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Songs: Hero by Family of the Year
Dezemberluft by Heisskalt

Wirklich alle sind nett zu ihm. Es herrschen keinerlei Vorurteile oder blöde Bemerkungen. Relia ist richtig angetan von ihm. Schmunzelnd beobachtet sie uns beide. Es ist fast schon etwas unangenehm.
Wie jedes Jahr gibt es Dampfnudeln und als Vorspeise Kartoffelsuppe.
"Das ist wirklich das Beste, was ich je gegessen habe.", lobt Jarn meine Großmutter, welche ihm ein herzliches Lächeln darauf schenkt. "Dankesehr."
Unter dem Tisch halten wir Händchen und ihr könnt mir glauben, es ist unglaublich schwierig nur mit Links zu Essen. Stumm muss er darüber lachen.
"Lukas hat erzählt, dass du Musiker bist?", fragt mein Vater interessiert nach. Auch er hat sich irgendwie mir Jarns Lage einigermaßen zu Frieden gegeben. Es scheint fast sogar so, als würde er ihn mögen. "Naja, ich würd's jetzt nicht als 'Musiker' bezeichnen. Ich spiel' halt auf der Straße'n bisschen Gitarre.", wird er etwas rot. Das ist niedlich. "Du hast sie doch dabei. Kannst du uns nachher vielleicht was vorspielen?", himmelt Relia ihn an. Sie hatte schon immer eine Schwäche für Gitarrenspieler.
Breit muss ich grinsen, während Jarn Hero von Family of the Year spielt.

Let me go
I don't wanna be your hero
I don't wanna be your big man
I just wanna fight with everyone else

Er wirkt so glücklich. Verträumt summe ich mit. "Er ist wirklich toll.", flüstert mir meine Mutter zu, umarmt mich sachte und küsst mich auf die Stirn. Noch breiter muss ich grinsen, was er wohl zu bemerken scheint, denn auch er strahlt mich an.
"Zugabe!", jubelt meine Tante nach den Abschlusstönen und wir alle beginnen zu lachen.

Während der Bescherung lässt er sich neben mich auf's Sofa fallen und legt den Arm um mich. Ich habe meine Eltern gebeten, mir dieses Jahr weniger zu schenken. Ich will nicht, dass er sich irgendwie schlecht fühlt.
"Ich hab' was für dich.", grinse ich uns ziehe ein kleines Päckchen hinter meinem Rücken hervor. „Du... du musst mir nichts schenken.", reißt er die Augen etwas auf. „Na mach schon auf."
Neugierig packt er es aus. "Ich hab' schon seit Jahren keine Geschenke mehr bekommen.", freut er sich wie ein kleines Kind, ist jedoch unglaublich bedacht darauf, die Verpackung nicht kaputt zu machen.
Noch weiter öffnen sich Augen. "Oh Gott bist du toll! Das ist richtig schön, danke!", schmeißt er die Arme um mich und küsst mich schnell und hektisch mehrmals auf die Wange. Es ist ein Notizbuch. Auf das Cover habe ich das einzige Bild, das bisher von uns beiden zusammen besteht, geklebt. Nicole hat es letzten Sonntag gemacht. Ich wollte ihm nichts Teures schenken. Ich will nicht, dass er sich irgendwie schuldig fühlt.
Ein kleiner Zettel liegt dem Geschenk bei:
Für deine Bestsellerbiografie. In Liebe,Lukas.

"Dein Geschenk bekommst du nachher, wenn wir alleine sind.", flüstert er und prompt werde ich rot. Ach du Scheiße.
Noch lange sitzen wir einfach zusammen. Meine ganze Familie redet miteinander, während wieder kitschige Weihnachtsmusik im Hintergrund läuft. Ich liebe diese besinnliche Stimmung. Jarn hat sich auf der Couch an meine Schulter gekuschelt.
"Das ist das beste Weihnachten aller Zeiten, danke Lukas.", murmelter müde, wirkt dabei ziemlich erschöpft, "Deine Familie ist so nett."
Warm lächelt meine Mutter uns an. Er hat recht. Ich habe unglaubliches Glück mit meiner Familie.

"Geht doch schon mal ins Bett, wenn er so müde ist.", rät sie uns, worauf wir beide langsam aufstehen. "Ich wollte mich nochmal für das Fest und für das Essen bedanken. Es war wirklich wundervoll, danke.", sieht er in die ganze Runde. Er versprüht so eine glückliche Aura, seine Augen leuchten so sehr, wie ich sie noch nie bei ihm gesehen habe. "Schlaft gut Jungs."

Müde lässt er sichauf mein Bett fallen, nimmt jedoch lächelnd seine Gitarre zur Hand. "Was wird das jetzt?", frage ich neugierig und setze mich auf meinen Schreibtischstuhl. "Ich kann dir ja nichts kaufen als Geschenk. Deshalb hab ich 'nen Song geschrieben." Meine Augen werden groß. "Was, wirklich?" Oh Gott ist er süß. Vorsichtig beginnt er zu spielen:

Ich kann es nicht fassen, das kann nich' real sein
und wenn doch, wie kann es nur allen egal sein.
Alles dreht weiter und keiner, so scheint mir,sieht zu.

Und ich will so vieles fragen
so viel mit dir teilen.
Ich habe so viel zu sagen
bleib' stumm, statt zu schreien.
Blicke sprechen Bände
doch keiner, so scheint mir, hört zu.

Und zwischen Liebe und Tränen und Träumen
erhasch' ich den letzten Kuss von dir.
Zwischen Menschen und Koffern und Säulen
erhasch' ich den letzten Blick von dir.

Und ich atme die kalte Dezemberluft und bin leer.

Ich will dich fassen, will in dir versinken
sei meine Droge, will mich an dir betrinken
will alles vergessen und Nächte lang nur noch dich spüren.

Und ich will nackt mit dir tanzen, meinen Kopf mit dir teilen
will dich anschreien und streiten, dir alles verzeihen.
Deine Leichtigkeit fehlt mir, ohne dich scheint vieles so schwer.
Und zwischen Liebe und Tränen und Träumen
erhasch' ich den letzten Kuss von dir.
Zwischen Menschen und Koffern und Säulen
erhasch' ich den letzten Blick von dir.
Und ich atme die kalte Dezemberluft und bin leer.

Da ich der schlechteste Reimer/Dichter/whatever bin, ist das ein Song meiner Lieblingsband Heisskalt. Der Song heißt Dezemberluft, fand ihn' irgendwie passend :)

ps: Kommentare machen glücklich ^^

My homeless Romeo [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt