§ Gesetze der Liebe § Chris Evans Scarlett Johannson FF

Clowns und Helden

Mit einem Schluckauf im Peto und drei duzenden Lippenstiftküssen und Stempeln im Gesicht, torkle ich zu Saskias und meinen Stammplatz in der Karaokebar hinüber, an dem schon Lars steht und auf mich grinsend wartet.

Genauso gut betucht wie ich vom Alkohol, breitet Lars seine Arme aus als ich zu ihm wackle und drückt mich eng an sich. Sein wundervoller Geruch nach Wald und Freiheit geht ein seltsam harmonische Kombination mit dem Geruch von Tequila und Guinness ein. Wie man das beides überhaupt zeitgleich trinken ist, bleibt mir bis heute ein Rätsel.

"Die-nor." murmelt er mit seinen sächsischen Dialekt, der mit jeden Kurzen immer deutlich hervortrat. Lars große Hände finden mein Gesicht, während sein Kopf zu mir herabsinkt und mich anlächelt.

Mir ist es sowas von egal, ob Lars immer noch in mich verliebt ist oder nicht. Alles was ich in diesem Moment will, ist endlich jemand, der sich nicht davor scheut mich in die Arme zu nehmen und mir Liebe zu spenden. Doch eins liegt mir noch tief auf der Seele.

Rasch befreie ich mich aus Lars Dschungel an Armen und laufe schwankend - ihn allerdings immer noch an der Hand haltend - zum Mikrofon.

Saskia, die mit ihrem Mann gerade fertig ist mit 'Cherry, Cherry, Lady' geworden ist, reicht uns bereits die Mikros, als wäre es abgesprochen.

Lennard, der fast zwei Meter Mann mit den beeindruckenden Lächeln auf den Lippen und den kurzen schwarzen Haaren, legt liebevoll einen Arm um Saskia und grinst mich an. "Viel Glück, Tinchen."

"Merci." lächle ich zurück und drücke auf den Computer herum bis ich den Titel finde, der mir seit gefühlten Stunden nicht mehr aus dem Kopf geht.

Kaum ist der Titel gedrückt, ertönt aus den uralten Verstärkern links und rechts des riesigen Bildschirms die wohl bekannte Musik.

"Ausgerechnet mir muss das passiern
wir haben '86 und ich altes Trottelgesicht hab mich verliebt
ich sitz hier vor deinem dummen Foto
und bemerk immer wieder wie hübsch du eigentlich bist
und wenn ich mal hochguck dann seh ich den Telefonhörer
und ich denk mir ich nehm ihn ab und ruf dich an und sag's dir einfach
ist doch die einfachste und normalste Sache der Welt
vorher vorher rauch ich noch 'ne Zigarette
meist rauch ich dann zwei oder drei Schachteln und halt meine Klappe
nein für mich bist du nicht nur hübsch du bist mehr für mich
ich liebe dich" spreche ich den Text wie auswendig gelernt mit, bis endlich die Musik ansetzt und mit mir Lars los jodelt.

"Fast kommt es mir wie eine Krankheit vor
nimmst du meine Hand dann denk ich: Das muss wohl Fieber sein
jaja ich weiß das geht ja auch wieder weg
doch ich will dass danach Freundschaft bleibt
und nicht bloß Dreck und nicht bloß Dreck
Ich will mit dir lachen wenn niemand mehr mit dir lachen kann
will deine Hand im Notfall spür'n
werd dir nie sagen du gehörst mir denn auch ich gehör dir nicht
oh bitte lach jetzt nicht ich liebe dich."

Und da ist er plötzlich wieder - dieses schiefen Lächeln von Lars, das meine Wangen zum Glühen bringt.

Und als ob dieses Lächeln nicht schon schlimm genug wäre, singen wir abwechselnd "Ich liebe dich"
"Ich liebe dich"
"Ich liebe dich oh oh"
"Oh ich liebe dich"
"Oh ich liebe dich"
"Liebe dich"
"Ich liebe dich"

Gemeinsam treffen unser Stimmen und Körper zusammen. "Oh oh Manchmal spür ich dass du mich ohne ein Wort verstehst
und wenn du mit mir schläfts dass sich unter mir der Boden dreht
wir versprechen uns wirklich keine Ewigkeit
alles kommt wie es kommen soll ich bin zu allem bereit zu allem bereit

Möcht gern neben dir stehn wenn niemand mehr neben dir stehen mag
möcht spürn wenn es Zeit ist für mich zu gehen
gib mir noch 'ne Zigarette ich bin völlig aufgedreht
oh bitte lach jetzt niiih-cht ich liebe dich-"