Kapitel 38

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Heute vor genau drei Monaten sind wir hierher gezogen.
Damals dachte ich wirklich, dass das der schlimmste Tag meines Lebens gewesen sei.
Mittlerweile sehe ich das schon etwas anders.
Ich habe mich hier ziemlich schnell zurecht gefunden und mich auch inzwischen damit abgefunden, dass ich an der Situation sowieso nichts ändern kann. So sehr ich das auch wollen würde.

Mit Resa und Luke halte ich weiterhin so viel Kontakt wie möglich. Anfangs haben wir noch jeden Tag telefoniert und miteinander geschrieben, aber so langsam wird auch das immer weniger.
Ich wusste es..
Wenn es hoch kommt, schreiben wir noch ein paar Mal pro Woche um zu erfahren, was es so Neues gibt und telefonieren nur noch sehr selten.
Meistens hat der Eine gerade keine Zeit, wenn der Andere sie hätte..
Mia hingegen ist mir richtig doll ans Herz gewachsen und eine enge Freundin geworden.
Ich kann mit ihr über alles reden, habe ihr auch endlich alles über Julien und mich erzählt und wie eigentlich nicht anders zu erwarten, fand sie meine Geschichte nicht nur unglaublich witzig, sondern auch sehr romantisch.
Ich habe sie mit der Zeit ganz schön neugierig auf meine Freunde gemacht.
Manchmal habe ich das Gefühl, die freut sich mehr darüber, das sie bald zu Besuch kommen werden, als ich.
Und das ist ziemlich beängstigend!

Mit Julien läuft es eigentlich immer noch richtig gut.
Wir skypen immer noch täglich,manchmal sogar öfter und hatten auch schon ein paar Mal eine Art Telefonsex, halt nur per Videoanruf.
Anfangs fand ich es merkwürdig, mich selbst anzufassen, während er mir dabei zuschaut und das Gleiche auch bei sich macht, aber ich habe mich jetzt daran gewöhnt und es macht mir auch Spaß.
Allerdings habe ich in den letzten Wochen immer mehr das Gefühl, als würde er mir etwas verheimlichen.
Oft ist er unkonzentriert, was ich von ihm eigentlich gar nicht kenne, oder hat es eilig und kann nicht lange mit mir telefonieren.
Ich weiß nicht, was ich davon halten soll und es macht mir auch etwas Angst.
Ich habe mit Resa darüber gesprochen, weil sie ihn ja täglich sieht, aber sie meinte ich würde mich da in etwas rein steigern, wo gar nichts sei.
Laut ihr sei Julien immer noch der Alte und vollkommen verliebt in mich.
Vielleicht kann ich es mit ihm klären, wenn er und meine Freunde übermorgen hier ankommen..

Ja, richtig gehört! Es sind endlich Ferien, was bedeutet, dass sie mich besuchen kommen.
Zum Glück haben wir immer gleichzeitig Ferien!
Seit ich hundertprozentig weiß, wann genau sie hier ankommen, tut Mia mir wirklich leid.
Ich bin ständig nervös und zappelig und rede nur noch davon wie sehr ich mich freue, Julien endlich wieder umarmen und küssen zu können.
Obwohl Mia sich auch darauf freut, kann ich deutlich spüren, dass sie auch nervös deshalb ist.
Klar, die besten Freunde und der feste Freund kommen zu Besuch. Da hätte ich auch Angst, dass ich für diese Zeit abgestempelt bin!
Aber ich habe ihr versichert, dass sie sich deshalb keine Sorgen machen muss.
Sie ist inzwischen auch eine beste Freundin für mich geworden und das bedeutet, dass sie mit dazu gehört. Und ich bin mir sicher, dass  Resa, Luke und Julien sie auch mögen und gleich ins Herz schließen werden.

Gestern hatten wir den letzten Tag Schule.
Heute ist Samstag und ich werde das Wochenende dafür nutzen, die Gästezimmer fur Luke und Resa aufzupeppen.
Julien schläft natürlich bei mir, gar keine Frage und das heißt, wenn Mia will, kann sie auch mal hier übernachten solange meine Freunde da sind.
Und da meine Eltern morgen für eine Woche in Urlaub fliegen, haben wir sogar das ganze Haus für uns alleine! Besser kann es nicht sein!

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Oh Gott! Ich glaube, ich bekomme gleich einen Nervenzusammenbruch!!

Ich stehe schon über eine Stunde am Flughafen und zähle jede Minute, bis der Flieger von Julien und Co endlich landet.
Ich bin so unbeschreiblich nervös und aufgeregt.
Ich kann noch gar nicht richtig glauben, dass ich sie gleich alle in den Arm holen kann und sie dann wirklich hier sind!
Meine Hände zittern und ich schaue alle paar Sekunden auf die riesige Anzeigetafel.
Endlich!
Flug 849 ist gelandet!
Ich gehe nervös auf und ab und starre sie ganze Zeit auf die Schiebetür, durch die sie gleich kommen werden.

Fast eine halbe Stunde muss ich noch warten, bis sich die Türen endlich öffnen und die ersten Passagiere heraus kommen.
Alle sehen erschöpft aus, aber leider kann ich noch keinen meiner Freunde sehen, obwohl ich mich auf die Zehenspitzen stelle.
Plötzlich schlingt jemand überschwänglich von hinten die Arme um mich und wirbelt mich durch die Luft.
Weil ich mir erschrecke, schreie ich lait auf und ziehe damit die Aufmerksamkeit von sämtlichen Leuten auf mich.
Ohne ihn sehen zu müssen, weiß ich das es Julien ist.
Mein Herz schlägt sofort noch schneller als sowieso schon und die Freude wird immer größer.
Als er mich endlich wieder auf meine Füße stellt, drehe ich mich abrupt um und schlinge sofort meine Arme um ihn und drücke ihn ganz fest an mich, während mein Kopf auf seiner Brust ruht.
Ohne es verhindern zu können, laufen mir unzählige Tränen über mein Gesicht.
Heute sind es aber ausnahmsweise Freudentränen!
"Schau mich an, Baby." bittet Julien mich und ich tue ihm gerne dieses Gefallen.
Ich hebe meinen Kopf, schaue nach oben und direkt in seine wunderschönen Augen, die mich herzlich anlächeln.
Julien streicht mit dem Daumen meine Tränen weg und lächelt.
"Ich habe dich so sehr vermisst, Baby! Ich liebe dich!"
Ohne ein Wort zu sagen, lege ich sofort meine Lippen auf seine.
Ich fühle mich gleich viel besser, endlich sind wir wieder vereint!
Wir stöhnen gleichzeitig zufrieden auf und vertiefen unseren Kuss noch mehr, indem Julien mit seiner Zunge um Einlass bittet.
Seine Hände schlingen sich fest um mich, als wolle er mich gar nicht mehr loslassen.
Aber plötzlich räuspert sich jemand hinter uns.
Widerwillig lösen wir uns voneinander und im nächsten Moment zieht Resa mich fast zu Boden mit ihrer Umarmung.
Wieder laufen die Tränen, aber gleichzeitig muss ich auch Lachen.
"Oh, wir haben dich so sehr vermisst! Ohne dich ist es einfach nicht das Selbe und Julien hat dauernd schlechte Laune. Ich hab dich so lieb, Charly!" flüstert sie mir ins Ohr und an ihrer Stimme kann ich erkennen, das auch sie weint.
"Gut. Wenn du Charly nicht loslassen willst, umarme ich euch jetzt eben beide!" sagt Luke lachend und schlingt seine starken Arme um Resa und mich.
"Du hast mir gefehlt, Kleine!" raunt er mir zu und drückt mir einen Kuss auf meine nasse Wange.

Nach einer Weile löse ich mich von den beiden und schmiege mich wieder freudestrahlend an Julien, der mich ganz fest an seiner Seite hält.
"Lasst uns zum Auto gehen und nach Hause fahren. Dort haben wir den ganzen Abend Zeit zum quatschen." schlage ich vor und führe sie zur Tiefgarage.
Da ich in meinem Sportwagen weder meine Freunde, noch das Gepäck unter bekomme, bin ich mit dem meiner Eltern hergekommen, der um einiges größer ist.
Resa und Luke stellen jeweils eine Reisetasche in den Kofferraum, während Julien zwei große Koffer im Schlepptau hat.
Okay..? Aber vielleicht gehört einer davon ja noch Resa..
Sie und Luke steigen hinten ein und Julien setzt sich neben mich. Während der ganzen Fahrt liegt seine Hand auf meinem Oberschenkel.
Jetzt ist mein Leben endlich wieder vollzählig. Wenn auch nur für begrenzte Zeit..

The Teacher who learns to love me  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt