SS:S - SOUL SOUNDTRACK : SUICIDE [BTS FF]

Of Broken Hearts And Shattered Souls

Montag, 20. März, 10:35 Uhr
Zenchi Highschool für herausragende Persönlichkeiten
Direktorrat von Kwon Jiyong

Sprachlos sitzen die Schülerinnen und Schüler der Golden Class im Büro des Schuldirektors. Keiner sagt ein Wort, keiner beklagt Ayames und Naras Abwesenheit, die zusammen mit Hoseok Jung ins Krankenhaus gefahren sind.
Was sie eben gehört haben, nimmt ihnen ein bisschen den Glauben an die Menschheit. Ihr Lehrer ist tot. Ihr Lehrer, der Bruder von zwei Mitschülern war. Ihr Lehrer, der sich als Sohn ihres Rektors herausgestellt hat. Als Sohn ihres rauchenden, weinenden Rektors.
Keiner sagt ein Wort. Es weiß auch keiner so recht, was er sagen soll. Oder tun. Zwar hat der Direktor die gesamte Klasse für die restliche Woche vom Unterricht befreit, aber niemand unter den Schülern rührt sich.
Schließlich erhebt sich Jungkook, nimmt die Hand seiner Verlobten und blickt in die Gesichter seiner Mitschüler. Er schluckt laut. Seine Gedanken sind wirr, aber diese Untätigkeit macht ihn verrückt.
"Lasst uns ins Krankenhaus gehen", schlägt der junge Mann vor.
Schweigend nicken alle, selbst die umstehenden Lehrer. Sogar Jiyong schließt sich ihnen an. Gerade, als sie das Gebäude verlassen, bemerkt Namjoon einen seltsamen Gesichtsausdruck bei einem seiner Lehrer. Er rammt sanft seinen Ellenbogen in die Rippen seines festen Freundes, der rechts von ihm läuft. Jin erwidert seinen vielsagenden Blick.
"Schon gut, Monster", flüstert Jin gerade so laut, dass nur Namjoon ihn hören kann, "Ich hab's auch gesehen. Der Bastard hat gelächelt."

Montag, 20. März, 18:21 Uhr
Bezirk Haruka
Mamoru-Maki-Hospital
Zimmer 204

Ihre Mitschüler sind gerade gegangen, als Nara bemerkt, wie Kwon Jiyong mit zwei Pappbechern voll Kaffee den Raum betritt. Er reicht eine davon an das junge Mädchen, das am Krankenbett seiner Tochter sitzt.
"Ich wusste nicht, wie du ihn magst. Ich hab darauf getippt, dass ihr denselben Geschmack habt", erklärt er.
"Milch und zwei Stück Süßstoff", ergänzt Nara und nippt an dem Becher.
Mit der anderen Hand streichelt sie unablässig Ayames Hand. Sie so zu sehen ist für das junge Mädchen beinahe unerträglich. Seit Stunden liegt ihre Verlobte einfach nur da, atmet leise, reagiert nicht. In ihren Gedanken versunken bemerkt sie nicht, wie Kwon's Handy klingelt und er den Raum verlässt. Besorgt verschränkt sie ihre Hand mit der ihrer Liebsten, wodurch ihre Verlobungsringe aneinander reiben. Dieser Anblick vom Symbol ihrer Liebe zueinander ist beides gleichermaßen: ein Hoffnungsschimmer, ihre große Liebe eines Tages zu heiraten und eine schier erdrückende Angst davor, Ayame könnte vielleicht nie wieder aufwachen.
"Oneechan...", flüstert eine bekannte Stimme hinter ihrem Rücken, wodurch sie aufschreckt.
Im Licht der Halogenlampe des Krankenzimmers erkennt sie das schwache bläuliche Schimmern von Sasuke's Haaren. Wortlos formt Nara seinen Namen mit ihren Lippen, als er näher tritt. Fragend sieht der Junge, dessen Gesicht eingefallen und vollkommen erschöpft unter der Last eines unsichtbaren Gewichtes droht zusammen zu brechen, seine Klassenkameradin an. Sie bedeutet ihm mit einem Nicken ihre Zustimmung, was ihn dazu veranlasst, sich an die andere Seite des Bettes zu stellen.
Er streicht seiner Schwester, die so wirkt, als würde sie schlafen, eine Strähne ihres weißen Haars von der Stirn. Dann legt er seine Lippen auf die freigelegt Haut und murmelt etwas, dass Nara nicht verstehen kann. Er richtet sich auf, wendet seinen Blick aber nicht von Ayame.
"Sie wusste es erst seit dem Tag vor der Abreise", sagt Sasuke monoton.
Leicht verwirrt sieht Nara für einen Moment zu ihm rüber, beobachtet dann aber sofort wieder das regelmäßig Heben und Senken von Ayames Torso.
"Die Abreise. Vom Ausflug. Wir haben ihr erst am Vorabend gesagt, dass ich ihr Bruder bin", erklärt er weiter, "Sie und Dai sind zusammen aufgewachsen. Weil unser Vater aber noch sehr jung war, haben seine Eltern, also unsere Großeltern beschlossen, dass es besser ist, Dai und Ayame zu Pflegefamilien zu geben, während ihre Mutter einen Haufen Kohle dafür kassiert hat, dass sie den Mund hält."
Eine Weile schweigen die beiden.
"Sie hat sich so gefreut. Sie war so glücklich. Sie hat mich umarmt und mir gesagt 'Sasuke-Kun, nur, damit du Bescheid weißt: Du wirst bald auf eine Doppelhochzeit gehen!' und uns dann von eurer Verlobung erzählt. Sie hat so gestrahlt!"
Er bricht kurz in Tränen aus, fängt sich aber sofort wieder und marschiert an seiner zukünftigen Schwägerin vorbei zur Tür.
"Ayame wird wieder aufwachen, Nara. Und ich werde das Schwein finden, dass unseren Bruder auf dem Gewissen hat", mit diesen Worten verlässt er den Raum.
Nara starrt weiter auf die Verlobungsringe.
"Was hast du mir noch alles verschwiegen, Ayame?"