Als ich wieder zu Hause ankomme, rufe ich Jarn an, doch es dauert eine kurze Weile, bis er rangeht. „Hi sorry, ich hab' gerade geduscht.", meldet er sich keuchend. „Alles gut. Stör ich gerade?"
„Nein, nein. Ich wollte sowieso gerade aufhören. Geht's dir denn gut?" Eines der Dinge, die ich so an ihm mag ist, dass er diese Frage wirklich ernst meint und sie nicht wie andere einfach nur aus Höflichkeit stellt. „Ja, ich war gerade mit Freunden essen und wurde komplett über dich ausgefragt." Ich muss sofort grinsen. Auch wenn es dumm klingt, aber ich mag diese Verliebtheit, trotz der ganzen Probleme.
„Wir haben noch gar nicht so richtig über gestern Nacht gesprochen." Ich kann quasi hören, wie auch er lächeln muss und komischerweise werde ich dieses Mal nicht rot, wie es sonst immer der Fall ist, wenn jemand das Thema Sex anspricht. Verträumt schmeiße ich mich auf mein Bett.
„Viele finden ihr erstes Mal ja meistens nicht so...", beginnt er, doch ich unterbreche ihn: „Es war wirklich schön. Vielleicht war es ja nicht perfekt, das kann ich nicht sagen, aber das ist doch auch nicht so wichtig, oder?"
„Perfekte Sachen kann man nicht mehr verbessern. Dann war das doch gut so, denkst du nicht?"
„Das stimmt wohl.", grinse ich wieder. „Dann müssen wir das wohl wiederholen."
„Hoffentlich nicht nur einmal."„Oh Gott, was soll ich nur anziehen?", steht Jarn verzweifelt vor meinem Kleiderschrank. Es istder 31. Dezember. Ich schaue an mir herunter: Schwarzes T-Shirt und Jeans.
„Es ist doch gar nicht so wichtig, was du anhast."
„Natürlich ist das wichtig!", wird er schon ein wenig hysterisch. „Jetzt hab'dich mal nicht so. Die werden dich schon nicht verurteilen, wenn du kein Nike und Adidas trägst.", liege ich auf meinem Bett und schaue dabei zu, wie er jedes einzelne Kleidungsstück, das ich besitze aus meinem Schrank schmeißt, nachdem er es sich kurz vor den Körper gehalten und sich dabei im Wandspiegel gemustert hat.
„Deine Jeans sind mir alle zu groß. Wie kann man nur so lange Beine haben?", meckert er. „Tut... mir leid? Lass doch deine Jeans an."
„Die hat aber so viele Löcher."
„Das ist doch gerade in.", lache ich. „Jetzt mach dich nicht über mich lustig. Meine Schuhe sind auch nicht in Ordnung...", Er trägt blaue No Name Sneaker. „Haben dort nicht alle Nikes an?"
„Na und? Meine sind auch von H&M."
„Und meine sind aus der Spendenbox vom Auffanglager für obdachlose Jugendliche!"
„Das ist doch egal.", versuche ich ihn zu beruhigen.
„Mir ist das nicht egal."
Rasch stehe ich auf und hole ein Paar schwarze Converse, die mir ein wenig zu klein sind aus dem Schrank. „Die hier müssten dir passen." Aus dem riesigen Kleiderberg krame ich ein einfaches, weißes T-Shirt mit V-Ausschnitt, „Damit kann man nie was falsch machen." Und einen schwarzen Hoodie der Band Heisskalt. „So. Zieh das an."
„Und wenn mich jemand nach deren Musik fragt? Ich kenne die Band nicht gut genug.", schaut er nervös zu mir hinauf.
„Das wird niemand. Das sind alles Musikbanausen."
„Danke,", lächelt er mich an und gibt mir einen liebevollen Kuss „für alles." Vorsichtig, aber doch recht schnell wird dieser intensiver. Die Klamotten lässt Jarn einfach auf den Boden fallen, legt die Hände stattdessen an meinen Hals und muss lächeln. „Ich seh' es schon kommen. Nächstes Jahr wird alles wieder besser.", flüstert er gegen meine Lippen. Es ist erstaunlich, wie schnell sich seine Stimmung ändern kann.
Gerade, als ich Jarn wieder küssen will und ihm an den Hintern fasse, klopft es auf einmal an der Tür und ohne auf eine Antwort zu warten, kommt meine Mutter in mein Zimmer gelaufen. Schnell weichen wir voneinander, doch natürlich bemerkt sie genau, was gerade passiert ist. „Ich... ähm... wir gehen jetzt dann los.", fixiert sie mich mit ihrem Blick. „Habt viel Spaß auf der Party, trinkt nicht zu viel und...", sie stockt auf einmal, als sie das Chaos in meinem Zimmer bemerkt „räumt das noch weg. Das sieht ja schrecklich aus."
„Klar Mama, machen wir noch.", kratze ich mich nervös am Hinterkopf, während Jarn sich mehrere Kleidungsstücke auf den Arm wirft, damit er nicht nur peinlich berührt in meinem Zimmer herumsteht. „Euch auch noch viel Spaß"An der U-Bahnstation treffen wir uns mit Nicole. „Siehst schick aus Jarn.", grinst sie ihn an. Er schaut beleidigt zu mir, da ich ihr erzählt habe, dass er so aufgeregt ist.
Trotz Protest seinerseits bezahle ich für Jarn das Ticket und wir fahren Richtung Innenstadt. Es ist schweinekalt draußen und es sind schon einige an-bis betrunkene Partygänger auf den Straßen unterwegs. Jarn raucht neben mir. Ich nehme seine Hand und laufe dicht neben ihm, während Nicole ausgelassen nebenher schlendert und den neusten Tratsch aus der Schule erzählt.
„Lu, heute bekommen wir das mit Erik und Nina hin. Ganz sicher.", lächelt sie, nachdem sie einmal an Jarns Zigarette gezogen hat. „Und wie wollt ihr das schaffen?", fragt Jarn interessiert. „Betrunken ist Nina unberechenbar."
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My homeless Romeo [BoyxBoy]
Teen Fiction"Vielleicht stehst du dir einfach selbst im Weg.", flüstere ich leise, worauf er kurz lachen muss. "Aus dir kann noch was werden. Du musst nur an dich glauben." "Sagst du das zu jedem komischen Penner, den du küsst?", lächelt er verschmitzt. "Nur zu...