Kapitel 12

10.6K 294 4
                                    

Nachdem mein Dad sein Verhör zufrieden beendet hat, verabschiedet Julien sich relativ schnell von uns.
Ich finde es toll von ihm, dass er mir etwas Zeit mit meinen Eltern alleine geben möchte.

"Ich hab mir die Freiheit genommen und meine Nummer eben noch schnell in dein Handy ein gespeichert, damit du dich bei mir melden kannst." gesteht er mir grinsend und zieht mich an seine Brust.
"Danke. Ich melde mich später bei dir."
Ich strecke mich etwas, damit ich ihm einen innigen Kuss geben kann.
Zum Glück sind meine Eltern im Wohnzimmer geblieben!
Denn unser Kuss wird schnell inniger und heißer.
Seine Hände wandern an meinen Hintern und packen ordentlich zu, um mich noch näher an sich zu ziehen.
Ich lehne mich gegen ihn, seufze in den Kuss hinein und lasse meine Zunge über seine Unterlippe streicheln.
"Gott Charly, ich würde dich jetzt so gerne zurück ins Bett ziehen!" raunt er mir verführerisch ins Ohr.
Oh oh, ich muss ihm noch irgendwie erklären, dass ich noch Jungfrau bin..
"Wir sehen uns morgen." damit gibt er mir einen letzten Kuss und verschwindet dann.

Zusammen mit meiner Mom bereiten wir das Abendessen für und vor.
Mir war gar nicht aufgefallen, dass es schon fast drei Uhr mittags war, als Julien und ich aufgestanden sind!
"Ich finde, Julien ist ein netter Kerl. Sehr höflich und zuvorkommend!" lobt Mom meinen Lehrer.
Als Dad Julien gefragt hat, was er beruflich macht, habe ich erstmal die Luft angehalten.
Julien hat ihm ehrlich gesagt, dass er Lehrer ist, allerdings an einer Grundschule.
Ich glaube, Dad mag Julien sehr und meine Mom ja wohl auch.
Es ist schon komisch, dass er meine Eltern kennengelernt hat.. Aber was hätte ich denn machen sollen?!
"Ja, er ist wirklich nett. Wie lange bleibt ihr eigentlich?" versuche ich das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
"Leider müssen wir heute Nacht schon wieder los, aber wir wollten dich unbedingt sehen.
Schon irgendwie traurig, dass ich meine Eltern nur ein paar Mal im Jahr sehe, aber es hat auch seine Vorteile!

Nach dem Abendessen setzen wir uns ins Wohnzimmer und reden noch sehr lange über alles, was in ihrer Abwesenheit passiert ist und was es bei ihnen Neues gibt.
Aber außer der Arbeit gibt es eigentlich in ihrem Leben nichts aufregendes.
"Wie geht es eigentlich Liam? Seit ihr noch befreundet?" will meine Mutter plötzlich wissen und sofort versteife ich mich.
Sämtliche Erinnerungen von gestern Abend prasseln wie aus dem Nichts in mein Gedächtnis und ich bekomme eine unangenehme Gänsehaut.
"Alles okay, Schatz?" fragt mich Mom besorgt.
"Hast du uns etwas zu sagen?" fragt Dad mich nun ruhig und gibt mir dadurch das Gefühl, dass ich über alles mit ihnen sprechen kann.
Also erzähle ich ihnen, was gestern Abend vorgefallen ist.

"Julien hat ihn von mir weggezogen und damit schlimmeres verhindert." beende ich.
Wahre Mom erschrocken ihre Hand auf den Mund legt, sehe ich Dad sofort an, dass er wütend ist.
"Ich mochte Liam wirklich, aber dass er so etwas macht, hätte ich niemals gedacht! Halt dich in Zukunft bitte fern von ihm!"
Ich nicke zustimmend, weil ich in diesem Moment meiner Stimme nicht traue.

Erst am späten Abend verabschiede ich mich von meinen Eltern, da ich ins Bett muss und sie schon bald wieder aufbrechen müssen.
Wer weiß, wann ich sie das nächste Mal sehe..
Zurück in meinem Zimmer, bemerke ich, dass ich einige neue Nachrichten habe.
Die meisten sind aus dem Gruppenchat von Luke, Resa und mir, in denen sie wissen möchten ob es mir gut geht und warum ich nicht antworte.
Ich schreibe ihnen schnell, dass meine Eltern da sind und ich ihnen morgen alles andere erklären werde.
Bin mal gespannt, wie sie auf die Story von Liam reagieren..
Die anderen beiden Nachrichten sind von Julien.
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht öffne ich sie.

Es war zwar nicht geplant, dass ich deine Eltern so schnell kennenlerne, aber ich bin froh, dass es so kam. Ich mag sie. <3 J.

Immer noch grinsend schaue ich mir die zweite an, die etwa vor zwei Stunden kam.

Ist alles in Ordnung mit dir? Wenn irgendwas ist, kannst du mich jederzeit erreichen! J.

Ich schaue kurz auf die Uhr, es ist bereits nach Mitternacht.
Ob ich ihm noch schreiben soll?
Schulterzuckend öffne ich die Tastatur und antworte ihm.

Hey, hab die Zeit mit meinen Eltern genutzt, sie müssen schon wieder los. Ansonsten ist alles in Ordnung.
Wir sehen uns morgen :*

Nachdem ufg die Nachricht abgeschickt habe, mache ich mich Bettfertig und falle kurz darauf schon in einen angenehmen Schlaf.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Heute ausnahmsweise überpünktlich parke ich meinen Audi auf meinem Parkplatz und gehe, nachdem ich meinen Rucksack vom Rücksitz geholt habe, zu unserem Treffpunkt.
Da ich Luke und Resa unbedingt noch erzählen möchte, was am Samstag passiert ist, bin ich extra eine halbe Stunde früher aufgestanden.
Ich begrüße beide mit einer Umarmung und lege dann gleich los, weil ich es endlich hinter mich bringen möchte.

Ihre Reaktion ist ähnlich, wie bei meinen Eltern.
Resa ist völlig außer sich und schwört, ihm eine zu verpassen, sobald sie ihn das nächste Mal sieht.
"Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut." meint auch Luke und ist ebenso geschockt darüber, wie Resa und ich.
Ich kann ihm deutlich ansehen, dass er wütender ist, als er es uns weiß machen will.
Wir belassen es dabei, weil ich gar keine Lust habe, noch großartig darüber zu reden.
Etwas nervös bin ich trotzdem, weil ich nicht weiß, wie ich mich ihm gegenüber jetzt verhalten soll.
Aber auch, weil ich gleich Julien wiedersehen werde.

Wir machen uns auf den Weg zum Unterricht und je näher ich dem Klassensaal komme, um so nervöser werde ich.
Resa bemerkt das sofort und legt mir ihre Hand auf die Schulter.
"Du lässt dich von diesem Idioten nicht unterkriegen! Ich werde mich gleich richtig zusammen reißen müssen, dass ich ihm nicht vor der ganzen Klasse eine deftige Ansage mache!"
Mit dieser Aussage bringt sie mich tatsächlich zum Lachen, obwohl ich genau weiß, dass sie das Ernst meint.

Wir betreten den Raum und mein Blick huscht wie automatisch direkt zu Julien.
Er lächelt mich kaum merklich an und zwinkert mir zu.
Ich fühle mich gleich viel besser und gehe erhobenen Hauptes durch den Raum, bis wir an unseren Plätzen sind.
Ich schaue unauffällig zu Liam, als wir an ihm vorbei gehen.
Er hat ein blaues Auge und eine aufgeplatzte Lippe.
Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, dass Julien so auf ihn losgegangen ist..
Als auch er den Blick in meine Richtung gleiten lässt, schaue ich schnell weg.
An meinem Platz angekommen, stelle ich meinen Rucksack neben den Tisch und setze mich dann.
Ohne hinschauen zu müssen weiß ich, dass Julien mich beobachtet.
Ich rate Liam nicht, mich anzusprechen!
"So, da wir jetzt vollständig sind, möchte ich euch etwas verkünden." sagt er und fährt erst fort, als alle Gespräche endgültig verstummen.  "Mir wurde eben mitgeteilt, dass unsere Klasse in Kürze an einer Klassenfahrt teilnehmen darf. Wohin es geht und wann genau das stattfinden wird, werde ich euch noch mitteilen, sobald ich mehr weiß."
Sofo beginnt das Getuschel. Einige freuen sich schon darauf, während andere genervt aufstöhnen.
Ich, genau wie Resa und Luke, freuen uns darauf.
Ein paar Tage kein richtiger Unterricht und mal was anderes sehen. Perfekt!

Als es neunzig Minuten später zur Pause klingelt, sammeln wir alle unsere Sachen zusammen und willen den Raum verlassen.
"Charly, würdest du bitte noch kurz da bleiben?" ruft Julien mir zu und während ich zustimmend nicke, werde ich etwas nervös, freue mich aber auch, ihn endlich kurz für mich alleine zu haben.

The Teacher who learns to love me  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt