Jakob wohnt im dritten Stock. Schon als wir das Treppenhaus hinaufsteigen, wummert der Bass der Musik leicht durch die Wände. Auf einmal drückt Jarn meine Hand ein wenig fester und seine ist schwitzig. „Keine Sorge, das wird schon.", lächle ich ihn an, obwohl ich zugegebenermaßen auch ein wenig nervös wegen Jakob bin. Hoffentlich stimmt es nicht, was Nicole und meine Schwester erzählen.
Er steht bereits im Türrahmen, einen Plastikbecher mit Bier in der Hand, die schlaksigen, langen Beine überkreuzt. „Schön, dass ihr kommen konntet.", umarmter Nicole und lächelt dann mich mit seinen weißen Zähnen an. Dabei bemerke ich, dass er so etwas wie Glitzer an den Wangenknochen hat. Er gibt mir einen fahrig brüderlichen Handschlag, was sehr untypisch für ihn ist, und grinst auch mich an. „Ähm... Das ist Jarn, mein Freund.", stelle ich diesen vor. Gerade hat er noch etwas hinter mir gestanden, doch tritt jetzt vor mich, um Jakob die Hand zu schütteln.
„Jan?", fragt Jakob nach.
„Nein, Jarn." Kurz herrscht Stille. „Danke, dass ich auch kommen durfte."
„Ja, natürlich... kein Ding."Jakob zeigt uns das Zimmer seines Bruders, in dem wir unsere Jacken ablegen können. Auf dem Bett liegt bereits ein großer Haufen. „Ich schau' mal, ob Erik und Nina schon da sind.", verkündet Nicole und ist sofort aus dem großen, blau gestrichenen Zimmer verschwunden.
„Tief durchatmen. Das wird schon.", streiche ich Jarn beruhigend um die Schultern.
„Wenn dieser Jakob dich anmacht, dann mach' ich ihn kalt." Er sagt das so völlig ohne erkennbaren Sarkasmus, dass man fast denken würde, er meine das ernst.Obwohl es noch nicht einmal Neun ist, sind schon jede Menge Leute da, viele aus meiner Schule, doch auch einige, die ich überhaupt nicht kenne. Jakobs Wohnung ist riesig, hat sogar einen zweiten Stock. Seine Eltern müssen Unmengen verdienen, wenn sie sich so etwas so nah am Stadtzentrum leisten können. In der Küche und im Esszimmer spielen Leute Bierpong, im Wohnzimmer Fifa, auch steht dort ein Billardtisch, es wird getanzt, überall in der Wohnung sind Menschen verteilt, unterhalten sich und trinken. Als wir an einer geschlossenen Tür vorbeilaufen, riecht es aus dieser heraus ziemlich verdächtig nach Gras.
„Geht das für dich klar?", blicke ich kurz zu Jarn. „Hast du jemals in meinen Hausflur gerochen?", lacht er „Der Kerl in der Wohnung über mir kifft Tag undNacht."Dauernd begrüßt mich jemand. Manche von ihnen fragen nach Jarn, andere ignorieren ihn einfach. Zwar ist es an der Schule bekannt, dass ich schwul bin, doch die meisten wirken dann doch recht distanziert ihm gegenüber.
„Wollen wir uns was zu trinken holen und Nicole suchen? Dann stehen wir wenigstens nicht so dämlich im Gang rum?", fragt er schließlich, nachdem Anna, ein Mädchen aus meine Jahrgang ihn überhaupt nicht beachtet hat. Vielleicht lag das jedoch daran, dass sie heute Abend bereits jetzt schon definitiv zu viel getrunken hat.
In der Küche treffen wir auf Erik, der mit einem mir unbekannten Jungen im Team Bierpong spielt. „Hey Lu! Schau mal, wir haben schon total abgeräumt!", ruft er mir von Weitem zu. Tatsächlich stehen auf der gegnerischen Seite nur noch zwei Becher, während die Eriks und des fremden Kerls noch voll besetzt sind. Schnell kommt er zu uns hinüber gehuscht, während das andere Team mit Werfen dran ist. Er umarmt mich brüderlich und reicht dann Jarn seine Hand. „Hi, ich bin Erik.", grinst er. „Hey.", lächelt auch mein Freund, da endlich jemand wirklich freundlich zu ihm ist „Lukas hat erzählt, ihr hättet ihn über mich ausgefragt."
„Er hat geredet wie 'n Wasserfall." Ich werde etwas rot, als Jarn schmunzelnd zu mir hinübersieht.
„Hast du Nici und Nina gesehen?", frage ich dann Erik, um das Thema zu wechseln. „Die sind in's obere Wohnzimmer gegangen, glaube ich."
„Hier gibt's zwei Wohnzimmer?", zieht Jarn erstaunt die Brauen hoch. „Ja,Jakobs Vater ist plastischer Chirurg oder so.", kratzt Erik sich am Hinterkopf.
„Erik! Komm mal wieder her! Ich verlier' hier ohne dich!", ruft sein fremder Mitspieler ihm zu, einen Plastikbecher in der Hand. „Naja, die Pflicht ruf. Ich komm' dann auch gleich in's Wohnzimmer."
Jarn und ich wenden uns der Bar zu, auf welcher definitiv viel zu viele und viel zu teure Getränke stehen. „Trinkst du eigentlich noch Alkohol? Ich hab' dich das nie gefragt.", fällt mir auf einmal auf. „Ich denke ein bisschen ist schon in Ordnung. Ich sollte nur nicht betrunken werden. Der Mischkonsum mit dem Methadon ist nicht gerade der Hammer.", antwortet er und schenkt sich eine wirklich sehr dünne Weinschorle ein. Die Wendeltreppe führt direkt in das obere, riesige Wohnzimmer. Auf den ersten Blick scheint es dreimal so groß wie Jarns komplette Wohnung zu sein. Hier ist die Musik um Einiges leiser gestellt. Die Leute unterhalten sich und spielen Tischkicker. Im großen Fernseher läuft lautlos Dinner for One.
Nicole und Nina sitzen an einem Ende der großen Eckcouch und unterhalten sich lachend. Jakob steht gerade mit drei anderen am Tischkicker und schielt zu uns hinüber. Nina winkt mir freudig zu, als sie uns entdeckt und lächelt auch Jarn an. Wir begrüßen uns freudig und setzen uns dazu. „Über was habt ihrgeredet?", frage ich. „Ach, nur Mädchenkram.", wird Nina auf einmal rot, während Nici wortlos mit ihren Lippen „Erik" formt. Als hätte man ihn gerufen, kommt dieser auch nur wenige Sekunden die Treppe hoch gehechtet. Ohne weitere Worte setzt er sich vor uns auf die Couch auf den Boden. „Habt ich gewonnen?", fragt Jarn grinsend. „Natürlich. Es ist unmöglich, gegen mich im Bierpong zu gewinnen.", lacht er. Das ist, wie ich es schon am eigenen Leibe erfahren musste, leider wahr. „Wir können ja nachher noch 'ne Runde spielen.", schlägt Erik vor und nippt an seiner Bierflasche. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist."
„Komm schon Lu, seit wann bist du denn so 'ne Spaßbremse?"
„Seit ich das letzte Mal Zwei zu Zehn verloren habe.", lächle ich ihn süß an. „Du weißt doch, dass unser Lukas ein schlechter Verlierer ist.", legt Nicole lachend ihren rechten Arm um mich. Kurz schiele ich zu Jarn hinüber und auch er muss grinsen. Es ist nicht erzwungen, wie es bisher diesen Abend war, sondern aufrichtig glücklich.„Lasst uns doch Ich hab' noch nie spielen!", schlägt Erik auf einmal vor. „Was hast du eigentlich immer mit deinen Trinkspielen?", fragt Nina lachend. Jarn pult ein wenig nervös an seinen Fingernägeln herum. „Das ist doch was für Vierzehnjährige.", nuschelt er. „Und für Junggebliebene!", erwidert Erik.
„Das ist doch...", beginne ich, doch werde gleich von ihm unterbrochen: „Ich hatte noch nie Sex!" Alle bis auf Nina trinken, Jarn einen besonders kleinen Schluck. Er ist der nächste im Uhrzeigersinn, weshalb ihn alle erwartend ansehen. „Ähm... Ich hab' noch nie...", kurz überlegt er „eine Frau geleckt." Erik und Nicole trinken, doch dieser verschluckt sich vor Lachen. „Echt jetzt?"
„Tja, du weißt eben nicht alles von mir.", grinst sie verschmitzt. Ich bin ander Reihe. „Ich hatte noch nie einen Dreier." Alle sehen wir zu Jarn, welcher als Einziger trinkt.Mit jeder Runde schleicht sich mehr und mehr ein unangenehmes Gefühl bei mir ein, denn Jarn muss so gut wie bei jeder Frage trinken.
Juhu, ein neues Kapitel! Ich versuche jetzt, jedes Wochenende etwas hochzuladen, da ich das alles in den letzten Monaten etwas hab schleifen lassen. Und was denkt ihr? Wird es noch Stress geben? ;)
DU LIEST GERADE
My homeless Romeo [BoyxBoy]
Teen Fiction"Vielleicht stehst du dir einfach selbst im Weg.", flüstere ich leise, worauf er kurz lachen muss. "Aus dir kann noch was werden. Du musst nur an dich glauben." "Sagst du das zu jedem komischen Penner, den du küsst?", lächelt er verschmitzt. "Nur zu...