Donnerstag, 23. März, 09:38 Uhr
Bezirk Haruka
Mamoru-Maki-Hospital
EingangGemeinsam mit seiner zukünftigen Schwiegertochter steht Kwon Jiyong im Foyer des Krankenhauses. Schweigend warten die beiden, während vorbeigehende Patienten, Ärzte und Besucher sie mustern. Es vergehen geschlagene fünf Minuten, bis Sasuke endlich durch einen der Fahrstühle das Foyer betritt. An seiner Hand klammern dünne, blasse Finger, die dringend nach Halt suchen. Er geht langsam, macht keine hastigen Bewegungen. Anmutig wie ein Tiger im bengalischen Dschungel durchstreift der junge Mann den Eingangsbereich. Wenige Schritte vor seinem leiblichen Vater lösen sich die nahezu nur noch aus Haut und Knochen bestehenden Finger um seine Hand. Erschrocken blickte Sasuke zur Seite. Seine Reaktion ist schnell, allerdings nicht so schnell wie die seines Vaters. Doch auch dieser muss sich unweigerlich gegen seine zukünftige Schwiegertochter geschlagen geben.
Wie eine abgefeuerte Kugel schießt Nara nach vorn, um ihre taumelnde Verlobte aufzufangen. Sanft schließt das Mädchen mit den rosa Haaren die Arme um ihre Liebste, die daraufhin sofort sämtliche Kontrolle verliert und sich Schutz suchend an Nara festhält.
Wortlos streift die Wange der Jüngeren die ihrer Partnerin, ehe sie Ayames Hand nimmt. Einen Arm um sie gelegt, dreht sich Nara um und bedeutet mit einer Kopfbewegung, dass es Zeit zu gehen ist. Zustimmend Nicken die beiden anderen. Gemeinsam verlassen sie das Krankenhaus.Donnerstag, 23. März, 10:58 Uhr
Gokuraku-Wohnanlage
8. Stock, Wohnung von Ayame FujimiNach einer ungewöhnlich langen Fahrt betreten die vier Ayames Wohnung. Während sich Vater und Tochter auf dem Sofa niederlassen, begeben sich Sasuke und Nara in die Küche, um Tee zu kochen.
"Du hast die Anweisungen vom Arzt gelesen?", zischt der junge, als er Tassen aus dem Schrank holt.
"Ja", erwidert Nara knapp, bevor sie den Wasserkocher einschaltet.
"Und du hast sie auch verstanden?", erkundigt sich Sasuke schnippisch, nachdem er endlich auch die Teekanne gefunden hat, die er nun an Nara weiterreicht.
"Ja", entgegnet diese nach einem tiefen Einatmen.
Sie zieht geschickt ein paar Teebeutel vom Ayames Lieblingssorte aus einem Kästchen und hängt sie in die Kanne, bevor sie zwei Löffel Akazienhonig dazugibt.
"Was machst du denn da?! Ayame hasst Honig, sie würde nie-"
Doch bevor Sasuke seinen Satz beenden kann, wird er sowohl vom Pfeifen des Wasserkochers als auch von Naras tödlichem Blick unterbrochen.
"Jetzt hör mir mal zu. Sie ist meine Freundin, meine Verlobte. Wir saßen schon so oft drüben auf der Couch, haben Tee getrunken und gelesen oder uns irgendwas im Fernsehen angeschaut. Ich weiß, wie sie ihren Tee trinkt, ihren Kuchen ist, sich die Nase putzt, wie sie gähnt und wie sie mit zersausten Haaren nach dem aufstehen aussieht! Also hör auf damit mich so zu behandeln, als wäre ich unfähig!", ihre Stimme ist leise, aber bebend.
Zorn steht in ihrem Gesicht. Ihre Wangen glühen rot, ihr Brustkorb geht unruhig auf und ab. Etwas an ihr hat sich in den letzten drei Tagen verändert. Bevor er sich rechtfertigen kann, gießt Nara den Tee auf, stellt das Service auf ein Tablett und trägt es ins Wohnzimmer. Höflich entschuldigt sie sich für die Verzögerung, stellt vor jeden Anwesenden eine Tasse - auch vor Sasuke, der ihr verblüfft nachgelaufen ist - und schenkt ihnen allen ein. Unsicher blickt Ayame ihr entgegen. Nara hat sich nicht neben ihre Verlobte gesetzt, sondern auf die andere Seite des Tisches, von der aus sie Ayame nun beobachtet.
"Vorsicht", bemerkt Nara kühl, als sie sieht, wie Ayame ihre Tasse an ihre Lippen führt, "Der Tee ist noch sehr heiß. Nicht, dass du dich verbrennst."
Geschockt entgleitet das Porzellan den schwachen Fingern des Mädchens. Gerade noch rechtzeitig reagiert Kwon, fängt die Tasse und bewahrt somit den Boden vor dem heißen Tee. Zornig wirft er einen Blick zu Nara, die ihn ebenso zornig anblickt.Drei Stunden ohne jegliche Unterhaltung später bitter Ayame ihren Bruder und ihren Vater, zu gehen. Sie ist müde, möchte schlafen. Kaum haben sie die Wohnung unter Protest verlassen, kehrt Nara, die die beiden zur Tür gebracht hat, zurück ins Wohnzimmer. Dort schauen sie die großen, traurigen Augen ihrer Verlobten, die im Schneidersitz sitzt, an. Vereinzelte Tränen laufen ihr über die Wange. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen setzt sich Nara neben Ayame. Nach einer Weile, in der sie das Mädchen mit den weißen Haaren einfach nur beim weinen beobachtet hat, beugt sie sich zu ihrer Partnerin und streicht ihr vorsichtig die Tränen vom Gesicht.
"Warum weinst du, Neko?"
Schluchzend bricht Ayame in sich zusammen, verkrampft. Schützend legt Nara ihre Arme um sie, zieht sie mit sich selbst nach hinten in eine liegende Position und streichelt ihr beruhigend den Rücken.
"Shhhh. Schon gut. Ich bin da", flüstert sie der Älteren ins Ohr.
Während Ayame langsam in ihren Armen zur Ruhe zu kommen scheint, fallen Nara fast die Augen zu. Die letzten Wochen haben ihr viel abverlangt, körperlich wie geistig. Eigentlich wollte sie ihre Verlobte zur Rede stellen, bis es keine Geheimnisse zwischen ihnen gibt, doch jetzt fällt die gesamte Anspannung von ihr ab und zum ersten Mal, seit dieser Horror angefangen hat, ergibt sie sich der Erschöpfung und schläft friedlich ein.
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SS:S - SOUL SOUNDTRACK : SUICIDE [BTS FF]
FanfictionAyame Fujimi ist neu an der Zenchi Highschool für herausragende Persönlichkeiten. Doch Ayame ist anders, sehr speziell sogar. Ihr Gehirn funktioniert anders, als bei normalen Menschen. Dies bekommen nicht nur ihre Mitschüler, sondern auch ihre Lehre...