Es ist nun drei Tage her, seit mir meine Eltern gesagt haben, dass ich umziehen muss.
Ich habe seither kein Wort mehr mit ihnen gesprochen, obwohl sie öfter das Gespräch mit mir gesucht haben.
In der Schule war ich auch nicht.
Ich habe Luke, Resa und Julien geschrieben, dass ich krank sei und auch ansteckend, deshalb solle mich niemand besuchen kommen.
Ich bin mir sicher, dass mir keiner von ihnen diese Lüge abgekauft hat, aber sie lassen mir zum Glück meine Ruhe, obwohl Julien mehrmals am Tag versucht, mich anzurufen.
Ich habe bis jetzt keinen etwas von dieser schwachsinnigen Idee meiner Eltern erzählt, verlasse mein Zimmer nur, wenn sie nicht da sind oder schon schlafen.
Ich kann das immer noch nicht fassen!
Sie wissen gar nicht, was sie mir damit antun!
Wenn ich nicht gerade sauer auf sie war, habe ich die restliche Zeit in mein Kissen geweint.Heute ist Donnerstag.
Der erste Tag, an dem ich wieder zur Schule gehe.
Ich bin mir sicher, dass man mir ansieht, dass ich in den letzten Tagen viel geweint habe, aber die Meinung meiner Mitschüler ist mir relativ egal.
Damit ich vor Unterrichtsbeginn weder Julien, noch meinen Freunden über den Weg laufe, fahre ich absichtlich später zu Hause los, sodass ich pünktlich zum Unterricht da bin.
Meine Eltern habe ich eben kurz gesehen, aber kein Wort mit ihnen gesprochen.
Sie haben mir einen Zettel mitgegeben, den ich meinem Klassenlehrer geben soll.
Meine Abmeldung von der Schule.
Laut diesem Schein, werde ich nur noch diese Woche hier zur Schule gehen. Das heißt, dass wir wohl nächste Woche umziehen werden.
Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie mir das wirklich antun.Schon auf dem Weg zu meinem Saal habe ich Mühe, meine aufsteigenden Tränen wieder runter zu schlucken.
Ich bin völlig ausgelaugt, aber das Schlimmste ist mein schmerzendes Herz.
Endlich war ich mal wirklich glücklich und habe mich Hals über Kopf verliebt, versauen mir meine Eltern alles!Ich klopfe zaghaft an und als ich die Stimme von Julien höre, der ein raues Herein ruft, läuft mir schon die erste Träne über meine Wange.
Ich atme einmal durch und öffne dann die Tür.
Als Julien mich sieht, kann man ihm im ersten Moment die Erleichterung deutlich ansehen, aber im nächsten Moment sieht er mich besorgt an.
"Charly! Geht es dir gut?" fragt er und weiß wohl nicht, wie er sich jetzt am besten verhalten soll.
Sicherlich würde er mich am liebsten in den Arm nehmen und mich küssen.Ohne ihm zu antworten trete ich auf ihn zu und lege ihm mit zittrigen Händen den Zettel aufs Pult.
Wenn ich ihm jetzt in die Augen schauen müsste, würde ich garantiert weinend zusammen brechen.
Erneut entgleitet mir eine Träne, deshalb drehe ich mich schnell von ihm weg und gehe zu meinem Platz.
Ich kann seinen verwirrten Blick deutlich in meinen Rücken spüren und weiß, dass er so viele Fragen auf der Zunge liegen hat, sich aber zurück halten muss.
Ich bin noch nicht an meinem Platz angekommen, da kommt schon Resa auf mich zu und nimmt mich ohne ein Wort zu sagen, fest in den Arm.
Zeitgleich höre ich, dass Julien den Zettel auseinander faltet.
Ich schließe sofort meine Augen und klammere mich ganz fest an Resa, die mir in diesem Moment unglaublichen Halt gibt.
Mein Gesicht ist inzwischen Tränen überströhmt, aber es ist mir egal, dass mich jeder von meinen Mitschülern so sehen kann.
Julien zieht scharf die Luft ein und für einen Augenblick ist es völlig ruhig im Raum.
Keiner sagt etwas. Es ist fast schon so leise, als würde sogar niemand atmen.
Ich will gar nicht wissen, was die Anderen gerade denken.
"Die Stunde ist jetzt beendet! Vertreibt euch die restliche Zeit auf dem Schulhof, bis die nächste Stunde beginnt. Resa, Luke und Charly, ihr bleibt hier!" brüllt Julien plötzlich fast schon und würde ich ihn nicht so gut kennen, könnte ich in diesem Moment selbst von seiner Stimme Angst bekommen.
Sie bebt richtig und ich kann klar erkennen, dass er nicht nur sauer, sondern auch verzweifelt ist.Binnen Sekunden hat jeder seine Tasche gepackt und keine drei Minuten später, sind wir alleine.
Ich habe mich jetzt richtig an Resa geklammert weil ich Angst habe, dass ich zusammen breche, wenn sie mich nicht stützt.
Nach wie vor weiß außer Julien keiner, was passiert ist und ich bin meinen Freunden auch echt dankbar, dass sie mich gerade nicht darauf ansprechen.
Plötzlich steht Julien dicht hinter mir.
"Ist das dein Ernst, Charly?! Was habe ich falsch gemacht?!" fragt er aufgebracht und auch verzweifelt.
Warum denkt er bloß, dass das etwas mit ihm zu tun hat?!
Ich bringe meine ganze Kraft auf, löse mich von Resa die mich völlig verwirrt anstarrt und drehe mich zu Julien um.
Es scheint, als wäre er in den letzten zehn Minuten um Jahre gealtert.
In seinem Blick kann ich nur Liebe, Angst und völlige Verzweiflung sehen.
Ohne ein Wort zu sagen, werfe ich mich in seine Arme und fange bitterlich an zu weinen.
Ich kann das nicht!Ich kann nicht sagen wie lange es gedauert hat, bis ich mich soweit beruhigt habe, dass ich zwar noch weine aber nicht mehr schluchze.
Ich wische mir mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht und schaue Julien nun zum ersten Mal fest in die Augen.
"Baby, was habe ich falsch gemacht? Du musst doch nicht wegen mir gleich solche Maßnahmen ergreifen." flüstert er mir zu und streichelt mir durchs Haar.
Ich löse mich von ihm und setze mich auf einen der Stühle.
"Kann uns vielleicht jetzt auch mal jemand sagen, was passiert ist?!" mischt sich nun Resa ein.
"Charly hat mir eben ihre Anmeldung von der Schule in die Hand gedrückt. Das ist passiert!" pampt Julien sie aufgebracht an und fährt sich durch die Haare.
"Was?!" rufen Resa und Luke gleichzeitig und schauen mich entgeistert an.
"Ist das dein Ernst?!" fährt Luke mich an.
Warum denkt eigentlich jeder, dass ich das von mir aus tue?!
"Spinnt ihr eigentlich alle?!
Als ob ich das von mir aus tun würde! Das ist die bescheuerte Idee von meinen Eltern! Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass diese beschissene Idee von mir kommt?!" brülle ich alle drei an und schaue sie nacheinander wütend an.
Resa kommt wieder zu mir und streichelt mir über den Rücken.
"Erzähl uns bitte, was passiert ist." bittet sie mich und ich nicke zustimmend.
Dann mal los..."Das können sie doch nicht machen! Du stehst kurz vor deinem Abschluss! Wenn du jetzt die Schule wechselst, musst du das Jahr komplett wiederholen!"
Julien ist außer sich und kann, genau wie Luke und Resa, nicht glauben was er da hört.
"Das weiß ich, aber ich kann sie nicht umstimmen. Ich bin noch nicht volljährig, also können sie das einfach so bestimmen.
Ich schaffe das nicht! Ich kann nicht irgendwo hinziehen ohne euch. Meine Freunde und den Mann den ich liebe!"
Meine Stimme bricht und ich fange erneut an zu weinen.
Julien ist sofort zur Stelle und nimmt mich fest in den Arm.
"Das bekommen wir schon irgendwie hin! Wir kommen dich so oft es geht besuchen oder du uns und wir telefonieren mindestens drei Mal pro Woche!" versucht Resa mich zu trösten, bezweckt damit aber das genaue Gegenteil.
"Resa hat recht! Das schaffen wir. Ich liebe dich und auch wenn du in Zukunft weiter weg wohnen wirst, finden wir einen Weg. Das verspreche ich dir!" redet auch Julien nun auf mich ein.
Ich beruhige mich zwar wieder etwas, aber die Angst und der Schmerz in meinem Herzen, wird immer schlimmer.
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The Teacher who learns to love me
ChickLitAchtung! Auftreten von sexuellen Handlungen! Verbotene Liebe. Oder ist es überhaupt keine Liebe, sondern einfach nur der Reiz an dem Verbotenen? Diese Frage muss sich Charly stellen, als plötzlich ein neuer Lehrer an ihrer Schule auftaucht. Es da...