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Song: We Might Be Dead By Tomorrow by Soko

Er lehnt sich ein wenig vor, küsst mich immer inniger, baut etwas mehr Druck auf und ich lege mich fast komplett auf den Boden, stütze mich nur noch mit meinen Ellenbogen ab. „Hast du eigentlich schon? Willst du überhaupt?", stoppt er auf einmal, leicht außer Atem. „Nein, aber ich will es, wirklich, jetzt mit dir."
„Geht dir das nicht zu schnell?"
„Ich werd' in drei Monaten Achtzehn. Ich glaube, ich hab' schon lange genug gewartet.", grinse ich und küsse ihn wieder. Es war wirklich zum Verrücktwerden, zu sehen, wie alle im Freundeskreis langsam mehr und mehr Erfahrungen sammeln und man selbst immer die Jungfrau bleibt.
„Ich will nur nicht, dass du dich in irgendwas reinstürzt. Dann sag, wenn dir irgendwas zu viel wird okay?"
„Ja, aber warum bist du denn so besorgt?" Kurz muss er seufzen, setzt sich wieder normal hin. „Weißt du, bei mir war das damals einfach total beschissen und ich will nur, dass es dir gut geht."
„Du bist süß,", grinse ich, „a-aber willst... willst du oder soll ich...". Er zieht die Brauen fragend hoch. „Also wer von uns beiden soll?... ja. Ich meine... tut es sehr weh?"
„Du wirst ja ganz rot.", lacht er leise. Gott war das unangenehm darüber zureden. „Entscheide du das, ist mir egal und es ist schon schmerzhaft, aber mangewöhnt sich daran. Dann verschwindet auch der Schmerz."
Beide Gedanken machen mir irgendwie Angst. Ich küsse ihn einfach, das wird sichschon noch ergeben, irgendwie, hoffentlich.
In den Kuss hinein grinsend nimmt er mein Gesicht in beide Hände, steht langsam auf. „Der Boden ist nicht gerade bequem.", flüstert er, bevor er sachte meinen Hals küsst, die Küsse jedoch immer feuchter und verlangender werden. Ich nehme meine Hände an seine Seite, an seinen viel zu dicken Pulli, während sich seine Hände tief auf meinen Rücken unter mein Hemd, welches ich eigentlich nur wegen meinen Großeltern angezogen habe, graben.
Wieder küssen wir uns und ich ziehe ihn näher an mich heran, bis es quasi nicht mehr näher geht. Schritt für Schritt nähern wir uns seinem Bett.

Er drückt mich ein wenig runter, setzt sich breitbeinig auf meinen Schoß. Vorsichtig knöpft er jeden Knopf meines Hemdes einzeln auf, während ich seinen Hals küsse. Ich weiß nicht, ob ich das richtig mache, aber ihm scheint es zu gefallen. Unsere Nasen schmiegensich aneinander als er mir das Hemd abstreift. Seine ist viel kleiner als meine, zarter, feiner.
„Ich liebe dich Lukas.", flüstert er grinsend. „Ich liebe dich auch.", ziehen sich auch meine Mundwinkel nach oben, doch als sich seine Hände unter meinen Hintern schieben, bekomme ich wieder Panik. „Können wir es bitte bei... anderen Sachen belassen?"
Ich weiß nicht, warum ich das gesagt habe, vielleicht war ich wirklich noch nicht bereit dafür.
„Ich mache nichts, was du nicht willst, versprochen."
„Du bist so toll, weißt du das?", lache ich leise, wahrscheinlich vor Erleichterung, als er sich seinen Hoodie über den Kopf zieht und küsse ihn wieder sofort. „Ja.", schmunzelt er in den Kuss hinein. „Idiot."
Als er sich küssend meinen Oberkörper hinunterbeweget, dabei meinen Gürtel öffnet, überzieht meinen Körper eine Gänsehaut. Ein wenig setze ich mich wieder auf und hebe meinen Hintern, sodass er mir die Jeans leichter ausziehen kann, doch ich kann doch nicht nur so einfach tatenlos rumsitzen. Leicht fordernd ziehe ich seinen Kopf am Nacken zu mir heran und küsse ihn wieder, spüre dabei seinen halbsteifen Penis an meinem Oberschenkel.
Wieder liegt er auf mir, küsst mich und streicht mir derweilen über die Seiten. „Ist das wirklich okay?", fragt erwieder, während ich ihm die Jogginghose und Boxershorts abstreife.

„Gehst du morgen wieder in die Suppenküche?", flüstert er und schmiegt sich lächelnd an mich. „Oh Mist, hab' ich ganz vergessen." Auf einmal klingelt mein Handy. Jarn stöhnt genervt auf, während ich es aus meiner Jeanstasche fische.
„Hey Mama.", muss ich mich anstrengen, nicht zu lachen. Es kommt mir zu absurd vor, hier nackt neben meinem Freund zu liegen und gleichzeitig mit meiner Mutter zu telefonieren.
„Kommst du heute noch nach Hause? Du hast nicht Bescheid gesagt."
„Tut mir leid. Ich denke ich werd' bei Jarn schlafen."
„Ist alles in Ordnung? Du klingst so komisch." Er muss plötzlich lachen, da ich rot werde.
„Jaja, alles gut.", lache auch ich.
„Okay... Wir sehen uns dann morgen. Ich hab' dich lieb.", antwortet sie etwas skeptisch.
„Ja, ich dich auch." Schnell lege ich auf.
„Du Idiot!", lache ich laut auf und werfe ein Kissen nach Jarn, doch er ist schon daran, aufzustehen und sich seine Boxershorts wieder anzuziehen. „Ich mache mir 'nen Tee. Willst du auch einen?"
„Ja, gerne.", grinse ich und er verschwindet in die Küche. Kurz sehe ich nachdenklich an die Decke. Auch wenn diese Wohnung unfassbar zwielichtig, klein und abgenutzt ist, fühle ich mich doch so wohl und zuhause hier. Vorsichtig ziehe ich mir meine Unterhose über die Beine und Jarns Pulli über den Oberkörper, welcher so verdammt gut nach ihm riecht.

Barfuß laufe ich über den Teppichboden ins Badezimmer. Etwas Schimmel hängt an der Ecke über derkleinen Dusche. Nachdem ich kurz auf der Toilette war und mir nun etwas klares Wasser ins Gesicht spritze, fällt mir ein kleines, braunes Medikamentenfläschchen auf. „Methadon 10mg/ml", steht auf dem weißen Etikett und starrt mich quasi an, denn ich weiß ganz genau, was das zu bedeuten hat.
Mit langsamen, zittrigen Schritten gehe ich Richtung Küche. Jarn ist gerade dabei, das kochende Wasser aus dem Topf in die Tassen zu füllen. „Solche Wasserkocher sind wirklich unnötig.", grinst er, doch als er die Flasche in meiner Hand erblickt, verschwindet sein Lächeln sofort. „Wieso kramst du in meinen Sachen rum?"
„Es stand einfach so im Bad. Ich... Ich dachte, du seist clean."
„Das bin ich doch fast auch.", antwortet er etwas verzweifelt, „Meine Dosierung ist inzwischen so gering und das... das ist doch nur ein Medikament." Methadon ist ein schmerzstillendes Medikament. Es wird zum Heroinentzug verwendet, wirkt quasi genauso, nur ohne den Rausch, jedoch genauso süchtig machend. Kurz herrscht Stille zwischen uns, unangenehme Stille.
„Wieso hast du mich angelogen?" Ich bin nicht wütend, eher traurig oder enttäuscht, weiß nicht genau, was ich denken soll. Vorsichtig setze ich mich auf den Klappstuhl am kleinen Tisch. „Ich wollte einfach, dass du mich magst und dass du nicht irgendwie zurückschreckst.", seufzt er, fährt sich durch die zerzausten Haare. „Du hättest nicht lügen müssen."
„Inzwischen weiß ich das auch. Es ist nur so, dass diese ganzen kalten Entzüge, die alle so verdammt beschissen waren, am Ende nichts gebracht haben und ich mich deswegen an manchen Tagen so dumm und schwach und wie der größte Versager fühle und ich weiß selbst, dass die Methadontherapie vielleicht nicht die Beste ist, aber ich will einfach nur noch clean sein."
„Du schaffst das schon.", stehe ich wieder auf und nehme seine Hand, „Wir schaffen das zusammen."


My homeless Romeo [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt