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Song: Unsteady by X Ambassadors

"Fahren wir an Weihnachten eigentlich zu Oma?", stochere ich nervös in meinem Abendessen herum. Ich habe mir etwas überlegt. Ich will nicht, dass Jarn Heiligabend alleine verbringen muss. Das ist viel zu grausam. Zwar hat er mir erzählt, dass ihn Marius' Eltern für den 25. eingeladen haben, jedoch wird er an Weihnachten wohl alleine bleiben müssen. "Ich hol sie mittags ab. Wir feiern hier. Deine Tante und Alex kommen auch.", antwortet mir mein Vater, nachdem er sein Glas abgesetzt hat. "Weil ich... hatte eine Frage." Gott, war ich nervös.
Meine Eltern und auch meine Schwester sehen mich aufmerksam an. Unruhig kratze ich mich am Nacken. "Und zwar, ähm, hab ich seit kurzem 'nen Freund."
"Wirklich? Wer? Kennst du ihn aus der Schule?", grinst meine Mutter breit. Sie freut sich immer so sehr für mich und meine Schwester, wenn uns etwas Gutes passiert. Das ist wahrscheinlich der größte Punkt, warum sie eine so tolle Mutter ist.
"Ist es Jakob aus der Elften?", grinst meine kleine Schwester Relia mich mit großen Augen erschrocken an. Sie geht momentan in die Zehnte, ist also genau in dem Alter, indem man sich auf einmal so unglaublich erwachsen fühlt. "Wie kommst du denn jetzt darauf?"
"Es gibt Gerüchte, dass er auf dich stehen würd'. Das ist richtig offensichtlich."
"Das kommt doch nur von irgendwelchen Idioten, die es witzig finden jemanden als schwul zu bezeichnen."
"Nein, ich hab' genau gesehen, wie er dir immer auf den Arsch glotzt, wenn du an ihm vorbei läufst und..." Mein Vater sieht sie ernst an, worauf sie aufhört zu sprechen und eingeschüchtert auf ihren Teller sieht. "Also...Es ist nicht Jakob aus der Elften. Er muss Weihnachten alleine verbringen, weil er sich total mit seinen Eltern verkracht hat und deshalb hab' ich gedacht, dass er vielleicht mit uns feiern könnte."
Noch immer nervös beiße ich mir auf die Zähne und wippe aufgeregt mit dem Fuß. "Das... Das ist etwas kurzfristig Lukas. Hättest du das nicht früher fragen können?", fragt meine Mutter mit ihrer typisch sanften Stimme und sieht mich etwas überrumpelt an, "Wer ist er denn überhaupt?"
"Sein Name ist Jarn. Er ist Neunzehn und ich kenn' ihn aus der Suppenküche."
"Oh, arbeitet er denn auch dort?", sieht sie erfreut die Brauen hoch. "Nein, er... er geht dort hin zum Essen."
"Warte... Du willst uns gerade ernsthaft sagen, dass du mit einem Penner zusammen bist?", spricht mein Vater ruhig, doch ich kann genau spüren, wie er droht auszubrechen wie ein Vulkan. Er ist sehr emotional. Manchmal ist das ein ziemlicher Nachteil. Nur in Bruchsekunden kann er wütend, traurig und glücklich werden.
"Er ist kein Penner! Er bemüht sich gerade um 'nen Job. Bald findet ersicher einen. Er hat wirklich schlimme Dinge durchge..."
"Natürlich kann er mit uns feiern.", unterbricht meine Mutter mich, woraufhin wir sie alle drei etwas ungläubig ansehen. "Weihnachten ist das Fest der Liebe. Da wird niemand alleine gelassen. Ich würde ihn gerne kennenlernen.", grinst sie breit. Meine Mutter war schon immer eine so gutmütige Frau. Sie versucht stets das Positive in den Menschen zu sehen. Breit grinsend atme ich kurz erleichtert aus. "Danke."
"Das ist doch selbstverständlich. Erzähl' irgendwas über ihn, ganz egal was, Hauptsache irgendwas. Ich bin so neugierig"
"Er ist ziemlich musikalisch. Er spielt Gitarre."
"Uh, kann er sie dann mitbringen an Weihnachten und ein bisschen spielen?", fragt Relia aufgeregt. Jetzt schon scheint sie total begeistert von ihm zu sein. "Ich denke schon."

"Dein Anruf ist wirklich mein Highlight des Tages.", höre ich seine Stimme durch den Hörer und kann quasi spüren, wie er grinsen muss. Auch das bringt mich zum Lächeln. Er klingt etwas krank, als hätte er zu lange in der Kälte gesessen. "Ich hab'ein Angebot für dich."
"Ach ja?"
"Ich will nicht, dass du an Weihnachten alleine sein musst. Du kannst mit uns feiern." Kurz bleibt es still.
"Danke, aber glaubst du, dass das so eine gute Idee ist? Schließlich... Ich..."
"Ich hab' schon mit meinen Eltern geredet. Meine Mutter freut sich sogar schon riesig dich kennenzulernen."
"Hast du ihnen denn auch von meiner Lage erzählt?" Er wirkt recht misstrauisch und ängstlich. "Ja. Also ich hab' zwar recht viel weggelassen, aber ja." –seine Junkievergangenheit.
"Oh ich weiß nicht Lu. Was, wenn sie mich nicht mögen? Ich will dir nicht dein Weihnachtsfest zerstören. Dir ist dieses Familienzeug doch so wichtig."
"Dann gehen wir eben einfach in mein Zimmer, wenn es scheiße wird. Mein Weihnachten wäre nur zerstört, wenn ich die ganze Zeit zu Hause sitzen und mich fragen müsste, wie es dir geht. Ich will dich dabei haben Jarn."
"Okay.", seufzt er, "Wir können es versuchen."

Wollt ihr, dass ich diesen Jakob in die Story mit reinbringe? Ich hätte da ein paar nice Ideen^^

My homeless Romeo [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt