part 9

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Er kommt vorsichtig auf mich zu und sieht mich einige Zeit nur an, streicht mir eine Strähne aus meinem, von Tränen durchnässten Gesicht. Ich zucke ganz kurz unter seinen Berührungen zusammen. Die Tatsache das Dwight diese Stelle vorhin noch angefasst hatte ließ die Erinnerung sofort wieder auftauchen.

"Alles gut", fragt er ganz sanft mit seiner rauen, tiefen Stimme, die mich aus den Gedanken der vergangenen Minuten weckt. Er nahm seine Hand wieder von mir, was mich erleichtert zum ausatmen brachte.

Ich nicke nur und schlucke schwer. "Er wird dafür bezahlen, keine Angst Babe", er schien sich schon darauf zu freuen. Die Bestrafung. Die Verzweiflung in den Gesichtern.
Auf all das. Ich konnte mich allerdings gerade nicht auf so etwas konzentrieren. Klar freue ich mich auf eine Bestrafung für Dwight, aber gerade jetzt konnte ich diese einen Gedanken nicht verdrängen.

"Komm, wir suchen dir was zum anziehen und trinken was ja?"
Seine Sorge um mich war schon fast süß. Ich zwang mir ein Lächeln auf und stimme seinem Vorschlag zu. Was zu trinken zog immer, genauer gesagt ist es das was ich jetzt am meisten brauche und vielleicht eine beste Freundin, aber so etwas hatte ich noch nie.

In seinem Zimmer, brachte er mir frische Kleidung von ihm. Eine blaue Boxershort und ein schwarzes Shirt, das mir viel zu groß war.
Es wäre mir bis über die Knie gegangen, hätte ich es nicht ein wenig in die Shorts gesteckt. Generell sah ich in den Klamotten wie ein viel zu klein geratenes Wesen aus.

Als ich, nachdem ich mich angezogen hatte zu ihm zurückkehre saß er auf der Couch, mit einem Glas Alkohol in der Hand. Egal was es war ich wollte es auch haben. Er starrte in dieses und ich würde gerne wissen über was er wohl nachdachte.

Als er mich bemerkte, lädt er mich ein sich neben ihn zu setzen. Ich tat dies und bekam gleich daraufhin ein Glas mit Hochprozentigem gereicht. Ich war fertig, mit dieser Welt und mit diesem verfickten Tag, weswegen ich die Flüssigkeit einfach meinen Gaumen runterkippte und mir selbst von der Flasche, die auf dem Tisch stand nachschenkte.
Das zweite leerte ich ebenfalls so schnell und mache Anstalten mir gleich ein drittes einzuschenken, doch Negan hinderte mich daran und meinte locker, mit einem Lächeln auf den Lippen: "Übertreib es nicht. Du bekommst mehr, aber es wäre doch unfähr wenn dein Gesprächspartner sich plötzlich in ein betrunkenes Pferd verwandelt oder?"

Ich nicke schüchtern und stelle mein Glas auf dem Tisch ab. Warum war Negan eigentlich so nett und süß? Was auch immer es war, gerade fühle ich mich ziemlich wohl bei ihm, wenn nicht schon fast zu wohl. Aber anscheindend sprach nur der Alkohol aus mir der durch die schnelle Einnahme erheblich auf meinen Körper einwirkte.

"Weißt du Grace. Seitdem ich dich das erste Mal getroffen habe, hatte ich dieses Bedürfnis dich zu schützen. Ich weiß nicht warum. Wahrscheinlich tatst du mir einfach nur leid, doch als ich dich heute unter diesem Dreckssack fand...ich hätte dich niemals alleine lassen sollen", beichtet er und nimmt vorbildlich nur einen kleinen Schluck aus seinem Glas.
"Das nein! Ich war einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort", meine ich schüchtern und schaue ihn kurz an, bevor ich meinen Blick wieder auf meine Hände richte. Mit meiner Aussage hatte ich recht. Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort, wäre ich nämlich nicht am Flur gewesen während Dwight dort entlang ging, wäre mir das auch nie passiert. Negan beobachtete mich gespannt und ließ mich nicht aus den Augen.
"Ich hätte dich nicht vorschicken sollen. Das war mein Fehler und ich muss dafür büßen", meint er und leert nun das ganze Glas.
"Büßen? Ich sollte mich bei dir bedanken, dass du mich gerettet hast. Wer weiß was er gemacht hätte wenn du nicht gekommen wärst?"

Ich schlucke bei der Vorstellung daran dieses Arschloch noch näher an meinem Körper zu haben. Dwight war das letzte und hatte vor Frauen ebenso wenig Respekt wie vor den Toten.

Langsam verlagerte ich das Gewicht auf meine Knie und beuge mich in seine Richtung. Ich war so nah, dass ich seinen Atmen hören und riechen konnte. Den Alkoholintus war unschwer zu erkennen. Ich zitterte, aber dieses Zittern verlieh mir fast schon so etwas wie einen Nervenkitzel.

Seine Augen studieren mein Gesicht und er schien nicht ganz zu wissen was ich vor hatte. Ehrlich gesagt wusste ich das selbst nicht. Was tat ich da eigentlich?

"Du musst nicht...!"

Ohne groß darüber nachzudenken lege ich meine Lippen auf seine und beginne damit einen leidenschaftlichen, dennoch zögerlichen Kuss. Was zur Hölle ritt mich dazu ihn freiwillig zu küssen? Erschien es mir in dem Moment einfach für richtig oder war ich so verzweifelt, dass ich gar nicht anders konnte?

Er wusste erst nicht wie weit er gehen durfte, ob er mich überhaupt berühren durfte.  Man bemerkte, dass er sich dennoch irgendwie schuldig fühlte. Und diese Tatsache fand ich überaus aufmerksam von ihm.
Ich lege meine Hand sanft auf seine Brust und hoffte darauf, dass er seine Hand ebenfalls irgendwo auf meinen Körper platzieren würde. Sein Herzschlag war deutlich zu spüren, schnell und unregelmäßig.

Woher diese plötzliche Lust auf ihn kam, war mir unbekannt. Sie kam einfach über mich, vielleicht lag es an daran das er sowas wie mein Retter war. Ich verdanke ihm wahrscheinlich die misslungene Vergewaltigung.

Doch dieses Gefühl das mich jedes mal bei seinen ständigen Berührungen durchzuckte verlieh mir den zusätzlichen Schlag nicht damit aufzuhören, denn ohne es laut zu zu geben: Negan fühlt sich gut an. Sein Geschmack, seine sanften Küsse. Alles sprach für ihn. Auch wenn so viel gegen ihn sprach.

Der Kuss wurde von Negan aus fordender und er legte endlich eine seiner starken Hände um meine Hüfte. Es war wie ein verdammter Drang. Der Drang ihn nie wieder loszulassen.

Warum ich ganz plötzlich so etwas für einen Mann empfinde, der schon so viele Menschen auf dem Gewissen hat, dafür sorgt, dass alle anderen Menschen Angst empfanden wenn sie ihn sahen und das von einem zu hören der unvorhersehbar war?

Konnte ich wirklich so naiv sein oder sprach einfach nur der Alkohol aus mir?

-ÜBERARBEITET-

I want you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt