Tina hat endlich ihr erstes Staatsexamen in Jura erhalten und kann endlich mit dem Referendariat in der Kanzlei ihres Vaters beginnen.
Sie freut sich darauf, Seite an Seite mit ihm die Zivilrechtsfälle bearbeiten zu können, doch dann kommt alles an...
Leise erlischt der Klang des Motors. wie immer gepflegt und höchst ansehnlich gekleidet, dreht David neugierig den Kopf zu mir, während er sich abschnallt. "Nervös?" Der Schalk sitzt ihm wieder mal im Nacken.
Freudlos lache ich auf. "Sind doch nur meine Eltern."
Ja, nur meine Eltern! Den einen Teil von ihnen kennt er bestens. Aber der andere, der ... mütterliche Teil, den würde ich einfach nur gerne auslassen wollen.
Belustig zieht er eine Braue in die Höhe und beugt sich zu mir herüber. Sein Aftershave dringt unnachgiebig in meine Nase ein und macht mir schlagartig wieder Lust die parfümierte Haut zu küssen. "Denen du mich heute vorstellst!"
Gekonnt versuche ich alles um meine Haltung zu bewahren. "Hätte ich das vor einigen Wochen gewusst, hätte ich mich gleich von der Staatsexamensprüfung abgemeldet."
David, der sich kaum noch ein Lachen verkneifen kann, drückt auf dem Löser meines Gurtes und schnallt mich ab. Als er mir den Gurt ablegt, streifen seine langen dünnen Klavierfinger dabei nicht gerade unauffällig meine recht Brust. Sofort spannen sich sämtliche Muskeln meines Körpers schlagartig an.
Zu was dieser Mann mit nur einfachen Berührungen im Stande ist mit mir zu tun, sollte verboten sein.
Sein heißer intensiver Blick macht mich komplett kirre. Aber hier ist definitiv nicht der richtige Ort für sowas. Nicht vor dem Haus meiner Eltern. Und erst recht nicht, wenn meine Mutter keine dreißig Meter von uns gerade ihren Braten in die Röhre setzt.
So wie ich sie kenne, wird sie schon mit dem Fernglas nach irgendeinen Auto Ausschau halten, dass in ihre Einfahrt fahren könnte.
"Diese Familiensache nimmt dich mehr mit als die miese Examensnote, mhm?" Seine rauchige dunkle Stimme hallt tief in meinen Ohren und versetzt mir unverhofft eine Gänsehaut von Kopf bis Fuß.
Na da ist ja wieder jemand in Höchstform.
"Im Gegensatz zu dir, habe ich ein richtiges Prädikat und nicht nur das Kleine!" Frustriert öffne ich die Türe und steige aus. Ich brauch frische Luft oder irgendwelche, die nicht schon förmlich vor David brennt. Ich muss nicht mal bis drei zählen, als sowohl David an meiner Seite ist, als auch meine Mutter mit einem überdimensionalen Winken an der Haustür steht - in Schürzte und ihrem guten Sonntags-Ausgehkleid gekleidet. Ihre blonden langen welligen Haare, die ich eindeutig von ihr habe, hat sie elegant in einem Dutt verstaut. Sie sieht wundervoll aus. So wie immer.
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Wie ein Boden-Lotse winkt sie uns den Weg zu. "Tinchen-Bienchen! Da ist ja meine fleißige Anwältin!"
"Wag es dir ja nicht zu lachen." murmle ich fast schon im bitterbösen Ton zu David, der sich wieder einmal bemühen muss, nicht loszulachen.
Nach einer langen über-warmherzlichen Begrüßungsumarmung stelle ich meiner Mutter David vor. Es ist erstaunlich welche seriöse, souveräne und legt eine freundliche Manier an den Tag legen.
