sicher, ob das wirklich passierte.

„Nutzt die Autofahrt und unterhaltet euch, über Autos, Fußball, eure Bettgeschichten oder so Zeugs. Ihr könntet aber auch diesen sinnlosen Streit klären, den ihr seit dem Kindergarten habt."

Ich fuhr los und ließ die beiden stehen. Falls ihr euch gefragt habt wie man ein Friedensabkommen richtig gefährdet, dann so. Aber Cas wusste was für ihn auf den Spiel stand, da kann ich schon mal vergessen, dass ich seine Schwester war. Und solange sein Vater noch lebte würde Brandon hoffentlich nichts machen, dass das Abkommen gefährden würden.

„Ich hoffe du weißt, dass ich immer für dich da bin und du mit mir über alles reden kannst", ich hielt es zwar für selbstverständlich, aber ich wollte es ihr trotzdem noch einmal anmerken.

„Danke, aber ich möchte gerade lieber an andere Dinge denken", Ella ließ ihren Kopf senken und zupfte am dem Saum ihres T-Shirts herum.

Brandon Hancock Senior war zwar der gefürchtetste Mann von Ferndale und man kann ihm viele grausame Dinge vorwerfen, aber sicher nicht, dass er ein schlechter Vater war. Wenn man sah wie sehr er seine Kinder liebte vergaß man schnell wie bedrohlich dieser Mann sein konnte. Senior liebte seine Kinder über alles und die beiden erwiderten diese Liebe bedingungslos.

Die beide hatten schon immer zu ihrem Vater aufgesehen und das hat sich auch nie geändert. Ihn jetzt sterben zu sehen war die Hölle für beide. Brandon sah man es zwar nicht an, aber ich kannte ihn gut genug um zu wissen, dass es ihn nicht so kalt ließ wie er der ganzen Welt glauben lassen wollte.

Wenn ich ehrlich war, dann musste ich zugeben, dass mich die Sache auch etwas mitnahm. Theoretisch waren Hancock Senior und ich Feinde, aber Wahrheit sah etwas anders aus, weshalb auch das Friedensabkommen existierte.

Ohne ihn würde ich nicht mehr am Leben sein, das war kein Geheimnis. Und bei unserem letzten Treffen hatte er mir anvertraut, dass mich seine Frau und er aufgenommen hätten es Cas' Eltern nicht gemacht und sich Onkel Jeff nicht dazu bereit gefühlt. Aber davon abgesehen, hatte er so viel für mich getan, dass ich es ihm nie zurückgeben könnte.

The not so Good GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt