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Song: Fliegen und Fallen by Puzzle"Und? Wie war's gestern noch mit Romeo?", grinst Nicole mich am nächsten Montag vor der Englischstunde an. Müde lasse ich mich neben sie fallen. Ich hatte die halbe Nacht nicht schlafen können, musste die ganze Zeit an ihn denken. Nach dem Kuss haben wir nicht mehr darüber geredet, doch er hatte die ganze Zeit dieses Grinsen im Gesicht. Dieses Grinsen, das mich um den Verstand bringt.
Ich sage nichts, lächle nur in meine Tasche hinein, aus der ich gerade mein Englischbuch hole. "Komm schon Lu. Ich sterbe vor Neugier.", sieht sie mich flehend an. "Es... Er hat mir seinen Lieblingsort gezeigt, wir haben geredet und ich... hab ihn geküsst." Gegen Ende werde ich immer leiser und leiser. "Was, wirklich?", strahlt Nicole mich an, "Und wie war's?"
"Nur ganz kurz. Es war kaum ein Kuss. Wir haben danach auch nicht drüber geredet. Es war nur ganz... unschuldig."
"Lukas weißt du was?"
"Hm?"
"Du siehst gerade so unfassbar glücklich aus."
"Have you both finally spoken enough?", sieht uns unsere Englischlehrerin böse an. Wann war sie denn hereingekommen? "No, not really. You know, communication is very important", antwortet ihr Nicole, wodurch vereinzelt ein paar Lacher durch die Klasse gehen, doch Frau Baumann dreht sich nur genervt weg. Eigentlich mag sie uns beide, wodurch sie uns nicht wirklich böse sein kann.Während der ganzen Stunde bin ich unkonzentriert. Ich kritzle Jarn in mein Heft, denke an unsere Begegnung nächsten Sonntag, denke an seine geschwungene Nase und an seine vollen Lippen und zeichne ihn erneut. Nicole muss dabei die ganze Zeit schmunzeln und so geht das die gesamte Woche. Sogar meine Eltern fragen mehrmals, ob irgendetwas passiert sei. Sie wissen zwar, dass ich schwul bin und haben damit keinerlei Probleme, doch wüssten sie, dass Jarn Exjunkie, Schulabbrecher und obdachlos ist, würde das ganze Wohl anders aussehen. Ob er überhaupt an einer Beziehung mit mir interessiert wäre? Schließlich hat er ganz andere Probleme, die ich wohl niemals wirklich verstehen könnte. Unsere Welten waren verschieden, vielleicht zu verschieden.
Genervt und bedrückt stelle ich die Stühle hoch. Eher knalle ich sie auf Tisch. "Ist er nicht gekommen?", erkundigt Nicole sich vorsichtig. Sicher hasst er mich. Ich hätte das nicht tun dürfen. Was war ich denn auch für ein Trottel? Wahrscheinlich steht er nicht einmal auf Kerle. Sachte schüttle ich den Kopf. "War es falsch?"
"Das weiß ich nicht Lu."Frustriert kicke ich einen kleinen Stein vor meinen Füßen her. Eigentlich wollte ich nach Hause laufen, doch es hat mich wie durch Magie an Jarns Ort gezogen. Vielleicht war er ja dort.
Die großen Baumstämme sind leer, niemand sitzt auf ihnen. Seufzend lasse ich mich auf den fallen, auf dem er das letzte saß. Würde er überhaupt noch einmal in die Suppenküche kommen?
Ich merke nicht, wie die Zeit vergeht. Erst als die Sonne schon untergegangen ist und meine Mutter mich schon zum dritten Mal anruft, wo ich bleibe, sehe ich wieder auf meine Uhr.
17:58.
Es raschelt etwas im Gebüsch und auf einmal steht Er vor mir. Durch die Dunkelheit erkenne ich sein Gesicht nicht, aber er scheint mich anzulächeln.Ich bekomme kein Wort raus, starre ihn nur an. Mein Herz klopft. Ich will wegrennen.
"Was machst du denn hier?", setzt er sich neben mich. "Ich... Ähm... Ich..."
"Tut mir leid, dass ich heute nicht gekommen bin. Ich hatte Umzugsstress.", unterbricht er mein Gestotter. "Umzug?"
"Ja ich hab' endlich die Sozialwohnung bekommen.", grinst er breit,"Sie ist zwar in Chorweiler, hat nur ein Zimmer, die Wände sind gelb und es riecht nach Katzenpisse, aber ich bin so unglaublich froh, dass ich sie habe. Ich hab' heute mein Zeug aus dem Keller von Marius' Eltern geholt." Er wirkt unfassbar glücklich, als würde von nun an alles besser werden, als würde nun sein neues Leben beginnen.
"Wow, das ist toll.", grinse ich, doch habe noch immer dieses merkwürdige Gefühl im Bauch. Wieso ignoriert er den Kuss? "Jetzt kann es nur noch bergauf gehen. Nach Weihnachten hab' ich den Termin beim Arbeitsamt." Soll ich es wagen?
"Muss es mir leid tun?"
"Was?", sieht er mich aufmerksam an.
"Der Kuss."
Er seufzt, sieht auf den Rhein hinaus. "Weißt du Lukas, mein Leben ist gerade so kompliziert. Ich weiß nicht, ob das gut für dich wäre. Du machst doch jetzt dein Abi. Aus dir muss was werden. Ich stehe dir da viel zu sehr im Weg."
"Was redest du denn da?" Wie kann er nur an sowas denken? "Es ist doch die Wahrheit Lukas. Es... Ich..."
Wieder kann ich ihn nicht ausreden lassen. Ich will nicht, dass er so etwas denkt. Ich will, dass er weiß, wie gern ich ihn habe.
Ein zweites Mal lege ich keine Lippen auf seine und diesmal erwidert er. Ich kann nicht anders als zu grinsen. Auch er tut es, seufzt dabei ein wenig.
"Vielleicht stehst du dir einfach selbst im Weg Jarn.", flüstere ich leise, worauf er kurz lachen muss. "Aus dir kann noch was werden. Du musst nur an dich glauben."
"Sagst du das zu jedem komischen Penner, den du küsst?", lächelt er verschmitzt. "Nur zu machen."Schnell gehen wir nebeneinander her; er will mir seine Wohnung zeigen. Ich hasse es, nachts in Chorweiler zu sein, doch bei ihm fühle ich mich irgendwie sicher. Meiner Mutter habe ich gesagt, ich würde bei Nicole schlafen, denn es ist schon nach 22 Uhr. Jarn trägt einen Karton mit Tellern und Besteck mit sich, der am Straßenrand mit einem "Zu Verschenken"-Schild stand. "So viel Glück muss man erst einmal an einem Tag haben.", lächelt er noch immer. Irgendwie machtes mich glücklich, ihn so fröhlich zu sehen.
„Hast du eigentlich noch Kontakt zu deinen Eltern?" Diese Frage liegt mir schon ewig auf der Zunge. Ich weiß nicht einmal wieso.
"Ich hab' sie nur einmal in der Stadt gesehen, nachdem sie mich rausgeschmissen haben. Sie sind einfach an mir vorbei gelaufen und haben so getan, als würden sie mich nicht kennen." Genau in diesem Moment tat er mir mehr leid als je zuvor. Ich könnte mir nie vorstellen, so von meinen Eltern behandelt zu werden. "Das ist scheiße."
"Weißt du,", seufzt er, "ich hab damit abgeschlossen. Die beiden sind für mich einfach nur noch zwei Menschen, die ich einmal geglaubt gekannt zu haben. Sie sind mir nicht mehr wichtig. Wieso sollte ich mich für Leute interessieren, die mich fallen gelassen haben, als ich sie am Meisten gebraucht hätte?"*hust* Mein Vater *hust*
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My homeless Romeo [BoyxBoy]
Teen Fiction"Vielleicht stehst du dir einfach selbst im Weg.", flüstere ich leise, worauf er kurz lachen muss. "Aus dir kann noch was werden. Du musst nur an dich glauben." "Sagst du das zu jedem komischen Penner, den du küsst?", lächelt er verschmitzt. "Nur zu...