Kapitel 21

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Obwohl ich ja schon ganz gerne fliege, bin ich trotzdem heilfroh, als Luke den Wagen vor unserem Haus parkt.
Reisen ist meiner Meinung nach immer anstrengend.
Auch, wenn man sich während des Urlaubs richtig gut erholt, ist eigentlich alles wieder vorbei, sobald man zu Hause ankommt.
Der ganze alltägliche Stress holt einen sofort wieder ein und man spürt schon innerhalb von ein paar Stunden nichts mehr von dem unglaublich schönen Urlaub.
Jedenfalls geht es mir immer so..

Ich verabschiede mich innig von Resa und Luke und hieve anschließend meinen Koffer ins Haus.
Alles ist noch so, wie ich es verlassen habe.
Also waren meine Eltern nicht da, während ich weg war.
Als erstes Lüfte ich mal kräftig durch, damit der leicht stickige Geruch wieder aus dem Haus verschwindet.
Anschließend schleppe ich meinen Koffer hoch in mein Zimmer und ziehe mich dort erst mal um.

Mit bequemer Jogginghose und einen alten Top setze ich mich unten ins Wohnzimmer und schalte den Fernseher ein.
Es ist inzwischen schon fast zwanzig Uhr und da ich nichts Essbares mehr im Haus habe, bestelle ich mir kurzerhand eine Pizza mit viel Käse.
Bin ich so froh, wenn ich nachher endlich wieder in meinem eigenen Bett schlafen kann!

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Den Sonntag habe ich größtenteils damit verbracht meine Wäsche zu waschen und auf dem Sofa zu gammeln.
Insgeheim habe ich ja gehofft, dass sich Julien vielleicht meldet oder vorbei kommt, aber dem war nicht so.
War ja eigentlich klar..
Aber nach diesem Urlaub und vor allem nach dem tollen Tag zu zweit dachte ich eigentlich, wir wären uns näher gekommen.
Doch so wie es aussieht, habe ich mir das nur eingebildet.
Langsam aber sicher fängt es an weh zu tun, dass er mich so merkwürdig behandelt.
Ich habe ihm zwar geglaubt als er meinte, er könne kaum die Finger von mir lassen, aber irgendwas an seinem Verhalten ist merkwürdig.
Entweder macht er es nicht absichtlich oder es steckt etwas anderes dahinter.
Vielleicht ist er ja verheiratet!
Oh Gott, hoffentlich nicht! Aber ich schätze ihn auch nicht wie einen Mann ein, der zuhause eine Frau und vielleicht sogar noch Kinder sitzen hat und nebenbei noch eine Affäre mit einer seiner Schülerinnen anfängt.
Obwohl, kann man das was wir haben eigentlich als Affäre bezeichnen?
Wir hatten schließlich noch keinen Sex.
Und wäre er nur darauf aus, hätte er mich sofort links liegen gelassen, als er hörte, dass ich noch Jungfrau bin oder hätte mich dazu gedrängt, dieses Problem gleich zu beseitigen.
Ach, ich weiß es dich auch nicht..
Julien verwirrt mich völlig und es sieht nicht so aus, als würde er mir in nächster Zeit diese ganzen Zweifel nehmen wollen...

Nachdem ich mich für die Schule fertig gemacht habe, schnappe ich mir meinen Rucksack und gehe zu meinem Auto.
Das ganze Grübeln bringt mich eh nicht weiter, dann kann ich es auch gleich sein lassen!

An der Schule angekommen, parke ich auf meinem üblichen Platz und suche dann meine besten Freunde.
Die beiden begrüßen mich mit einer innigen Umarmung.
"Na du siehst ja erholt aus! Wüsste ich es nicht besser würde ich sagen, du hast die letzte Woche komplett durch gefeiert und kein Auge zugetan. Was ist in letzter Zeit nur los mit dir? Hast du irgendwelche Probleme?"
Ich kann Resa deutlich ansehen, dass sie sich um mich sorgt, aber was soll ich denn machen?!
Ich vertraue ihr zwar und auch Luke, aber ich kann ihnen einfach nicht erzählen, dass ich was mit unserem Lehrer habe.
"War einfach nur etwas stressig am Wochenende. Ich habe meine ganze Wäsche gewaschen, sauber gemacht und so weiter. Ihr wisst doch, dass ich das Alles alleine machen muss."
Damit lüge ich sie ja nicht mal an.
"Ja, das wissen wir. Manchmal hat es ja schon Vorteile, wenn man immer machen kann was man will, aber ich kann deine Eltern einfach nicht verstehen." mischt sich jetzt auch Luke ein.
Ich zucke nur mit den Schultern, während Resa zustimmend nickt.
"Lasst uns rein gehen." wechsel ich schnell das Thema.

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Nach der Schule verabschiede ich mich gleich von Luke und Resa, denn ich muss noch einkaufen gehen. Anstatt in den nächsten Supermarkt zu fahren, fahre ich ein Stück weiter zu einem großen Einkaufszentrum.
Vielleicht kann ich mich durch ein wenig Shoppen etwas ablenken.

Nachdem ich meinen normalen Einkauf erledigt und im Kofferraum verstaut habe, gehe ich wieder zurück und schlendere einfach ohne Ziel durch sämtliche Geschäfte.
Obwohl ich eigentlich keine neuen Klamotten brauche, kaufe ich mir trotzdem eine neue Hose, zwei Shirts und einen schönen Rock.
Bei einem Juwelier bleibe ich am Schaufenster stehen und schaue mir den wunderschönen Schmuck an.
Die Eheringe ziehen meine Aufmerksamkeit auf sich.
Ob ich irgendwann auch mal einen Mann finden werde, der mir später mal einen Heiratsantrag macht, mit dem ich Kinder bekomme und alt werde?

Plötzlich reißt mich eine Hand, die sich auf meine Schulter legt, aus meinen Gedanken.
Ruckartig drehe ich mich um und schaue sogleich in das grinsende Gesicht von Julien.
Muss ich ihm ständig über den Weg laufen?!
"Hey Süße." sagt er leise und fesselt meinen Blick an seine Augen.
"Hey." flüstere ich ziemlich leise.
"Was machst du hier?" werfe ich hinterher.
"Wahrscheinlich das Gleiche wie du. Einkaufen." sagt er grinsend und innerlich verdrehe ich über mich selbst die Augen.
Was für eine bescheuerte Frage..!
"Ja.. klar. Also, ich muss dann auch los."
Keine Ahnung warum, aber ich fühle mich nicht wohl hier mit Julien.
Hier sind so viele Leute und ich möchte nicht, dass uns jemand hier zusammen sieht.
"Okay, dann sehen wir uns morgen."
Ich kann ihm ansehen, dass er enttäuscht ist, dass ich ihn so schnell loswerden möchte und das kann ich nicht mit ansehen.
Ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, halte ich ihn am Arm fest, als er sich von mir abwenden möchte.
"Julien, warte. Möchtest du, ich meine hättest du vielleicht Lust, heute Abend bei mir vorbei zu kommen? Ich könnte etwas für uns kochen." frage ich zaghaft und kann ihm sofort ansehen, dass er keine Lust hat.
Wie dämlich bin ich eigentlich?!
"Vergiss es einfach. Das war eine bescheuerte Idee."
Ich drehe mich auf dem Absatz um und gehe einfach Richtung Tiefgarage.
Wieder spüre ich einen Schmerz in meiner Brust und würde am liebsten anfangen zu weinen, obwohl ich nicht mal genau weiß, warum.
Gerade als ich in meinen Audi einsteige, bekomme ich eine Nachricht.

Ich komme sehr gerne! Bin gegen 19 Uhr bei dir. Kuss J.


The Teacher who learns to love me  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt