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Nach etwa zwei Stunden sind alle ziemlich betrunken. Vor allem mal wieder  Clara. In der Zeit in der ich sie kenne habe ich sie öfter betrunken als  nüchtern erlebt. Matt kann sich auch kaum mehr gerade halten und  Natalie ist irgendwann torkelnd davon spaziert, um sich von einem Typen  um die Ecke die Zunge in den Hals schieben zu lassen, wie ich nach einem  Gang auf die Toilette feststellen konnte.

Lediglich  Kyle und ich sind die einzigen nüchternen Personen hier. Hätte ich doch  lieber auf mich gehört und wäre zu Hause im Bett geblieben. Dort hätte  ich machen können, was wirklich Spaß macht. Lesen und mit Chris  telefonieren.

Clara  tanzt gerade in sexy Bewegungen auf unserem Tisch. Das ein oder andere  Glas wurde dabei schon umgeworfen und das ganze sieht aus, als wäre es  eine ziemlich unsichere Rutschpartie. Ich bin ein wenig schockiert, dass  Clara sich einfach so leicht hingibt und ich muss ehrlich sagen, ein  wenig billig für die Typen posiert. Da fällt mir auch Isaac wieder ein,  dem das ganze bestimmt nicht gut gefallen würde.

„Du  bist auch dein ganzes Leben nur am nachdenken, oder?" Kyle hat sich  neben mir fallen lassen. Er streckt die Beine von sich und lehnt den  Hinterkopf mit geschlossenen Augen an die Lehne des Ledersofas.  „Analysierst du alles zu Tode?"

„Ich  habe nicht analysiert", grummle ich und stelle mein Glas auf den Tisch,  als Clara davon herunterspringt. Sie torkelt weiter in Richtung Bar.

„Mich  wundert es, dass du es solange hier aushältst. Eigentlich war ich fest  davon ausgegangen, dass du nach einer halben Stunde zu mir angerannt  kommst und nach Hause willst, um dich hinter einem Buch zu verstecken."

Ich mustere ihn von der Seite. „Falsch gedacht. Außerdem wäre ich in diesem Fall ganz bestimmt nicht zu dir gelaufen, King."

„Komisch, im Verbindungshaus kamst du auch ganz zufällig in mein Zimmer."

Ich  lache. „Du bildest dir ein ich würde dir hinterherlaufen wie Natalie?  Nein. Wieder falsch gedacht. Ich war völlig neben mir und habe in das  erst beste Zimmer gekotzt, dass mir zur Verfügung stand. Dass es  ausgerechnet deines war, hat nichts mit deiner Persönlichkeit zu tun."  Ich verschränke die Arme vor der Brust, um meine Stellung zu  verdeutlichen. Etwas absurderes hätte Kyle mir wohl kaum unterstellen  können. Es war wirklich nur reiner Zufall, dass ich ausgerechnet vor  seinem Zimmer gelandet bin. Wahrscheinlich hat er ein zu großes Ego,  weil ihm sonst jedes Mädchen hinterherläuft und alles dafür geben würde,  mal in seinem Zimmer übernachten zu dürfen.

„Red' dich nicht raus, Süße. Ich kenne dich und ich kenne mich."

„Aha.  Du kennst mich also, weil ich 20 Minuten in deinem Zimmer mit Kotzen  verbracht habe? Und was soll das überhaupt heißen „Ich kenne dich und  ich kenne mich"?"

Er  sagt nichts. Stattdessen schaut er mir in die Augen und hat wieder  dieses spitzbübische Grinsen auf den Lippen. Plötzlich beugt er sich zu  mir rüber. Ich zucke zurück, als seine Finger mir eine Haarsträhne  hinters Ohr streichen und seine Lippen beinahe mein Ohr berühren. „Wie  du auf mich reagierst, gibt einiges über uns preis, meine Liebe." Ich  bekomme eine Gänsehaut und schließe unwillkürlich die Augen. Scheiße,  sein Atem auf meiner Haut fühlt sich wirklich gut an...

Ich schüttle den Kopf. Was ist los mit mir verdammt?! Schnell rapple ich mich auf.
„Komm  mir nie wieder so nah", fauche ich. „Du bist wirklich unverschämt! Erst  redest du so schlecht über mich und dann..." Ich werde unterbrochen,  weil mein Handy in meiner Hosentasche beginnt zu vibrieren. Ich taste  danach und erkenne Chris Namen auf dem Display. „Arsch." Knurre ich noch  in seine Richtung und schnappe mir dann schnell meine Jacke und  verschwinde nach draußen.

HOLD ME TIGHT - abgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt