Puppenspiel

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"Wieso hast du mir das nicht vorher gesagt, Puppe?"

Verständnislosigkeit mit einer Mischung aus Zorn und Trauer schwebt wie dunkle Gewitterwolken in Davids Gesicht herum, als er mich in den Arm nimmt und obligatorisch meinen Rücken tätschelt.

So mitfühlend habe ich ihn ja noch nie erlebt. Erst diese Liebesbekenntnis, dann das Entsetzen über die Abtreibung und jetzt das.

Sanft löse ich mich aus unserer Verbindung und sehe ihn bedrückt an. "Wollte ich, aber wie denn? Zu sowas eine passende Gelegenheit zu finden, ist nun wirklich nicht einfach."

Mitfühlend versucht er knapp zu lächeln, scheitert aber vergeblich daran. "Würde immerhin mit seiner Behauptung übereinstimmen, dass er allen die Wahrheit kundtun würde."

"Ich weiß es nicht, David. Warum sollte er das wollen? Alle würden es erfahren und das würde doch eindeutig kein gutes Licht auf seine Bank werfen."

Skeptisch setzt sich David wieder auf seinen Stuhl und deutet mir an, es sich auf seinen Schoß gemütlich zu mich.

Na wenn er das will! Kommt mir recht.

"Schon mal recherchiert, ob es der Bank noch gut geht?"

Fragend hebe ich eine Braue an. "Das hätte doch groß in der Zeitung gestanden. Ihm gehört die zweit größte Bank Hamburgs!"

Nachdenklich beginnt David mit seinen Kiefer zu mahlen. "Gibt es noch irgendwas, man über dich wissen sollte?"

Wie bitte?

"Nein! Ich hab weder in meinen Leben eine Straftat vergangen, noch ein Versuch betrieben noch irgendwas sonstiges!"

"War ja nur eine Frage." sagt er anklagend und streicht meinen Rücken nachdenklich auf und ab.

"David, das was ich dir gerade gesagt habe, ist vertraulich. Ich will nicht, dass es meine Eltern erfahren, okay?" Eigentlich hätte ich mir die Frage auch einfach stecken lassen können, als ich David dabei ertappe, wie er fast wie in Trance schon mein Gutachten schreibt. "David!"

"Ja ja!"

Frustriert stöhne ich auf und will mich schon von ihm schälen, als die Arme des Anwalts zackig um mich legen und festhalten.

Verwirrt sehe ich ihn an, doch Schneider greift nur nach etwas, was er mir promt vor die Nase hält. Das muss es gewesen sein, was er vorhin die ganze Zeit in seinem Schreibtischfach gesucht hatte - ein Schlüssel.

"Normalerweise mache ich sowas nicht und du brauchst dich gar nicht erst daran zu gewöhnen, mit mir eine Wohnung zu teilen, Törtchen. Aber genauso wenig hab ich Lust auf eine Zeugenaussage, wenn dich dieser Penner dran bekommt und dir ans Leder will."

Immer noch vollkommen verständnislos sehe ich wie eine Herde Schafe einher, als er ihn mir in die Hand drückt.

"Außerdem will ich mich nicht nochmal auf die Jagd nach einer einigermaßen gescheiden Frau machen, die wenigstens weiß, wie man als und wie im Satz richtig verwendet."

"Willst du mir gerade sagen, dass ich zu dir ziehen soll?"

Die Worte ausgesprochen machen für einen David Schneider noch weniger Sinn. Er kann doch nicht vollkommen über Nacht zum Menschen mutiert sein.

Abwertend hebt er eine Hand und sieht vielsagend zu mir herab. "Nur solange ich diesen Penner nicht dran bekommen hab und die richtige Definition lautet 'Vorübergehend bei mir hausen' - als Gast, wobei Gast bedeuten würde, dass ich dich bewirten müsste. Dann fungierst du mehr als Hausmädchen oder meine Leibeigne auf Zeit. Kannst mir ja wenigstens deinen Frauenpflichten nachkommen und mich bekochen, wenn ich schon Miete zahlen muss."

§ Gesetze der Liebe § Chris Evans Scarlett Johannson FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt