"Mommy! Eomma! Bin fertig!", ruft eine Kinderstimme aus dem Badezimmer.
Müde wälzt sich Nara auf der Couch von links nach rechts. Dann legt sich plötzlich eine vertraute Hand auf ihre Wange, die sie zärtlich streichelt.
"Schon gut, bleib liegen. Ich kümmere mich um ihn", flüstert Ayame ihrer Verlobten ins Ohr, ehe sie ihr einen Kuss auf die Wange haucht.
Einige Augenblicke später bemerkt Nara winzige Hände auf ihrer Hand. Erschöpft öffnet sie die Augen.
"Eomma, aufstehen!", grinst der kleine Junge mit den dunklen Haaren sie an.
Liebevoll packt sie das kleine Energiebündel und drückt ihn an sich. Sie vergräbt ihr Gesicht an seinem Nacken, den sie mit leichten Küssen bedeckt.
"Ich werde noch neidisch", witzelt Ayame, die sich vor die Couch gekniet hat, "Ich mach mich jetzt fertig, danach sollten wir los. Pass auf, dass Eomma nicht wieder einschläft, Daisuke!"
Sie gibt ihrem Sohn einen Kuss auf die Stirn, der hastig nickt, während er Nara unablässig wach hält. Als Ayame wenige Minuten später aus dem Bad kommt, liegen ihre Verlobte und ihr Sohn Arm in Arm schlafend auf der Couch. Schmunzelnd hebt Ayame den kleinen Jungen aus den Armen seiner Mutter, ehe sie diese sanft wachrüttelt.
"Hm? Was ist denn los?", murmelt Nara verschlafen.
"Ihr seid eingeschlafen. Beide", grinst die Ältere, "Komm, wir müssen uns auf den Weg machen, sonst kommen wir zu spät. Es ist schon fast neun."
Erst verwirrt, dann panisch springt Nara auf, drückt Ayame ihren Sohn in die Hand und flitzt ins Bad. Ihr Spiegelbild sieht fürchterlich aus. So gut es geht überdeckt sie ihre Augenringe mit Make-up und versucht auch den Rest ihres Gesichtes einigermaßen human aussehen zu lassen. Entnervt stellt sie anschließend fest, dass ihre Bluse einen Fleck hat.
"Neko? Geht ihr schon mal runter. Ich muss mich nochmal umziehen", ruft sie durch den Flur, während sie sich ins Schlafzimmer begibt."Eomma, Eomma, Eomma!", quengelt Daisuke ungeduldig.
Ayame versucht, ihn beruhigend auf ihrem Arm hin und her zu schaukeln. Doch da der Kleine heute total in Nara vernarrt ist, hat sie absolut keine Chance. In einem Moment, in dem sie sich mit dem Jungen allein ist, sieht sie ihn wehmütig an. Ja, er wird nie ihr eigen Fleisch und Blut sein. Ja, er wird nie erfahren, wer sein Vater ist, weil er das Ergebnis einer Vergewaltigung ist. Aber dennoch liebt Ayame den Jungen. Durch Naras Schwangerschaft und deren anschließenden Beschluss, dass Baby zu behalten, sowie ihm den Namen von Ayames verstorbenen Bruder zu geben, hat in gewisser Weise ihre Beziehung gerettet. Jetzt ist er ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil ihres Lebens. Auch, wenn sie jedes Mal ein wenig Unbehagen empfindet, wenn sie ihn ansieht.
"So, meine zwei Raubkatzen, auf geht's!", meint Nara plötzlich direkt hinter Ayame.
Sie legt einen Arm um die Hüfte der Älteren, ehe sie sowohl ihr, als auch Daisuke einen kleinen Kuss auf die Wange presst. Lächelnd mustert Ayame ihre Verlobte, die zum ersten Mal seit Jahren das Kleid trägt, welches sie ihr zum Heiratsantrag geschenkt hatte. Die Weißhaarige nimmt die Hand der Jüngeren und sie gehen los.Es ist zehn nach neun, als sie an der Residenz Jeon ankommen. Sofort gehen sie durch den Haupteingang durch das große Foyer in den Garten, wo Nara sich ihren kleinen Sohn schnappt, Ayame kurz küsst und dann schnurstracks wieder ins Haus verschwindet. Währenddessen gesellt sich Ayame zur ihrem besten Freund, der bereits als reines Nervenbündel unter einem mit Girlanden verzierten Pavillon steht. Als er sie erblickt, rennt er auf sie zu und drückt sie fest an sich.
"Endlich. Ich dachte schon, du würdest mich hängen lassen. Wo sind Nara und mein Patensohn?", fragt Kookie sichtlich aufgeregt.
Ayame beginnt mit hochgezogener Augenbraue zu schmunzeln.
"Die kümmern sich um die Ringe und die Braut. Sofern die nicht schon vor Aufregung ihr Zimmer zerlegt hat", witzelt sie.
Geschockt starrt Jeongguk sie an. Ihm ist nicht so richtig zum Lachen zu Mute.
"Ich liebe dich. Und ich liebe Daisuke und Nara. Aber eigentlich sollten wir alle vier heute heiraten, dass weißt du! Yuriko ist zwar froh, dass wir endlich heiraten, aber trotzdem ist es tierisch schwierig, sie nicht zum Weinen zu bringen, weil euer Sohn 'nur' unser Ringträger ist!"
Ayame knufft ihn zärtlich in den Arm, ehe zwei starke Arme sich um ihre Schultern legen. Ein Kopf platziert sich direkt auf ihrer Schulter, wobei sie die bläulich schimmernden Haare bereits im Augenwinkel erkennen kann. Sie lässt sich ein wenig in die Umarmung sinken, ehe sie seufzend zum Protest ansetzt.
"Glaub mir, Kookie. Ich würde Nara gerne heute heiraten. Es funktioniert nur nicht. Wir sind so im Stress mit dem Kleinen und Naras Studium, da ist grad einfach kein Raum für eine Hochzeit. Zumal...", hält sie Inne.
Fragend bittet Kookie um eine Vollendung ihres Satzes, die nun aber die Person hinter Ayame übernimmt.
"Weißt du eigentlich, wann die Zwei zum letzten Mal Zeit für sich und ihre Beziehung hatten? Also ohne den kleinen Scheißer? Die können doch jetzt nicht einfach heiraten, nur um es hinter sich zu bringen, wenn sie nicht wenigsten Mal wieder zwei Tage nur miteinander verbracht haben!"
"Sasuke, lass es", bittet Ayame, die fast in seinen Armen einschläft.
Als Sasuke das bemerkt, wuchtet er sie sanft auf seine Arme und trägt sie einige Meter weiter in einen kleinen, mit Stoff abgeschirmten Pavillon. Kookie folgt ihm schweigend. Ankommen legt Sasuke seine große Schwester auf eine Couch, um ihr etwas Ruhe zu gönnen.
"Sie lässt es sich nicht anmerken, aber es belastet sie. Nara, eure Hochzeit, Daisuke und die unausgesprochene Tatsache, wer sein Vater ist. Sie will diese Beziehung jeden Preis aufrecht erhalten und geht elendig dran zu Grunde. Ich kann mir das nicht mehr lange mit ansehen", flüstert er Kookie zu, der daraufhin nickt.
"Keiner kann leugnen, wer der Vater des Kleinen ist. Aber genauso kann keiner es aussprechen. Einfach, weil es dann wahr wird. Das würde deine Schwester genauso umbringen, wie Nara!", erwidert der Bräutigam in seinem cremefarben Anzug, "Komm, wir lassen sie noch ein wenig schlafen, bevor das Chaos ausbricht.""Also ist Ayame schon bei Kookie? Sehr gut. Sehr, sehr, sehr gut. Und dir geht es gut? Und dir, du süßer kleiner Wonneproppen?", knuddelt Yuriko Nara und Daisuke, der daraufhin fröhlich klatscht.
Nara schmust ihren Sohn auf ihrem Arm, während sie neidisch ihre beste Freundin betrachtet. Ihr cremefarbenes Kleid mit den Applikationen aus Jade und der leichten Spitze am Rock sieht traumhaft aus. Und wieder wünscht sie sich, auch sie würde heute heiraten. Als Yuriko sich erneut nach ihrem Befinden erkundigt, wird sie aus ihren Gedanken gerissen.
"Ja, alles gut, nur etwas-"
"Müde. Ich weiß. Das meine ich nicht. Ich meine wie geht es dir hier drin", fragt Yuriko und tippt mit ihren Fingerspitzen auf Naras Herz.
"Yuriko, ich", beginnt Nara zögernd, "Ich weiß es nicht. Ich hab einen wundervollen kleinen Jungen und eine unglaubliche Verlobte. Eine sagenhafte Wohnung, tolle Schwiegerleute, großartige Eltern und das Studium läuft auch ganz gut."
"Aber trotzdem bist du nicht glücklich", stellt Yuriko fest.
Traurig blickt Nara zu Boden. So ungern sie es zugibt, aber Yuriko hat Recht. Noch bevor sich richtige Sorgenfalten auf ihrer Stirn bilden können, drückt ihr Sohn ihr einen Kuss auf die Wange, was sie sofort zum Lächeln bringt.
"Es ist so: Seit damals mein Verlobungsring verschwunden ist und ich den von Ayame trage, fühlt es sich anders an. Ich liebe sie und unsere kleine Familie. Aber es fühlt sich an, als ob etwas falsch wäre. Ich meine, wir haben uns ausgesprochen, sie hat die Schwangerschaft mit mir durchgezogen, sie kümmert sich um uns und liebt Daisuke über alles. Und trotzdem hab ich das Gefühl, all das wiedergutmachen zu müssen", gesteht Nara ein.
"Das ist Schwachsinn! Ayame vergöttert dich. Sie liebt dich. Ihr braucht nur etwas Zeit für euch. Kinderfreie Zeit!", betont Yuriko, die nun den Schleier in ihre geflochtenen Haare gesteckt bekommt.
Wohl wissend, dass ihre beste Freundin erneut nichts als die reine Wahrheit sagt, nickt die junge Mutter einfach nur. Doch allein der Gedanke, Daisuke auch nur für zwei Stunden in die Obhut anderer me zu geben, bereitet ihr eine Gänsehaut.Eine Stunde später wird Ayame von zarten Lippen, die sich auf ihre legen, geweckt. Als sie die Augen öffnet, erblickt sie Nara, die leicht über sie gebeugt ist und ihre Wange streichelt.
"Na, Neko, noch ein Nickerchen gemacht?", grinst die Jüngere.
"Wo ist Daisuke?", fragt Ayame unvermittelt, ehe sie aufschreckt.
Doch schon hört sie kleine unsichere Schritte auf sich zu laufen. Eine winzige Hand umschließt ihren Daumen. Ihr Blick wandert zu ihrem Sohn und sie atmet erleichtert auf. Er ist vielleicht nicht genetisch ihr Sohn, doch sie zieht ihn gemeinsam mit Nara groß. Er ist ihr Sohn. Daran wird sich nie etwas ändern. Gerade, als sie ihn hochnehmen möchte, greift sich Sasuke seinen Neffen.
"Sorry, Schwester, aber der kleine Mann gehört heute offiziell zum Personal. Ebenso wie ihr beide. Das Chaos geht in 20 Minuten los. Ihr solltet euch langsam auf eure Plätze begeben", grinst Sasuke und verlässt den Pavillon mit seinem Neffen.
Murrend will Ayame aufstehen, was sofort von Nara verhindert wird, die sich auf ihren Schoß setzt. Ayame, die nun ebenfalls sitzt, lehnt ihren Kopf gegen die Schulter ihrer Verlobten, atmet ihren Geruch tief ein. Sie schlingt ihre Arme um Nara, drückt sie fest an sich.
"Ich liebe dich", flüstert sie leise.
"Ich liebe dich auch", erwidert Nara, beugt ihren Kopf nach unten und küsst die Ältere mit gezielter Zärtlichkeit, "Lass uns auf unsere Positionen gehen, bevor das Spektakel anfängt und Yuriko durchdreht."
Ayame nickt, ehe sie ihre Lippen noch einmal gegen Naras presst. Gemeinsam erheben sie sich und gehen Hand in Hand aus dem Pavillon.
"Wann ist eigentlich unser großer Tag?", fragt Ayame scherzend.
"Also", Nara drückt ihre Hand, während sie mit der anderen auf Daisuke zeigt, der nur wenige Meter entfernt mit einem kleinen Kissen auf den Armen steht, "Wenn du willst, schon heute."
Geschockt bleibt Ayame stehen, starrt zu ihrem Sohn, hinter dem nun ihr Vater aufgetaucht ist und zwei weitere Ringe auf das kleine Kissen legt. Mit großen Augen wandert ihr Blick zu Nara, die sie verlegen anlacht.
"Ich liebe dich. Bitte, heirate mich heute", flüstert die Jüngere, während sie ihre Arme um Ayames Nacken schlingt.
"Ich... Aber... Du.. Ich...", stottert die Ältere überfordert.
Doch Nara grinst, zieht den Kopf ihrer Verlobten zu sich und haucht ihr einen liebevollen Kuss auf die Lippen.
"Jetzt sag schon 'Ja', Neko!"
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SS:S - SOUL SOUNDTRACK : SUICIDE [BTS FF]
FanfictionAyame Fujimi ist neu an der Zenchi Highschool für herausragende Persönlichkeiten. Doch Ayame ist anders, sehr speziell sogar. Ihr Gehirn funktioniert anders, als bei normalen Menschen. Dies bekommen nicht nur ihre Mitschüler, sondern auch ihre Lehre...