Als ich abdrücke mache ich mich schon auf den lauten Knall und den Schmerz bereit, doch es kam nichts. Kein Knall, kein Schmerz nur ein leises Klicken und die Anzeichen, dass sie nicht geladen war. Es waren keine Kugeln drin und wütend schmeiße ich das Ding letztendlich zu Boden.
„Grace es reicht jetzt. Komm, lass uns gehen“, murmelt Negan mir entgegen und hebt die Waffe vom Boden auf. Ich nicke nur nachgebend und wische mir die Tränen von den Wangen. „Es tut mir leid Negan“, flüstere ich vor mich hin, während ich an ihm vorbei laufe. Ich höre ihn laut ausatmen und bemerke dann, dass er mir folgte.
Es wäre schön gewesen, wenn alles vorbei wäre, wenn ich die Erinnerungen vergessen hätte können doch ich hatte vergessen das Negans Waffe nie geladen war. Er benutzte sie nur im äußersten Notfall um keine Kugeln zu verschwenden. Schließlich hatte er ja seine Männer und das war wahrscheinlich die sicherste Variante. Wie konnte ich nur so dumm sein?
Meine Arme hatte ich fest um meinen Körper geschlungen, während ich auf Negans Beifahrersitz saß und vor mich hin zitterte. Mir war kalt und dann wieder warm und dann war mir so warm das ich das Gefühl hatte zu ersticken. Bisher sagte niemand etwas. Ich und Negan waren alleine in dem Wagen und ich beobachte nur die vorbeiziehende Landschaft und einen Beißer der am Wegrand hin und her torkelte. Von denen gab es einige. Negan summt leise vor sich hin und schaut gebannt auf die Straße. Er war ein guter Fahrer, hatte den Wagen unter Kontrolle und bei ihm fühle ich mich schon wieder etwas sicherer. Zwar noch nicht besser aber sicher.
„Es waren die kaputten Waffen oder“, frage ich nun sanft mied allerdings den Blickkontakt mit ihm.
„Ja.“
Das war alles was er sagte. Nicht mehr und nicht weniger. JA.
Die ganze restliche Fahrt über kam nichts anderes mehr. Das war das einzige was ich gehört habe auf dem Weg nach Sanctuary.
Worüber er wohl nachdachte?
Zuhause. Ein Ort an dem man sich wohl fühlen sollte. Allerdings war es das nicht. Ich wollte nicht mehr dorthin zurück, dennoch war ich hier. Es fühlte sich wie anfangs an, als ich das erste Mal hier war und Negan mir sagte „Das ist jetzt dein neues Zuhause, Süße!“. Komischerweise konnte ich mich gut an diese Worte erinnern, wahrscheinlich weil ich durch sie den ersten Eindruck von dem imposanten Fabrikgebäude bekam. Auf den ersten Blick sah es sehr sicher aus, was es im Grunde auch war doch seit dem gestrigen Tag glaube ich das nicht mehr. Ich verbinde diesen Ort jetzt mit Gefahr und Unbehagen.
Als wir ankamen, sah ich schon wie Männer an den Zäunen arbeiteten und das Chaos auf dem Hof beseitigen. Die gute Laune war aus ihren Gesichtern entwichen und plötzlich fühle ich mich mehr als schuldig. Hätte ich nicht Geburtstag gehabt hätten wir den Angriff vielleicht verhindern können, früher bemerken können, dass etwas nicht stimmte. Doch das taten wir nicht und die Schuldgefühle plagen mich.
„Kann ich was für dich tun Grace?“
Jetzt als wir hielten drang Negans Stimme erst wieder an mein Ohr. Ich konnte meinen Blick immer noch nicht von den vielen Männern abwenden doch überlegte in diesem Moment genauestens wie ich Negans Frage beantworten konnte.
„Nein.“
Dieses Mal war ich diejenige die nur so eine knappe Antwort von sich gab. Mein Kopf schnellt zu ihm rüber und als ich ihn ansah lächelte er mir nur kurz entgegen. Ich erwiderte es nicht, sondern stieg ohne noch etwas dazu zu geben aus. Mein Weg führte mich über den Hof weg von dem ganzen Trubel zu meinem Lieblingsort hinter der Halle. Dort wo ich immer las wenn es mir schlecht ging, der einzige Ort an dem ich das Gefühl hatte in dieser Welt alleine zu sein.
Negans Sicht
Wow. Grace machte mich fertig. Erst war sie ein totales Frack da draußen, ich meine sie wollte sich sogar umbringen. Als sie sagte dass sie nicht nur angefasst und geschlagen wurde sondern das sich ein Typ sogar an ihr vergriffen hatte brannten bei mir alles Sicherungen durch und ich überlegte ernsthaft den Männern sofort hinterherzufahren um ihnen die Fresse einzuschlagen und sie danach lebendig zu häuten. Niemand tat das Frauen an. Niemand tat das meiner Frau an.
Jedes Mal wenn ich in ihr Gesicht sah, erkannte ich nicht mehr das Mädchen das tapfer, stark und selbstbewusst war. In ihr war Leere. Das merkte man von hier aus schon. Sie wollte alleine sein, was ich ihr auch nicht verbiete obwohl ich mir Gedanken machte ob sie sich nichts antuen würde. Doch im Grunde war es ihre Entscheidung, denn ich will gar nicht wissen wie es ist mit dem Gedanken zu leben vergewaltigt geworden zu sein. Das muss schrecklich sein.
Die nächsten Tage ging sie mir aus dem Weg. Ich sah sie selten und hatte auch ehrlich gesagt wenig Zeit um mich in irgendeiner Weise um sie zu kümmern, aber an einem Tag sagte sie mir, dass sie ihre Ruhe haben wollte. Ich akzeptiere es und ließ sie ziehen. Manchmal ging sie nach draußen, sagte mir einer vom Wachdienst am Tor. Ich schickte immer ein Team von 3-4 Mann hinter ihr her um sie sicher zu wissen. Denn ihr solltet vielleicht verstehen, dass ich mir extrem Sorgen um sie machte.
Denn sie veränderte sich. Wurde kalt und ließ niemanden an sich heran. Ihre gutgelaunte Art jeden Tag verflog und ich vermisse sie.
Graces Sicht
Ich wollte vergessen in dem ich mich mit diversen Dingen ablenke. Touren, Lesen und Kämpfen mit Beißern. Für diese Zeit in der ich das auch tat, vergaß ich doch sobald ich wieder kurz Zeit hatte zu überlegen was ich als nächstes tun sollte kamen die Gedanken wieder. Deswegen fand ich auch keinen bis wenig Schlaf in den letzten vier Tagen. Denn sobald ich mich hinlege kommen die Erinnerungen zurück und verfolgen mich.
Ich reagiere nicht darauf, wenn man meinen Namen rief, weil den hatte ich in letzter Zeit oft genug gehört.
„Grace geht es dir gut?“ „Grace, brauchst du etwas?“ „Grace, um Gottes Willen. Das tut mir so leid!“
„Grace ich vermisse dich!“ Dieser Satz kam nicht in meinen Erinnerungen vor, sondern wurde gerade wahrhaftig ausgesprochen. Negan stand vor mir und sah mich bedrückt an. Er sah wie immer gut aus. Biker Boots, schwarze Jeans, weißes Shirt, Lederjacke. Sein normales Outfit mit Accessoire Lucille über seinen Schultern. Er hatte sich seit einigen Tagen nicht rasiert und sein Bart stand in alle Richtungen hin ab. In seinen Haaren war kein Gel zu finden, stattdessen standen sie ihm kreuz und quer ab. Er schien frisch geduscht zu sein.
„Babe?“ Ich konnte nicht anders als meinen Tränen freien Lauf zu lassen, als er mich so nannte und erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich ihn genauso sehr vermisse.
_____________
👅🔥👅
Doch nicht tot :)
DU LIEST GERADE
I want you
FanfictionIch war eine von ihnen. Eine von den Saviors. Eine seiner Frauen. Ich gehöre nicht mir. Ich gehöre Negan. "Egal wie oft du versuchst mir zu entfliehen, du wirst mich nicht los. Du gehörst mir, für immer. Du bist für mein Vergnügen nach der Arbe...