Kapitel 7

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Seit diesem verwirrenden Tag im Park ist inzwischen über eine Woche vergangenen.
Seither versuche ich Julien so gut es geht aus dem Weg zu gehen, was gar nicht so einfach ist.
Ich musste mir eingestehen, dass er für mich nicht einfach nur mein Lehrer ist.
Sobald wir uns im Training berühren, durchzuckt mich ein unglaublicher Stromschlag, der jedes Mal meine Knie weich werden und mein Herz automatisch schneller und unregelmäßiger schlagen lässt.
Und das darf einfach nicht sein!
Deshalb muss ich mich einfach von ihm verhalten und nur den nötigsten Kontakt zu ihm halten, den ich nicht umgehen kann.

"Hey Charly. Wie geht es dir?"
Wie aus dem Nichts steht in der Pause plötzlich Liam neben mir und meinen Freunden und lächelt mich freundlich an.
"Hey Liam. Gut und dir?" Ich umarme ihn zur Begrüßung kurz, was Resa neben mir zum Schnauben bringt.
Ich werfe ihr einen kurzen, warnenden Blick zu und konzentriere mich dann wieder auf meinen Ex.
"Auch, danke. Hör mal, morgen ist ja unser nächstes Spiel wie du sicher weißt und ich wollte fragen ob du auch kommst?"
Etwas irritiert durch seine Frage, nicke ich einfach nur.
Eigentlich sollte er wissen, dass ich natürlich da sein werde. Immerhin spielt nicht nur er, sondern auch Luke in unserer Mannschaft und außerdem hat Resa dann jedes mal einen Auftritt mit ihren Cheerleadern.
Das lasse ich mir niemals entgehen.
"Natürlich komme ich, das weißt du doch?"
Liam nickt nur und kratzt sich verlegen am Hinterkopf. Das tut er immer, wenn er nervös ist und nicht weiß, wie er etwas formulieren soll.
"Ich hab mich gefragt, ob wir danach.. Naja, ob wir danach vielleicht mal wieder etwas zusammen unternehmen könnten? Wir haben schon lange nichts mehr miteinander gemacht." Schüchtern schaut er zwischen mir und dem Boden hin und her, was ich so gar nicht von ihm kenne.
Normalerweise ist er immer selbstbewusst und steht offen zu seiner Meinung.
"Klar, warum nicht? Wir können dann ja spontan entscheiden, was wir machen."
Liam ist sichtlich erleichtert und lächelt mich an.
"Gut. Dann bis morgen, ich freue mich." Und mit diesen Worten dreht er auf dem Absatz um und verschwindet in die Cafeteria.
Was war das denn?!
"Sag mal, hast du sie nicht mehr alle?! Warum willst du dich mit ihm treffen?" fährt Resa mich gleich an und schaut grimmig in die Richtung, in die Liam verschwunden ist.
"Resa, warum kannst du nicht verstehen und endlich einsehen, dass wir weiterhin befreundet sind?! Wir haben uns freundschaftlich voneinander getrennt und nicht, weil er mich betrogen hat oder so. Ich wollte die Trennung genauso sehr wie Liam!"
Ich weiß nicht, wie oft ich ihr das noch erklären soll!
So langsam macht mich ihr benehmen echt wütend, was Luke wohl bemerkt denn er geht beschlichtigend dazwischen.
"Okay Mädels. Es reicht! Ihr benehmt euch wie kleine Kinder!" schnautzt er uns barsch an.
Er hat ja recht, aber ich habe diese ewigen Diskussionen einfach satt! Ich mische mich ja auch nicht so drastisch in ihr Leben ein!
Um mich etwas abzureagieren, drehe ich mich einfach um und stapfe beleidigt davon.
Ich muss jetzt erst mal wieder runterkommen!

Am Nachmittag haben wir uns alle wieder beruhigt und unser kleiner Streit ist schon wieder vergessen.

Gerade, als wir von der Schule aus zu mir nach Hause wollen, lässt mich eine Stimme hinter mir inne halten.
"Charly!" ruft kein anderer als Julien und kommt auf uns zugejoggt.
"Mister Murphy?" begrüße ich ihn und zeige ihm deutlich, dass ich nicht gerade begeistert bin.
"Kann ich noch kurz mit dir reden?" fragt er monoton, als er vor mir zum Stehen kommt.
Augenrollend setze ich mich in Bewegung und bleibe ein gutes Stück abseits von meinen Freunden wieder stehen, damit sie unser Gespräch nicht belauschen können.
"Was willst du, Julien?" frage ich genervt und verschränke meine Arme vor der Brust.
"Sag mir bitte, was das heute morgen auf dem Schulhof war!" bittet er mich mit Nachdruck.
"Was meinst du?" frage ich sichtlich verwirrt.
"Ich habe gesehen, wie dieser Typ bei dir war und du dich anschließend mit deiner Freundin gestritten hast." erklärt er mir und schon wird mir bewusst, worauf er hinaus will.
"Was zum Teufel geht dich das an?! Verdammt, Julien! Du bist mein Lehrer! Was geht dich das an?" fahre ich ihn wütend an.
Warum mischt er sich jetzt auch schon in mein Privatleben ein?!
Julien seufzt und fährt sich aufgebracht durch die Haare.
"Ich hab mir Sorgen gemacht als ich das gesehen habe, okay?"
"Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Was ich in meiner Freizeit mache oder generell außerhalb des Unterrichts, geht dich nichts an! Du führst dich gerade auf wie mein eifersüchtiger Freund und das bist du nicht. Das bist du einfach nicht, Julien!" fahre ich ihn wütend an und lasse ihn dann einfach stehen und laufe zurück zu meinen Freunden.
Was bildet er sich eigentlich ein?!

"Was war das denn jetzt? Wie hast du denn gerade mit unserem Lehrer geredet?" fragt Luke mich verblüfft, sobald ich bei ihnen ankomme.
"Ach es ging um die Tanzgruppe. Das sah bestimmt schlimmer aus, als es eigentlich war. Und jetzt los."

Kurze Zeit später sind wir auch schon bei mir Zuhause.
"Ihr wisst ja, wo alles ist. Ich bin gleich wieder da!" sage ich zu Resa und Luke und gehe dann gleich nach oben in mein Zimmer.

The Teacher who learns to love me  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt